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100 Gecs im GloriaWie die Kultband der Generation Z Köln zum Hüpfen bringt

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Laura Les von den 100 Gecs im Gloria

Köln – Stellen sie sich vor, sie finden eine alte Schallplatte mit einer Synthesizer-Fassung des „Ententanz“ darauf. Stellen sie sich vor, sie spielten das Knistervinyl ab, aber auf 45 Umdrehungen in der Minute beschleunigt und mit voll aufgedrehter, bedenklich scheppernder Anlage.

Und jetzt stellen sie sich noch vor, zwei Ausgeflippte in leuchtenden Zaubererkostümen stürmten ihre Wohnung, griffen nach mittels Autotune verzerrten Mikrofonen und brüllten immerfort: „Ich habe mir meinen Zahn entfernen lassen.“ Dann haben sie eine ungefähre Idee davon, wie die Musik der amerikanischen 100 Gecs funktioniert.

Das Duo aus Laura Les und Dylan Brady – sie lebt in Chicago, er in Los Angeles, ihre Partnerschaft ist rein musikalisch – produziert extrem hochtourigen Pop aus den übelriechendsten Resten seiner Subgenres. Die Musik im Kölner Gloria-Theater kommt aus einem Laptop, der auf einer umgekippten Mülltonne aufgebockt wurde. Das Repertoire reicht von Polka über Ska-Punk und Werbe-Jingles bis Nu-Metal, Hauptsache schön dämlich.

Wegwerfpop als letztmögliche Protestmusik

Das sind die 100 Gecs nun allerdings ganz und gar nicht, denn aus diesem Gebräu ungenießbarer Zutaten hexen sie lakonische Songs, die im gleichen Maße eingängig wie widerständig sind: Wegwerfpop als letztmögliche Protestmusik des Turbokapitalismus.

Und ihre Botschaft wird verstanden. Das Gloria ist nicht nur ausverkauft, der Saal bebt vor Erwartung und bricht dann in hyperaktive Hüpfbewegungen und „Gecs Gecs Gecs“-Chöre aus (das „G“ wird hart gesprochen), als das schmutzigblond gefärbte Duo die Bühne betritt.

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Die volle Dröhnung im Gloria

In den USA gelten die Gecs längst als Lieblingsband aufgeweckter Gen-Zler. Eine eher unscheinbare Kiefer in die Les und Brady auf dem Cover ihres Debütalbums ihre Köpfe stecken, gilt inzwischen als Pilgerstätte: Fans deponieren allerhand lustigen Plastikkrimskrams unter den Ästen des ikonisch überhöhten Baums in einem Gewerbegebiet in Des Plaines, Illinois. Die junge Stieftochter des von Steve Martin gespielten Charakters in „Only Murders in the Building“ bekannte in einer Folge der beliebten Krimiserie, dass sie zum 100-Gecs-Baum bete.

Die eingangs erwähnten Zauberermäntel sind schnell abgelegt, darunter trägt man quasi bettfertig Shorts und T-Shirt, nur seinen riesigen, entenkükengelben Kegelhut behält Brady auf. Laura Les übernimmt die charmant-dadaistischen Ansage, auch sie Autotune-verfremdet, und spuckt ihre Zufallsgenerator-Texte über wacklige Klangwände aus, die wie ein Kartenhaus ineinander zusamenfallen.

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Es sind Zeilen, die sich jedem tieferen Sinn verweigern, aber sofort sehr gute Laune generieren: „Stupid horse, I just fell out of the Porsche“, oder auch: „Cheetos, Doritos, and Fritos, mosquitos/ I’m eating burritos with Danny DeVito“.

Als die Gecs plötzlich zu akustischen Gitarren greifen, ist man ernsthaft irritiert, sofort verhakeln sie ihre Finger zu einer Helge-Schneider-artigen Nummer in den Griffbrettern. Doch danach folgt eine Powerballade, für die Jon Bon Jovi seinen Vokuhila gegeben hätte. Möglicherweise handelt es sich beim Oeuvre der 100 Gecs schlicht um gute Musik. Aber dieses Geheimnis wollen wir noch eine Zeit lang für uns behalten.