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„Verknallt in einen Talahon“KI-generierter Song in den deutschen Single-Charts

Lesezeit 2 Minuten
Eine Person arbeitet am Rechner, auf dessen Bildschirm ein durch Künstliche Intelligenz generiertes Illustrationsbild mit Code verschiedener Programmiersprachen und einem neuronalen Netzwerk-Diagramm zu sehen ist.

Der Song „Verknallt in einen Talahon“ ging über TikTok viral und landete Ende letzter Woche auf Platz 48 der deutschen Single-Charts. (Symbolbild)

Josua Waghubinger alias „Butterbro“ hat den Text von seinem Chart-Hit selbst geschrieben. Instrumental und Stimme sind KI-generiert.

Mit einem KI-generierten Song in die Charts: Was wie ein Scherz klingt, ist Josua Waghubinger alias „Butterbro“ gelungen. Der Song „Verknallt in einen Talahon“ ging über TikTok viral und landete Ende letzter Woche auf Platz 48 der deutschen Single-Charts.

Erstellt hat Waghubinger den Song nach eigener Angabe mit Udio, einem generativen KI-Tool, das zur Musikproduktion genutzt werden kann. Nutzer können durch Eingabe von Text, Themen, Genres und anderen Schlagwörtern Tracks generieren lassen, die laut Udio „professionelle Qualität“ erreichen können. Die Lyrics zu seinem Song habe er selbst geschrieben.

Talahon könnte Jugendwort des Jahres werden

Während der Song klanglich an einen Schlager aus den 70er Jahre erinnert, ist der Text brandaktuell. Der Begriff „Talahon“ stammt von TikTok und wird derzeit in der Abstimmung des Jugendworts des Jahres geführt.

Der aus dem arabischen stammenden Begriff wird oft in Bezug auf junge migrantische Männer genutzt, die durch stereotype Merkmale oder Verhalten auffallen. „Ta’al lahon“ heißt übersetzt so viel wie „Komm her“. Lockere Jogginghosen, gefälschte Markenartikel, große Goldketten, Bauchtaschen: Das sind Beispiele für den „Talahon-Look“.

„Butterbro“ erstaunt über Chart-Erfolg

„Ich glaub ich bin verknallt in einen Talahon. Mit Louis-Gürtel, Gucci-Cap und Airmax-Schuhen. […] Das Messer in seiner Tasche ist bestimmt nicht nur fürs Butterbrot“, singt die weibliche KI-generierte Stimme in dem Song.

Der gebürtige Österreicher Waghubinger, der in Bonn bei einem Softwareunternehmen arbeitet, zeigt sich „erstaunt und sprachlos“ angesichts des Charterfolgs. In einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) erklärt er, dass der Erfolg für ihn ein Stück Musikgeschichte sei.

Generative KI-Programme: Ist das Kunst?

Von rechtsextremen Deutungen seines Songs in Bezug auf migrantische Klischees distanziert sich Waghubinger jedoch. „Der Text bedient sich bewusst an Klischees, richtet sich aber niemals gegen die Herkunft einer Person, sondern ausschließlich und mit einem Augenzwinkern gegen selbst gewählte Eigenschaften und Verhaltensweisen“, erläutert er dem RND.

Die Frage, ob KI-generierte Inhalte Kunst sind oder sein können, ist seit dem Aufkommen generativer Tools wie Text-Generierungssystem ChatGPT oder dem Bildgenerierungssystem DALL-E aktueller denn je. Dabei spielen auch ethische und moralische Fragen eine Rolle. Die Tools nutzen bereits bestehende Kunst, um „neue“ Werke zu erschaffen und bedienen sich dabei an Inhalten, die urheberrechtlich geschützt sind. Viele Kreative befürchten, durch KI ihren Job zu verlieren. (lp)