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Verlegerin Franziska Emons-Hausen„Ich mache mir Sorgen um die Kulturstadt Köln“

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Franziska Emons-Hausen

Franziska Emons-Hausen

In unserer Reihe „Mein Kulturmonat“ spricht die Verlegerin des Emons Verlags über die Lage der Literatur in Köln und gibt Tipps für den Januar.

Bevor ich im Verlag angefangen habe, habe ich Mode- und Designmanagement studiert. Deswegen interessiere ich mich natürlich auch für die Arbeit des Museums für angewandte Kunst (MAKK) und ärgere mich sehr darüber, dass sich die längst überfällige Generalsanierung so lange hinzieht. Wie ja auch sonst so vieles in Köln.

Wir sitzen mit unserem Verlag direkt am Neumarkt und hoffen sehr, dass die Oper und das Schauspielhaus bald wieder öffnen – unter anderem auch damit es hier abends endlich mal wieder ein bisschen belebter ist. Denn dass das Publikum fehlt, merkt man schon sehr: Wenn man abends das Büro verlässt, fühlt man sich oft sehr unsicher. Der Neumarkt ist ja ohnehin so ein Problemplatz, und jetzt ist zusätzlich auch noch die Stadtbibliothek wegen Sanierung geschlossen. Und selbst das Interim verzögert sich schon wieder.

Die Stadtbibliothek hat hier am Neumarkt übrigens auch ein tolles Kulturprogramm für Kinder gemacht – davon könnte Köln noch viel mehr gebrauchen. Kulturveranstaltungen für Kinder sind immer so weit in der Zukunft ausgebucht, dass spontane Besuche oft nicht möglich sind.

Sorge um die Crime Cologne

Selbst beim Literaturhaus – das sich ja mit dem „Jungen Literaturhaus“ auch sehr für Kinder engagiert – soll jetzt gespart werden. Auch Comic, Film – das alles findet kaum mehr statt. Gerade diese kleineren Häuser und Projekte leiden. Alles, was Förderung braucht, weil es einfach Nische ist. Da hat richtig die Sparkeule zugeschlagen. Ich finde das wirklich alarmierend. Köln war doch immer eine richtige Kulturstadt – und um die mache ich mir gerade Sorgen.

Auch die Crime Cologne wird es wahrscheinlich so nicht mehr geben können, weil die Stadt uns die Mittel kürzt. Ich finde das so traurig, weil wir zwölf Jahre so hart um eines der größten Krimifestivals in Deutschland gekämpft haben. Mein Vater Hejo Emons hatte die Crime Cologne 2012 mit initiiert. Und die ganze Arbeit dafür machen wir ja mehr oder weniger ehrenamtlich nebenher, weil wir es wichtig finden, dass die Krimilandschaft hier in Köln belebt wird. Anstatt jetzt auch noch um die Förderung für die Crime Cologne kämpfen zu müssen, würden wir uns eigentlich lieber mehr auf unser Kerngeschäft, nämlich das Verlagsprogramm, konzentrieren.

Ich glaube, die geplanten Kürzungen bei der Kultur sind insgesamt ein riesengroßer Fehler. Denn das kann auch ein Todesstoß sein, wenn man auf einmal Mitarbeitende einsparen muss. Und was einmal kaputt ist, baut man so schnell nicht wieder auf. Mal ganz davon abgesehen, dass wir hier wirklich von Peanuts reden, wenn man sich die gesamte Haushaltsplanung anschaut. Also ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben...

Ich glaube, die geplanten Kürzungen bei der Kultur sind insgesamt ein riesengroßer Fehler
Franziska Emons-Hausen

Das öffentliche Interesse für die Zusammenlegung des Rheinischen Bildarchivs (RBA) mit dem Stadtarchiv ist ganz sicher nicht so groß wie das für die freie Kulturszene. Aber uns hat diese Entscheidung der Stadt Köln auch getroffen. Das RBA gibt es schon seit 1926 – das Archiv umfasst 5,4 Millionen Bilder, zum Beispiel viele Nachlässe von Fotografen. Allein von dem berühmten Kölner Fotografen Chargesheimer besitzt das RBA mehr als 40.000 Aufnahmen sowie Dias und Negative! Vor zwei Jahren hat die Stadt Köln dann das RBA ins allgemeine Historische Archiv der Stadt Köln eingegliedert und die Leiterin wurde intern versetzt. Mit ihr zusammen haben wir mehrere tolle Bildbände veröffentlicht wie „Fotografen sehen Köln“, „Chargesheimer fotografiert Jazz“, „In der Eifel“ und ganz aktuell den mit dem Fotopreis ausgezeichneten Band „Fotogeschichten Kölner Südstadt“.

Ich hoffe, dass mit der Eingliederung und dem Verlust der Eigenständigkeit des RBA die enorme Bedeutung dieser Institution nicht verloren geht und die fotografischen Schätze auch weiterhin an die Öffentlichkeit gelangen und nicht in Vergessenheit geraten. Denn die Fotos gehören doch eigentlich uns allen! Meinem Vater, der den Verlag vor 40 Jahren gegründet hat und leider 2023 verstorben ist, war das auch sehr wichtig. „Das sind Schätze, die erhalten bleiben müssen“, hat er immer gesagt.

Schöne Kunstausstellung im Qvest Hotel

Um jetzt wenigstens noch etwas Positives zu sagen: Ich war neulich im Qvest Hotel am Gereonskloster zwischen Friesen- und Christophstraße. Da gab es eine unglaublich schöne Kunstausstellung von einem unserer ersten Krimiautoren, zu der wir einen Kalender herausgegeben haben. Da kann ich auch ganz elegant vom Thema Archiv überleiten, denn früher war in dem denkmalgeschützten neogotischen Gebäude das Kölner Stadtarchiv. Und in diesem alten Gebäude ist so ein Designschatz entstanden! Das Qvest Hotel und die Bar Rossi sowie das benachbarte La Fonda Restaurant hat Michael Kaune entwickelt und mit Mid-Century-Design-Klassikern und zeitgenössischer Kunst ausgestattet. Das ist der Macher des gleichnamigen Magazins, das übrigens auch aus Köln kommt. Qvest The Room nimmt in Kürze auch an den Passagen teil, Kölns Design-Festival, das vom 10. bis 16. Januar im ganzen Stadtgebiet stattfindet. Hier kann man immer tolle Entdeckungen machen.

Als Kölnerin und Kölner ist man ja selbst nie im Hotel – aber man kann ja auch in die Bar oder ins Restaurant des Qvest gehen. Ich finde, da lohnt es sich auf jeden Fall mal hineinzuschauen, wenn man in der Ecke ist. Da spürt man sofort ein bisschen internationales Flair mitten in Köln.

Franziska Emons-Hausen ist seit 2023 Verlegerin des Kölner Emons Verlags. Sie trat damit die Nachfolge ihres im selben Jahr verstorbenen Vaters Hejo Emons an, der den Verlag 1984 gegründet hatte.


Drei Kulturtipps für den Januar

10. - 16. Januar 2025 Die PASSAGEN Interior Design Week Köln sind die größte deutsche Designveranstaltung. Eintritt frei, im gesamten Stadtgebiet.

11. Januar 2025 | 15:00 Uhr - LeseWelten im Museum / Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur. Die Vorlese-Initiative LeseWelten der Kölner Freiwilligen Agentur e.V. lädt zweimal im Monat – am letzten Sonntag um 15 Uhr und jeden ersten Donnerstag um 16 Uhr – zu einer ehrenamtlichen Vorlesestunde ein.

18. Januar 2025 | 20:30 Uhr - LESUNG Am Kronleuchter hängen wir nicht immer / Marina Barth / Emons Verlag, Klüngelpütz Kabarett & Theater · Gertrudenstraße 24 · 50667 Köln, Eintritt ab 24 Euro. Tickets gibt es hier.