AboAbonnieren

RatsbeschlussKöln soll wieder Tanzstadt werden – Depot bleibt bestehen

Lesezeit 3 Minuten
XERROX Vol. 2
von Richard Siegal / Ballet of Difference am Schauspiel Köln

Szene aus einem Abend des Kölner Ballet of Difference

Bei einer Sondersitzung des Betriebsausschusses Bühnen der Stadt Köln herrschte parteiübergreifender Konsens: Die rechtsrheinische Spielstätte in Mülheim bleibt.

Köln wird wieder Tanzstadt. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass das Depot für den Aufbau einer Tanzsparte angemietet werden soll. Schon auf der unmittelbar vor der Sitzung anberaumten Sondersitzung des Betriebsausschusses Bühnen zeichnete sich ein parteiübergreifender Konsens ab: Demzufolge soll das Depot im Mülheimer Carlswerk in seiner Gesamtheit erhalten bleiben, also mit den Spielstätten Depot 1 und Depot 2, sowie dem Carlsgarten.

Auch Stefan Bachmann und sein Interims-Nachfolger Rafael Sanchez wohnten der Sitzung bei, für Bachmann, der 2024 ans Wiener Burgtheater wechselt, geht es immerhin um seine Hinterlassenschaft nach elf Jahren abseits des Offenbachplatzes.

Wenn das Schauspiel dann endlich in die Innenstadt zurückkehrt, sollen das Depot als seine rechtsrheinische Spielstätte erhalten bleiben - für die von Hanna Koller kuratierten internationale Tanzgastspiele und für die freie darstellende Kunstszene. Und als Stammhaus einer eigenen Tanzsparte. Seit 2009 hat Köln keine eigene Tanzkompanie mehr gehabt, seit 2019 ist Richard Siegals Ballet of Difference am Schauspiel Köln beheimatet. Die Vorstellungen des hochklassigen BoD sind fast immer ausverkauft, trotzdem handelt es sich hierbei eher um ein langes Engagement als um eine „eigene erkennbare Sparte der Bühnen“, wie sie laut Beschlussvorlage ab der Spielzeit 2025/26 fest eingerichtet werden soll.

Die SPD bleibt bei eigener Tanzkompanie kritisch

Der gemeinsame politische Wille dafür ist nun jedenfalls zum ersten Mal seit Jahren vorhanden. Diverse Änderungswünsche der Parteien an der Vorlage der Verwaltung berührten kaum den eigentlichen Kern des Unterfangens. Nur die SPD schlug vor, die Planungen zum Aufbau einer festen Tanzsparte unter Federführung der Bühnen vorerst nicht weiterzuverfolgen. „Eine eigene Kompanie stärkt noch nicht die freie Tanzszene Kölns“, gab Maria Helmis für ihre Partei zu bedenken und schlug stattdessen vor, das Depot zum „Haus für die freien darstellenden Künste“ umzuwidmen, mit ausdrücklicher Berücksichtigung des Tanzes.

Der Änderungsantrag wurde abgelehnt, ebenso wie der Antrag der FDP, das Engagement des Ballet of Difference bis zum Spielbeginn einer neuen Kompanie zu verlängern und der Antrag der Linken, neben dem Depot auch die Halle Kalk zu erhalten.

Wer zahlt, wenn die erhofften Drittmittel ausbleiben?

Angenommen, mit den Stimmen von Grünen und CDU, wurden dagegen die Änderungswünsche der Grünen: Sie schreiben der Verwaltung den Auftrag zur Kulturvermittlung mit in die Vorlag, die angemessene Beteiligung der freien Szene bei der Weiterentwicklung des Depots und stellen vor allem die Frage, wo das restliche Geld für das aufwendige Vorhaben genommen werden soll, falls die avisierten Drittmittel nicht fließen sollten, wie erhofft.

Das Geld, sagte Brigitta von Bülow von den Grünen, müsse dann aus dem Etat der Bühnen kommen, eventuell noch aus dem des Gürzenich-Orchesters. Auf keinen Fall dürfe die Finanzierung zulasten der freien Szene gehen.

Die Konzepte – sowohl der neuen Tanzkompanie als auch der Zusammenarbeit der verschiedenen Betreiber des Depots – seien bewusst offen gehalten, äußerte sich Kulturdezernent Stefan Charles. Dazu werde man sich in den nächsten Jahren noch viele Gedanken machen, „aber wenn wir jetzt schon alles vorgeben, wird es schwieriger, ein Modell zu entwickeln, das dann auch gefördert wird“.

Der Fokus des Depots bleibe auf jeden Fall beim Tanz: „Wir können“, so Charles, „mit einem Gebäude nicht alle kulturellen Wünsche der Stadt befriedigen.“ Es sei nun zwar alles „ein bisschen Last Minute, ein bisschen Showdown“, so Charles, aber so funktioniere eben die Dramaturgie der Kölner Politik. Auf jeden Fall sei diese Beschlussvorlage die wichtigste seiner Amtszeit.