Die neue HBO-Serie, die bei uns bei Sky läuft, ist die emotionale und brutale Reise eines ungleichen Duos durch eine postapokalyptische Welt.
Streaming-Tipp„The Last of Us“ ist ein Roadmovie durch die Postapokalypse <i></i>
Mit Verfilmungen von Videospielen ist es so eine Sache. Zumeist funktionieren die eher nicht so gut. Das liegt oft daran, dass die Macher möglichst schnell neue Märkte akquirieren wollen, sich mit der Nachhaltigkeit der Stoffumsetzung jedoch nicht länger beschäftigen. Das war zum Beispiel so bei der Verfilmung von „Resident Evil“. Da kam eventuell noch der erste Teil gut an, die Fortsetzungen präsentierten sich jedoch als billiges Trash-Kino. Auch der erste „Uncharted“-Film war mehr Action-Feuerwerk als Erzählkino. Dabei hätte die Spieleserie des Entwicklers Naughty Dog durchaus mehr Tiefe verdient gehabt.
Mit „The Last of Us“ könnte das nun alles anders werden. Showrunner ist Craig Mazin, der schon mit der Mini-Serie „Chernobyl“ einen viel gefeierten Erfolg für HBO/Sky abgeliefert hat. Er arbeitet dabei eng mit Neil Druckmann zusammen, der maßgeblich für die beiden Playstation-Hits verantwortlich war und zudem Co-Präsident des Entwicklers Naughty Dog ist. Beide zeigen mit der neunteiligen Serie jetzt, wie das richtig geht mit dem Umsetzen eines Videospiels.
Eine einführende Szene, die im Spiel komplett fehlt
Die Handlung beginnt zunächst im Jahr 1968, in dem zwei Wissenschaftler darüber spekulieren, dass durch den Klimawandel auch Pilze mutieren, die Gehirne der Menschen befallen und sie so zu willenlosen Monster machen könnten. Diese Wesen, im Spiel später „Clicker“ genannt, wollen nichts anderes, als weitere Menschen befallen. Eine einführende Szene, die im Spiel übrigens komplett fehlt, zur Einordnung der kommenden Geschehnisse aber wohl hilfreich ist.
Das ganze Drama eines solchen Ausbruchs wird dann im Jahr 2003 am Beispiel der Brüder Joel und Tommy beziehungsweise Joels Tochter Sarah geschildert. Die 14-Jährige hat gerade das Geburtstagsgeschenk, eine reparierte Uhr, an ihren Vater überreicht, als das Chaos ausbricht. Flugzeuge stürzen ab, friedliche Nachbarn verwandeln sich in blutrünstige Monster und das Militär beginnt damit, den Vorort abzuriegeln. Joel und Tommy, die wohl eine eigene Militärvergangenheit haben, versuchen, mit der Tochter den Ort zu verlassen, müssen aber erkennen, dass das Militär die Ausbreitung der Infektion verhindern will und alle Fluchtwege abgeriegelt hat.
Am Ende einer wilden Autofahrt, die fast eins zu eins aus dem Spiel übernommen wurde, stirbt Sarah durch die Kugel eines Soldaten in den Armen ihres Vaters Joel. Es ist der erste große Schicksalsschlag, auf den noch viele folgen werden und einer, der die intensiven Gefühle widerspiegelt, die „The Last of Us“ auszeichnet.
Eine Entscheidung, die größer und komplizierter nicht sein könnte
Nach dieser Einführung durch Joels Hintergrundgeschichte geht es mit einem Zeitsprung von 20 Jahren weiter. Joel ist mittlerweile 56 Jahre alt und lebt 2023 als Schmuggler im postapokalyptischen Boston. Die Welt hat gegen die globale Epidemie kein Mittel gefunden. Die Forschung wurde sogar eingestellt. In Boston patrouilliert Militärpolizei durch die Straßen. An Kontrollpunkten werden nur Nicht-Infizierte durchgelassen. Menschen, die einen Test nicht bestehen und als infiziert gelten, werden getötet.
In dieser grausamen Welt hat sich eine militante Organisation, die sich Fireflies (zu Deutsch Glühwürmchen) nennt, nicht damit abgefunden, dass es weder Medikamente noch Impfstoffe gegen die Epidemie geben soll. Sie beschäftigt sogar eigene Forschende, die weiter nach einer Lösung suchen. Für das Militär gelten die Fireflies jedoch als Terroristen. In ihrer Gewalt befindet sich auch die 14-jährige Ellie, die offenbar immun ist und daher zu den Forschenden gebracht werden soll.
Für diese wichtige Aufgabe wird nun Joel auserwählt, der fortan mit Ellie durch eine völlig zerstörte Welt reist und sich zahllosen Bedrohungen stellen muss. Nicht nur das Militär ist den beiden auf den Fersen, sondern auch viele infizierte Wesen trachten dem ungleichen Paar nach dem Leben. Am Ende der langen Reise muss Joel dann eine Entscheidung treffen, die größer und komplizierter nicht sein könnte.
Dem aufmerksamen Zuschauer wird bereits im Vorspann auffallen, dass dort nur zwei Hauptdarsteller genannt werden. Das hat den Grund, dass Ellie und Joel auf ihrer Reise zwar vielen Menschen begegnen, aber eigentlich sind sie auf sich alleine gestellt. Mitstreiter überleben nicht oder verweilen an ihrem Ort, während Joel und Ellie weiterziehen.
Gespielt werden die beiden von Bella Ramsey und Pedro Pascal, der bereits in der Star Wars Serie „The Mandelorian“ in einer Art Vaterrolle überzeugen konnte. Beide gehörten auch zum Cast der HBO-Serie-„Game of Thrones“. Obwohl sie ihren Videospiel-Vorbildern nicht wirklich ähnlich sehen, war es eine richtige Entscheidung, auf die beiden zu setzen. Die Chemie stimmt, wobei vor allem Bella Ramsey als quicklebendige, freche und mutige Ellie überzeugt.
„The Last of Us“ ist zwar ein Roadmovie, in dem der väterliche Protagonist zunächst im Vordergrund steht, allerdings wird die Entwicklung der Teenagerin immer bedeutender für die Geschichte. Am Ende ist Ellie sogar eine Art Action-Super-Heldin, die sich hinter keinem männlichen Rollenvorbild verstecken muss. Es bleibt abzuwarten, ob Bella Ramsey dieser Aufgabe in den nächsten Folgen oder sogar Staffeln gewachsen sein wird. Der Auftakt ist auf jeden Fall verheißungsvoll.
„The Last of Us“ läuft mit wöchentlich einer neuen Folge bei Sky Wow. Die lineare Ausstrahlung der Serie bei Sky Atlantic folgt dann erst im März.