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WDR SinfonieorchesterDas neue Jahr klingt weit in den Januar hinein

Lesezeit 2 Minuten
Dirigent Manfred Honeck

Dirigent Manfred Honeck

Das WDR Sinfonieorchester spielte für seinen Abend unter dem Motto „Neujahrsglanz“ populäre Opern- und Operettenmelodien sowie Tänze der Wiener Strauß-Dynastie.

Früher fanden Neujahrskonzerte am Neujahrstag statt - oder auch mal kurz danach. Mittlerweile ist man da deutlich großzügiger geworden. Das WDR Sinfonieorchester ließ sich für seinen Abend unter dem Motto „Neujahrsglanz“ nun sogar bis zum 17. Januar Zeit. Am bewährten Programmkonzept mit populären Opern- und Operettenmelodien sowie Tänzen der Wiener Strauß-Dynastie hielt der österreichische Dirigent Manfred Honeck dabei unverändert fest. Allerdings schaltete der seit vielen Jahren in Pittsburgh wirkende Maestro noch eine „sinfonische Suite“ vor, die er selbst aus Puccinis Oper „Turandot“ extrahiert hat.

Notdürftig verleimtes Potpourri

Das eher dürftig verleimte, beständig im Stück hin- und herspringende Potpourri bescherte vor allem die Erkenntnis, dass auch die Musik dieser kühnsten und modernsten aller Puccini-Opern ohne die menschliche Stimme nicht auskommt. Interessant war immerhin, dass Honeck ausgerechnet den größten Hit der Oper, die Tenor-Arie „Nessun dorma“, in seiner Zusammenstellung unberücksichtigt ließ. Der tönende Flickenteppich, den das WDR Sinfonieorchester mit eher mäßigem Einsatz ausführte, nahm üppige 25 Minuten in Anspruch - daher musste die Sopranistin Magdalena Lucjan ihre vier Beiträge zur ersten Konzerthälfte nacheinander wegsingen. War es das wert?

Die junge Polin, die 2024 beim renommierten Gesangswettbewerb „Junge Stimmen“ in Gütersloh einen ersten Preis gewann, verfügt über eine schöne und helle, gelegentlich etwas unruhig timbrierte Stimme. Mit den Arien von Puccinis Lauretta und Musetta kam sie gut zurecht; für die großen Operettendiven wie Léhars „lustige Witwe“ und Giuditta sollte sie sich noch Zeit lassen. Passender waren (nach der Pause) die beiden Lieder der Adele aus Strauß’ „Fledermaus“, die Magdalena Lucjan mit feinen lyrischen Zwischentönen und ohne überdrehte Soubretten-Koketterie gestaltete. Auch der leichte Melancholie-Flor im zugegebenen Lied der Gräfin aus Strauß’ „Wiener Blut“ lag ihr ausgesprochen gut.

Mit einer straff musizierten „Fledermaus“-Ouvertüre leitete Manfred Honeck die zweite Konzerthälfte ein. Dabei schien er dem künstlerischen Leitsatz zu folgen, dass jedes behagliche Verweilen mit einem nachfolgenden Lospreschen auszugleichen sei - als müsse die vertrödelte Zeit unbedingt wieder aufgeholt werden. Bei der nachfolgenden Serie Wiener Tänze überwogen die Polkas gegenüber den Walzern, daher war insgesamt deutlich mehr krachendes Brio als seidiger Klangschimmer im Spiel - gerade den hätte man sich von einem Orchester dieser Klasse aber natürlich gewünscht. Gleichwohl war das alles gut und souverän gespielt; das Publikum hatte seinen Spaß und wurde gegen Ende noch mit ein paar Gags unterhalten.