Wechsel am Schauspiel KölnChefdramaturgin Beate Heine geht
Köln – Beate Heine, die Intendant Stefan Bachmann 2017 als Chefdramaturgin nach Köln geholt hatte, wechselt zur Spielzeit 2021/22 in gleicher Funktion an das von Karin Beier geleitete Deutsche Schauspielhaus Hamburg.
Dort geht Rita Thiele, die bereits in der Kölner Zeit Beiers Chefdramaturgin gewesen war, in Rente. Beate Heine ist in Hamburg geboren und war bereits von 2009 bis 2015 Chefdramaturgin am Hamburger Thalia Theater.
„Das Schauspiel Köln“, sagt Stefan Bachmann zum Wechsel, „befindet sich seit 2013 bis zur aktuellen Corona-Krise in einem permanenten Ausnahmezustand, der uns im künstlerischen Prozess weniger Einschränkung als vielmehr Freiheit bescherte. Mit Beate Heine wusste ich eine Chefdramaturgin an meiner Seite, die dieser Herausforderung mit ebenso viel Kreativität und Lust entgegentrat wie ich, innovative Impulse mit einbrachte und Entscheidungen, künstlerisch wie politisch, rund vier Jahre mit mir gemeinsam vertrat.“ Für Hamburg wünsche er ihr nur das allerbeste.
Dritter Wechsel seit 2013
Es ist bereits der dritte Wechsel in der Chefdramaturgie unter Bachmann. 2015 trennte sich Bachmann nach künstlerischen Differenzen von Jens Groß, der heute Schauspieldirektor des Theater Bonn ist. Sein Nachfolger Thomas Laue wechselte 2017 als Chefdramaturg zur UFA.
Nun soll der Autor und Regisseur Thomas Jonigk zur nächsten Spielzeit als neuer Chefdramaturg am Schauspiel Köln auf Beate Heine folgen.
Ihre vier Kölner Jahre habe sie als „künstlerisch erfolgreich, kreativ und intensiv erlebt, sagte Beate Heine. Jetzt ziehe es sie in den Norden und sie freue sich auf die neuen Herausforderungen als Stellvertretende Intendantin und Chefdramaturgin am Deutschen Schauspielhaus. „Ich wünsche meinem Nachfolger Thomas Jonigk, dass er ebenso offen und freundlich in Köln aufgenommen wird, wie ich damals.“
Jonigk ist in Köln kein Unbekannter: Er hat in den vergangenen Jahren mehrmals in Köln inszeniert. Auf Heinrich Bölls „Ansichten eines Clowns“ folgten zwei Bearbeitungen viel diskutierter Sachbücher: Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ und Carolin Emckes „Gegen den Hass“. „Mit Thomas Jonigk“, erzählt Bachmann, „verbindet mich eine lange Zusammenarbeit und Freundschaft, die bereits 1991 in Berlin begann.“ In diesem Jahr gründete Stefan Bachmann gemeinsam mit Jonigk, Tom Till, Lars-Ole Walburg und Ricarda Beilharz die freie Berliner Theatergruppe „Theater Affekt“.
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Für Jonigk selbst ist der Ausnahmezustand des Schauspiel Köln „ein vitales Indiz für Utopiepotenzial, Resilienz und Lebendigkeit des Theaters insgesamt“. Er werde versuchen, „die von Beate Heine geleistete Arbeit nicht nur zu würdigen, sondern zu vertiefen und weiterführende künstlerische, gegenwarts-relevante Impulse, Perspektiven und Ausdrucksformen zu verfolgen – auf spielerischer, diskursiver und digitaler Ebene.“
Neben seiner Arbeit als Autor hat Jonigk langjährige Erfahrungen als Theaterpraktiker vorzuweisen: Fünf Spielzeiten lang leitete er das Autorenlabor am Düsseldorfer Schauspielhaus, eine Einrichtung zur Förderung junger Dramatiker und Dramatikerinnen. Als Schauspieldramaturg arbeitete er unter anderem am Düsseldorfer Schauspielhaus, beim Steirischen Herbst und am Schauspielhaus Wien, dessen Chefdramaturg er von 1997 bis 99 war. Bis zum Sommer 2013 war Jonigk vier Spielzeiten lang fester Autor und Dramaturg am Schauspielhaus Zürich.
Von Salzburg bis Berlin
Als Musikdramaturg war er unter anderem bei den Salzburger Festspielen, der Deutschen Oper Berlin, der Königlichen Oper Stockholm, dem Grand Théâtre de Genève sowie De Nationale Opera Amsterdam tätig. Sein Debut als Regisseur gab Jonigk an der Berliner Volksbühne mit einer Inszenierung seines Stücks „Rottweiler“. Danach gastierte er als Regisseur unter anderem am Schauspielhaus Wien, am Theater Luzern, am Schauspielhaus Zürich, am Staatstheater Wiesbaden, am Staatstheater Kassel, am Theater an der Wien und am Staatsschauspiel Dresden.