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„Anne Will“„Ein Waffenstillstand ist das Beste, was Putin passieren kann“

Lesezeit 3 Minuten
Anne Will Weisband

Marina Weisband (vorne) ist bei „Anne Will“ zugeschaltet. 

Beim Talk von Anne Will ging es am Sonntagabend in der ARD einmal mehr um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Raketen auf zivile Ziele – Ist Putin noch zu stoppen?“, lautete die Frage, die die Moderatorin ihren Gästen stellte.

Es diskutierten bekannte Talk-Gesichter wie die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Grünen-Politikerin und Publizistin Marina Weisband neben der Politologin Sarah Pagung und SPD-Politiker Martin Schulz. Zudem saß der bekannte russische Schriftsteller Viktor Jerofejew mit in der Runde. Er gilt als einer der prominentesten Putin-Kritiker und emigrierte im Frühjahr 2022 nach Deutschland.

„Anne Will“: Marie-Agnes Strack-Zimmermann will mehr deutsche Initiative bei Waffen-Lieferungen

Im Grundsatz, dass die Ukraine weiterhin unterstützt werden müsse, waren sich alle Talk-Gäste einig. Angesichts der vermehrten Angriffe Russlands auf zivile Ziele in letzter Zeit war in diesem Punkt kaum Widerspruch zu erwarten. Auch in der Nacht zu Montag flogen Drohnen aus Russland erneut mehrere Angriffe auf die Hauptstadt Kiew.

Es soll sich um Kamikaze-Drohnen aus dem Iran handeln, die sich beim Angriff selbst zerstören. Marina Weisband, in der Ukraine geboren, lobt den Widerstandsgeist der Bevölkerung und berichtet, die Menschen würden auch am Tag nach einem Angriff wieder in den Straßencafés sitzen.

FDP-Politikerin Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, macht wie gewohnt keinen Hehl daraus, lieber früher als später weitere Waffen an die Ukraine liefern zu wollen. Sie betont, dass europäische Absprachen bei diesem Thema natürlich wichtig seien, Alleingänge Deutschlands würden sich verbieten. Allerdings könnte Berlin schon häufiger die Initiative ergreifen, dies würde von den Partnern gerne gesehen und man folge dann auch. „Wir könnten da ruhig etwas offensiver sein“, so Strack-Zimmermann.

Talk-Runde bei „Anne Will“: Spekulationen über Wladimir Putins Absichten

Einmal mehr geht es um die Einordnung von Wladimir Putins Handeln und seine Persönlichkeit. „Ich empfinde Putin als das, was er von seiner Ausbildung her ist, ein KGB-Offizier, ein Geheimdienstmann“, sagt Martin Schulz. Er sei geschult im Täuschen, dies habe der Kreml-Chef zur Perfektion entwickelt. Auch das „terroristische Vorgehen“ gegen Völker sei typisch für Putin. Das Drohen mit Atomschlägen sei ein Teil dieser Geheimdienst-Strategie. Daher müsse man dies zwar ernst nehmen, aber „die große Angst vor den Atomschlägen muss man am Ende nicht haben“, sagt der SPD-Politiker und Ex-Kanzlerkandidat.

Der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew widerspricht. Er traut Putin alles zu: „Er wird alles machen, um nicht als Verlierer dazustehen, alles“, sieht Jerofejew schwarz. Im Westen halte man ihn zu Unrecht für einen rationalen Menschen, dabei könne Putin die Welt mit sich zerstören. Putin sei vor allem „ein Mann des Krieges, ein Hinterhofschläger.“

Sarah Pagungs Äußerungen machen ebenfalls nicht viel Mut. Die Unterstützung für Putin nehme innerhalb der russischen Bevölkerung nur sehr langsam ab, so die Politologin.

Talk bei „Anne Will“: Will Wladimir Putin einen Waffenstillstand?

In der Frage, ob der Diktator im Kreml einen Waffenstillstand anstrebt, gibt es unterschiedliche Meinungen. Pagung glaubt, durch die Teilmobilmachung und die Annexion der Gebiete im Donbass habe sich Putin selber jeglicher Verhandlungsmasse beraubt. Er setze alles auf eine Karte und wolle aufgrund des nicht zufriedenstellenden Kriegsverlaufs der Ukraine massiven Schaden zufügen.

Weisband dagegen sieht Putin eher als Taktiker – also in der Rolle, die auch Schulz betont. „Es ist jetzt eine Phase, in der Putin versucht, sehr sehr viel Terror zu machen. Das nächste, was wir sehen werden, ist, dass er versuchen wird, für einen möglichst schnellen Waffenstillstand Werbung zu machen“, glaubt die ukrainisch-deutsche Politikerin. Für Putin sei ein Waffenstillstand das Beste, was ihm passieren könne. Dann könne er in Ruhe aufrüsten und „dann im Januar, Februar die neue Invasion fahren“.

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„Das Beste, was wir machen können, ist nicht darauf eingehen“, meint Weisband bestimmt und erteilt damit gleichzeitig Forderungen, wie sie teilweise auch von deutschen Prominenten und Linken-Politikern erhoben werden, eine Absage. (cme)