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Künstler greifen auf Bühne Israel an„Ekelhaft und perfide“ – Welle der Empörung nach Eklat bei Berlinale

Lesezeit 4 Minuten
Das Logo der Berlinale am Berlinale Palast.

Das Logo der Berlinale am Berlinale Palast.

Nach Äußerungen von Filmschaffenden und israelfeindlichen Social-Media-Posts gibt es scharfe Kritik am Berliner Filmfestival.

Die Berlinale hat sich von den Äußerungen einzelner Filmschaffender zum Krieg in Nahost bei der Preisverleihung am Samstagabend distanziert, die scharfe Kritik und Empörung ausgelöst hatten. „Die Äußerungen von Preisträger*innen sind unabhängige, individuelle Meinungen. Sie geben in keiner Form die Haltung des Festivals wieder“, teilte eine Berlinale-Sprecherin mit. „Solange sie sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegen, müssen wir sie akzeptieren“, hieß es weiter.

Die Berlinale habe Verständnis dafür, dass die Äußerungen einiger Preisträgerinnen und Preisträger „als zu einseitig empfunden wurden“ – wies aber auch darauf hin, dass Meinungsäußerungen bei Kulturveranstaltungen nicht grundsätzlich verhindert werden könnten und sollten.

Äußerungen von Berlinale-Preisträgern sorgen für Empörung

Während der Preisverleihung am Samstagabend hatten mehrere Preisträger sich in einer Weise zum Gaza-Krieg geäußert, die für Kritik und Empörung sorgte. Filmemacher Ben Russell hatte auf der Bühne von einem „Genozid“ im Gazastreifen gesprochen. Der palästinensische Filmemacher Basel Adra forderte Deutschland unterdessen auf, keine Waffen mehr an Israel zu liefern.

Auffällig war nach Ansicht von Kritikern vor allem, dass viele Beteiligte auf der Bühne einseitig Vorwürfe gegen Israel erhoben, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023 zu erwähnen oder eine Rückführung der israelischen Geiseln zu fordern.

„Wir fordern Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen“

Lediglich die Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, hatte andere Töne angeschlagen: „Wir fordern Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen und wir fordern Israel dazu auf, alles erdenklich Mögliche zu tun, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen und dafür zu sorgen, dass dauerhaft Frieden in der Region wiederkehren kann.“

Der Zentralrat der Juden wies auf X (ehemals Twitter) am Sonntagabend darauf hin, dass bei der Berlinale „schon wieder eine der wichtigsten Kulturveranstaltungen in Deutschland für ideologische Hetze gegen Israel und Juden missbraucht“ wurde. Damit spielt der Zentralrat wohl auf die vergangene documenta fifteen im Jahr 2022 an, die vom Umgang mit als antisemitisch kritisierter Kunst überschattet wurde.

Scharfe Kritik vom Zentralrat der Juden an Berlinale

Auch der Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte scharfe Kritik. „Das, was gestern auf der Berlinale vorgefallen ist, war untragbare Relativierung. In Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene“, schrieb Wegner bei X (vormals Twitter) und forderte von der Berlinale-Leitung, dass sich „solche Vorfälle“ nicht wiederholen dürften. Kultursenator Joe Chialo kritisierte ebenfalls bei X „selbstgerechte antiisraelische Propaganda, die nicht auf die Bühnen Berlins gehört“.

Auch Bundespolitiker meldeten sich zu Wort: Grünen-Politiker Konstantin von Notz nannte den Auftritt Russells „ekelhaft“ und schrieb von einer „perfiden Täter-Opfer-Umkehr“, CSU-Generalsekretär Martin Huber von einer „Schande“ und „offenem Antisemitismus auf der Berlinale“, die von der deutschen Kulturszene mit Beifall bedacht worden sei. Parteikollegin Dorothee Bär griff unterdessen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) scharf an. „Unter dieser Kulturstaatsministerin löst ein Antisemitismus-Skandal den nächsten ab“, sagte Bär der „Welt“.

Berlinale von politischen Debatten geprägt

Laut dem „Tagesspiegel“-Journalisten Julius Betschka hatte Roth bei einer der Reden auf der Bühne, bei der Israel „Apartheid“ vorgeworfen worden war, applaudiert. Das zeigten TV-Aufnahmen, schrieb Betschka in der Nacht auf Montag bei X. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Wegner habe demnach bei der Rede geklatscht, berichtete Betschka weiter.

Die Berlinale war in diesem Jahr besonders stark von politischen Debatten geprägt. Bereits bei der Eröffnungsgala hatten einige Filmschaffende ein Ende der Kämpfe in Gaza zwischen Israel und der Hamas gefordert. Bei der Preisverleihung am Samstag trugen mehrere Menschen auf der Bühne Zettel mit der Aufschrift „Ceasefire Now“ (etwa: „Feuerpause jetzt“) – womit sie für ein Ende der militärischen Aktionen Israels gegen die Terrororganisation Hamas in Gaza protestierten.

Israelfeindlicher Instagram-Beitrag sorgt erneut für Empörung

Für weiteren Wirbel sorgte am Sonntag schließlich ein israelfeindlicher Beitrag auf der Instagram-Seite der Panorama-Sektion der Berlinale, der schnell wieder gelöscht wurde und im Anschluss als Screenshot auf X kursierte. Auf einem Foto war der Spruch „Free Palestine – From the River to the Sea“ („Befreie Palästina – vom Fluss bis zum Meer“) zu sehen. Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer – dort, wo sich jetzt Israel befindet.

Das Filmfestival distanzierte auch hiervon und gab an, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein. Die Posts seien sofort gelöscht worden, zudem werde untersucht, wie es zu dem Vorfall habe kommen können. „Und wir haben Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Wir verurteilen diesen kriminellen Akt aufs Schärfste“, erklärte die Berlinale in einer Stellungnahme. (mit dpa)