AboAbonnieren

„Unverschämt, dass ich gewonnen habe“Das wurde aus den „Wer wird“-Millionären und Promi-Abräumern

Lesezeit 8 Minuten
Günther Jauch mit Ronald Tenholte im WWM-Studio.

Der Kölner Ronald Tenholte gehört zu den Millionen-Gewinnern bei „Wer wird Millionär?“

Die Millionenfrage musste Günther Jauch im vergangenen Vierteljahrhundert nicht allzu oft stellen. Auch einige Prominente haben sich der Herausforderung gestellt. Ein Rückblick.

Am 3. September lief die erste Folge des RTL-Quizklassikers „Wer wird Millionär?“: In 25 Jahren gelang es nur 16 Teilnehmern – Prominente eingeschlossen: Die Frage „Wer wird Millionär?“ muss demnach mit „Nur die wenigsten“ beantwortet werden. Wer es schaffte und was die Quiz-Millionäre mit dem Riesengewinn anstellten – wir blicken zurück.

Der Erste: Professor Eckhard Freise

Nachdem „Wer wird Millionär?“ am 3. September 1999 zum ersten Mal auf Sendung gegangen war, gewann am 2. Dezember 2000 ein Hochschul-Professor die erste Million – damals noch in D-Mark: Professor Eckhard Freise aus Münster. Auf seinen Sieg war er im Rückblick allerdings nicht stolz.

Der damals 55-jährige Geschichtsprofessor Eckhard Freise aus Münster freut sich am 2.12.2000 über den Gewinn von einer Million Mark.

Ging in die Geschichte ein: Geschichtsprofessor Eckhard Freise aus Münster freut sich über den Gewinn von einer Million Mark.

„Ich finde es schon etwas unverschämt, dass ich innerhalb einer halben Stunde eine Million gewonnen habe, weil ich denke, dass es andere Leute gibt, die das Geld ebenfalls oder vielleicht sogar besser gebrauchen könnten“, erklärte der heute 79-Jährige. Vom Gewinn kaufte er eine Doppelhaushälfte, den Rest spendete er. Seit 2016 gehört er seit beim „Quizduell-Olymp“ (ARD) zum Rateteam.

Die erste Millionärin bei „Wer wird Millionär?“: Marlene Grabherr

Eine arbeitslose Bürokauffrau knackte 2001 die Millionenfrage – als erste Frau. Marlene Grabherr aus Baden-Württemberg erriet, „welche beiden Gibb-Brüder der Popband The Bee Gees Zwillinge“ sind. Richtige Antwort: Maurice und Robin. Doch so sehr sich die risikofreudige Kandidatin über ihren Sieg freute, so wenig Glück brachte ihr das viele Geld.

Frau. Marlene Grabherr bei wwm

Marlene Grabherr war die erste Gewinnerin bei „Wer wird Millionär?“

2013 verstarb die erste „WWM“-Millionärin im Alter von 60 Jahren nahezu mittellos. Zeitungsberichten zufolge soll sie ihren Gewinn für den Bau eines Fertighauses, mehrere Sportwagen und Reisen ausgegeben haben.

Der erste Euro-Millionär bei der RTL-Quizshow: Gerhard Krammer

Von der Einführung des Euro profitierte er als Erster: Gerhard Krammer, Philosophie-Student aus Regensburg bekam im Oktober 2002 als erster Kandidat die „wertvollere“ Quiz-Million aufs Konto überwiesen. Der damals 24-Jährige wusste, dass der Schriftsteller Max Frisch „als diplomierter Architekt ein Freibad in Zürich“ erbaute.

Gerhard Krammer bei wwm

Gerhard Krammer bei wwm

Gerhard Krammer kaufte sich vom Gewinn eine Eigentumswohnung und finanzierte sein Studium. Den Rest legte er an und ging auf Reisen. Da sage noch einer, Philosophie sei eine brotlose Wissenschaft.

Die Bodenständige: Dr. Maria Wienströer

„Wer bekam 1954 den Chemie- und 1962 den Friedensnobelpreis?“ Nicht Linus Pauling, nicht Otto Hahn, nicht Pearl S. Buck, sondern Albert Schweitzer! Dr. Maria Wienströer aus Bietigheim loggte die richtige Antwort, D, ein und blieb hinterher ganz cool: Ihren sieben Jahre alten Ford KA, Kilometerstand 150.000, werde sie behalten.

Dr. Maria Wienströer bei wwm

Dr. Maria Wienströer klatsch vor Freude in die Hände.

Das Auto bekam „lediglich ein paar neue Reifen“, Dr. Maria Wienströer hatte Besseres mit dem Geld vor: Sie kaufte sich mit dem Riesengewinn in eine Landarztpraxis für Allgemeinmedizin ein. Die führt sie heute noch. In der Gemeinde Muggensturm in Baden-Württemberg.

Der Träumer: Stefan Lang

Im Laufe einer Sendung fragt Günther Jauch seine Kandidaten in der Regel danach, was sie mit der in Reichweite stehenden Gewinnsumme tun würden. Aufzugmonteur Stefan Lang aus Darmstadt hatte 2006 große Pläne. Sein Traum war es, an dem berüchtigten Triathlon „Iron Man“ teilzunehmen.

Stefan Lang bei wwm

Konnte sein Glück kaum fassen: Stefan Lang nach seinem Millionengewinn bei „WWM“.

Seine Millionenfrage lautete: „Welches chemische Element macht mehr als die Hälfte der Masse eines menschlichen Körpers aus?“ Zur Auswahl standen A: Kohlenstoff, B: Kalzium, C: Sauerstoff und D: Eisen. Hätten Sie es gewusst? Die richtige Antwort lautet C: Sauerstoff. Neben seiner „Iron Man“-Teilnahme finanzierte sich Stefan Lang übrigens auch die Wiederaufnahme seines Studiums.

Der Bahnfahrer: Timur Hahn

Er kam als bettelarmer Langzeitstudent und ging als Millionär. Auf Günther Jauchs Frage, ob er sich von dem Geld einen Jaguar kaufen werde, entgegnete Timur Hahn, damals 26, trocken, er habe keinen Führerschein. Der Mann, der mithilfe seines Bruders als Telefonjoker die Millionenfrage knackte, wollte sich lieber eine Bahncard 100 zulegen.

Timur Hahn bei wwm

Kam ohne Führerschein zu „Wer wird Millionär?“: Timur Hahn.

Da blieben natürlich noch ein paar Euro übrig. Von denen kaufte der Marburger sein Elternhaus auf, schenkte seiner Familie ein Auto und legte den Rest an.

Oliver Pocher war der erste Promi-Gewinner bei Günther Jauch

Immer auf den Kleinen? Oliver Pocher musste schon viel Häme einstecken. Beim 16. „Wer wird Millionär“-Promi-Special 2008 war der Moderator jedoch der Größte. Als erster Star beantwortete Pocher die Millionenfrage richtig – dank Joker.

Oliver Pocher bei wwm

Günther Jauch gratuliert Oliver Pocher bei „Wer wird Millionär?“ zum Trimph.

Das Studiopublikum „wusste“, dass das Nagel-Schreckenberg-Modell eine Erklärung für die Entstehung von Verkehrsstaus liefert. Das Geld spendete der Moderator der Per-Mertesacker-Stiftung und der McDonald's Kinderhilfe.

Thomas Gottschalk: Der Offensichtliche

Dass Günther Jauch bei seinem alten Kumpel Thomas Gottschalk (Bild) bei den Fragen alle Augen zudrückt, war abzusehen. Dass der langjährige „Wetten, dass ..?“-Gastgeber am Ende aber alle 15 Fragen richtig beantworten würde, war 2008 dann doch eine kleine Sensation. Geholfen hatte Gottschalk zuletzt ein gewichtiger Telefonjoker.

Thomas Gottschalk bei wwm

Ließ sich feiern: Thomas Gottschalk nach seinem „WWM“-Erfolg.

Der Moderator hatte Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki angerufen, um von ihm die Antwort auf die Millionenfrage zu bekommen: „Wie hieß Franz Kafkas letzte Lebensgefährtin, die er 1923, ein Jahr vor seinem Tod, kennenlernte?“ Reich-Ranicki wusste die richtige Antwort, ohne zu zögern: Dora Diamant. Dafür rief ihm Gottschalk ein „Ich liebe dich!“ in die Leitung.

Der Lässige: Ralf Schnoor

„Als ich die Frage gesehen hab, war mir klar: Tja, das Ding ist durch“: So erinnert sich Ralf Schnoor an den Moment, als 2010 die Millionenfrage hörte. Weil der Cafébesitzer die richtige Antwort wusste, erlaubte er sich ein Spielchen. Er nutzte seinen Telefonjoker, um zu plaudern. Grinsend gab er nach dem Anruf die korrekte Antwort.

Ralf Schnoor bei wwm

Ralf Schnoor lieferte bei „Wer wird Millionär?“ eine richtige Show ab.

Günther Jauch war fassungslos und das Publikum außer Rand und Band. Die durchaus knifflige Frage: „Wie heißt die erste deutsche Briefmarke, die 1849 in Bayern herausgegeben wurde?“ A: Schwarzer Einser, B: Roter Zweier, C: Gelber Dreier oder D: Blauer Vierer? Richtig war: Schwarzer Einser. Die Million nutzte Ralf Schnoor vorbildlich.

Ralf Schnoor erhöhte die Löhne seiner Angestellten und legte den Rest an. Er war danach häufiger in TV-Quizsendungen zu sehen, etwa als Schiedsrichter in Jauchs Sommersendung „500 - Die Quiz-Arena“.

Die erste Promi-Gewinnerin. Barbara Schöneberger

Große Klappe – und jede Menge Grips: Moderatorin Barbara Schöneberger gewann 2013 als erste Prominente die Million. Das Erfolgsprinzip der kessen Blondine: Mit ihren Jokern ging sie recht sparsam um. Bei der Final-Frage ließ sie sich allerdings von Pankraz von Freyberg, dem Intendanten der Passauer Festspiele, helfen.

Barbara Schöneberger bei wwm

Günther Jauch freute sich mit Barbara Schöneberger.

Ihr Telefonjoker riet ihr bei der Frage, wie der Junge hieß, der im Schiller-Drama „Wilhelm Tell“ den Apfel auf dem Kopf halten musste, zur richtigen Antwort „Walter“. Die Kandidatin jubelte und versprach damals, sollte sie neben ihrem Sohn noch ein weiteres Kind bekommen, es auf jeden Fall Walter zu nennen. Ob ihre 2013 geborene Tochter tatsächlich so heißt, will Schöneberger bis heute aber nicht verraten.

Der Zocker: Sebastian Langrock

Gegenüber von Pokerface Günther Jauch nahm im Jahr 2013 ein zweites Pokerface Platz: Sebastian Langrock, der sein Geld damals mit Pokerspielen verdiente. Von Anfang an war klar, dass es eine spannende Runde werden würde. Am Ende räumte Langrock den Hauptgewinn ab und zwar ohne alle Joker zu nutzen. Seine Millionenfrage: „Wer sollte sich mit der ‚Zwanzig nach vier‘-Stellung auskennen?“

Sebastian Langrock und Günther Jauch jubeln.

Sebastian Langrock braucht bei seinem Run auf die Millionen nicht alle Joker.

Der ehemalige Kellner und Barmann wusste die richtige Antwort, noch bevor sie angezeigt wurde. Der Begriff bezeichnet eine Stellung von Messer und Gabel auf dem Teller. Sein Leben habe sich nach dem Gewinn nicht groß geändert, erzählte Langrock später der „SZ“: „Das Geld ist weder mehr noch weniger geworden, ich habe es angelegt.“ Er spielt noch immer Poker-Turniere.

Der Schnelle: Thorsten Fischer

Der gelernte Hotelfachmann Thorsten Fischer aus Hannover wurde in der Jubiläumsshow zum 15. Geburtstag von „Wer wird Millionär?“ am 17. Oktober 2014 Millionär. Der selbstständige Gastronom beantwortete nur elf Fragen richtig. Der damals 48-Jährige wählte die „Abkürzung zur Million“ – diese Variante galt einmalig beim Jubiläumsspecial!

Thorsten Fischer bei WWM

Thorsten Fischer nahm auf dem Weg zur Million eine Abkürzung.

Fischers Millionenfrage: „Die Entfernung von der Hauptstadt Berlin zum Erdmittelpunkt ist ungefähr so groß wie zwischen Berlin und ...?“ A: Tokio B: Kapstadt, C: Moskau, D: New York. Der Mann mit der Kappe hatte schon alle Joker verspielt, überlegte lange ... und entschied richtig! Auf D, New York. Der Restaurantbesitzer blieb seinem Beruf treu und betrieb weiterhin ein Gasthaus in Hameln. 2020 musste er jedoch Insolvenz anmelden.

Nadja Sidikjar mit eiskalten Nerven und mächtig Dusel zur „WWM“-Rekordsiegerin

Günther Jauch hatte vergeblich während des gesamten „Jackpot-Specials“ am 13. November 2015 versucht, Nadja Sidikjar einzuschüchtern: „Ein Spaziergang wird's nicht!“ Doch die Kommunikationstrainerin und Praxismanagerin aus Dresden blieb ziemlich cool.

Nadja Sidikjar bei WWM

Nadja Sidikjar ließ sich von Günther Jauch nicht einschüchtern.

Nadja Sidikjar gewann schließlich exakt 1.538.450 Euro, da beim „Jackpot-Special“ alle Gewinne nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip aufaddiert werden. Ihr Siegpreis war die höchste Summe, die in der RTL-Showreihe jemals ausgezahlt werden musste.

Der „Handarbeiter“: Leon Windscheid

„Aus insgesamt wie vielen Steinchen besteht der klassische von Ernö Rubik erfundene Zauberwürfel?“ – Dieser kniffligen Millionenfrage stellte sich der Doktorand und Eventveranstalter Leon Windscheid am 7. Dezember 2015. „Nach sehr viel ‚Handarbeit‘ und dem Prüfen aller Möglichkeiten, stand mein Entschluss fest“, erinnert sich der Münsteraner

Leon Windscheid aus Münster beantwortet die 1-Million-Frage in der RTL-Sendung "Wer wird Millionär?"

Leon Windscheid aus Münster konnte sein Glück kaum fassen.

Richtig war Antwort C, 26. Von der überwiesenen Million ist heute nichts mehr auf seinem Konto. Leon Windscheid kaufte sich ein altes Schiff, das er zum Party- und Eventboot umbauen ließ und „MS Günther“ taufte. Außerdem schrieb der heute 35-Jährige mehrere Bücher über Psychologie, betreibt seit fünf Jahren mit Atze Schröder einen Podcast und war zuletzt als Synchronsprecher in „Alles steht Kopf 2“ zu hören.

Der Profi: Jan Stroh

In der Ausgabe zum 20-jährigen „WWM“-Jubiläum 2019 gab es den nächsten Millionär: Jan Stroh marschierte spektakulär durch jede Runde der Show und beantwortete souverän, was Moderator Günther Jauch von ihm wissen wollte. Wohl nie zuvor war ein Kandidat so gut auf seinen Einsatz vorbereitet: Denn Jan Stroh ist „WWM“-Profi, hat alle Folgen gesehen und schmeißt privat Quizparties.

RTL- Moderator Günther Jauch mit Jan Stroh im WWM-Studio.

Der Hamburger Jan Stroh packte in der „WWM“-Jubiläumsausgabe die Millionenfrage.

In der Jubiläumsausgabe, in der nur bereits in früheren Sendungen gestellte Fragen noch einmal gespielt wurden, hatte es Jan Stroh dementsprechend leicht. Der Volljurist aus Hamburg blieb dann auch bescheiden, was seinen Gewinn anging: „Erster und wichtigster Schritt: Weitermachen wie bisher. Ich plane keine unüberlegten Ausgaben“, erklärte er. Ausgegen tut er seinen Gewinn offenbar dennoch: Auf seinem Instagram-Kanal postet er zahlreiche Bilder von seinen Reisen um die Welt.

Der Palettenmann: Ronald Tenholte

Ronald Tenholte und sein Glücksbringer: Bei der 88. Millionenfrage ging es im März 2020 bei „Wer wird Millionär?“ um die Anzahl von Palettenbrettern. Das Anschauungsobjekt war – so der großzügige Moderator Jauch – „im Hauptgewinn inklusive“.

Günther Jauch und Ronald Tenholte tragen eine Holzpalette durch das TV-Studiio.

Mit einer Holzpalette und einer Million Euro ging es für den Kölner Ronald Tenholte nach Hause.

Wie gut, dass Tenholte die Rohstoffe für seine Säfte regelmäßig von ebensolchen Trägern lädt – minutenlanges gedankliches Abzählen und ein letzter mutiger Vorstoß zur Zahl Elf endeten mit Feuerwerk und der Krönung zum Millionär. (TSCH)