Absolventen der britischen Wohltätigkeitsorganisation „Young Classical Artists Trust“ traten in der Kölner Philharmonie auf – mit Erfolg.
YCAT-Collective in der PhilharmonieAbsolventen von britischer Organisation zeigen Talent
![Eingang der Kölner Philharmonie](https://static.ksta.de/__images/2024/11/29/f4c0ec4a-ceca-4f3d-b009-9934cdb95f6a.jpeg?q=75&q=70&rect=0,228,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=a9215e191513eed78abc404d74fe5ed2)
Eingang der Kölner Philharmonie
Copyright: Uwe Weiser
Der britische Young Classical Artists Trust (YCAT) fördert seit 1984 junge Musikerinnen und Musiker bei Karriereplanung, Marketing und internationalen Auftritten. Aktuelle und ehemalige Absolventen bilden das YCAT-Collective. In der Kölner Philharmonie demonstrierte die Formation eindrucksvoll ihr Können. Zum Auftakt des Konzerts bot man mit dem zwei Tage zuvor auf Schloss Elmau uraufgeführten „Microcosm“ von James B. Wilson allerdings nur eine belanglose Petitesse aus viel Mirko ohne Kosmo. Umso willkommener war dann die Erweiterung des überschaubaren Repertoires an Kammermusik für Bläser und Streicher durch das Nonett von Samuel Coleridge-Taylor.
Dieses 1894 uraufgeführte Opus 2 ist eine tolle Talentprobe des damals neunzehnjährigen hochbegabten Sohnes eines Afrikaners und einer Engländerin. Bis zu seinem frühen Tod 1912 schrieb Coleridge-Taylor noch rund achtzig weitere Werke. Im schwungvollen Allegro-Kopfsatz überstrahlt das Horn aufgewühlte Begleitharmonik im zeittypischen Gestus von Brahms. An den Altmeister erinnern auch das kantable Andante sowie viele Farb- und Registerwechsel von Streichern, Bläsern und Klavier. Das Scherzo huscht wie bei Mendelssohn, und ein „Allegro vivace“ setzt dem kurzweiligen Zyklus einen prächtigen Schlusspunkt. Die schulmäßige Form der Sätze folgt klassischen Modellen und die konventionelle Harmonik ist von Wagner noch gänzlich unbeleckt.
Ein Schlüsselwerk gemischter Kammermusik
Neben Beethovens Septett ist Schuberts 1824 entstandenes Oktett F-Dur ein Schlüsselwerk gemischter Kammermusik ohne Klavier. Zugleich bahnte sich der Komponist mit dem fast einstündigen Werk seinen Weg zur großen Sinfonik. Das zeigt sich auch in der stellenweise orchestralen Klanglichkeit und motivischen Verklammerung einiger Sätze. Dem Kopfsatz fügt Schubert eine bezaubernde Coda an, in der das Horn das zentrale Signalmotiv kantabel wendet, um zum wunderbar zarten Gesang der Klarinette im nachfolgenden Adagio überzuleiten. Das Scherzo macht dieses punktierte Motiv dann zur Jagdfanfare. Der Variationssatz lässt jeweils andere Instrumente solistisch führen, wahlweise figurativ, marschartig, hymnisch, nach Moll gewendet oder als bodenständige Schrammel-Musik.
Die exzellenten Solistinnen und Solisten des YCAT-Collective gestalteten die vielen verschiedenen Charaktere, Zäsuren und harmonischen Rückungen dynamisch differenziert mit perfekt synchronisierter Phrasierung und Agogik. Wegen der besonders anspruchsvollen und brillant gestalteten Partien eigens hervorzuheben sind die Geigerin Sini Simonen, der Klarinettist Jonathan Leibowitz und der Hornist Ben Goldscheider. Herzlicher Applaus.