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Skandal um Yilmaz Dziewior?Vorwürfe gegen Kölner Museumsdirektor wegen Nebentätigkeit

Lesezeit 4 Minuten

Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig

Köln – In der Dienstagsausgabe der „FAZ“ liest man Erstaunliches, nach Meinung der „FAZ“ sogar Skandalöses über Yilmaz Dziewior, Direktor des Kölner Museum Ludwig. Allerdings richten sich die in einem ausufernden Artikel erhobenen Vorwürfe nicht gegen Dziewiors Kölner Arbeit, sondern gegen seine Nebentätigkeit als Kurator des Deutschen Pavillons der Kunstbiennale von Venedig.

Alle zwei Jahre treten in Venedig zahlreiche Nationen in den Wettstreit um den Goldenen Löwen, die deutsche Teilnahme wird aus Steuermitteln bestritten und vom Auswärtigen Amt organisiert. Letzteres beruft auch die wechselnden Kuratoren, deren Aufgabe wiederum darin besteht, eine Künstlerin, einen Künstler oder eine Künstlergruppe zu finden, um den Deutschen Pavillon zu „bespielen“.

Wollte Yilmaz Dziewior kulturelles Erbe außer Landes schaffen?

Für die aktuelle Biennale lud der vom ehemaligen Außenminister Heiko Maas berufene Dziewior die Berliner Konzeptkünstlerin Maria Eichhorn ein, den deutschen Beitrag im venezianischen Länderwettbewerb zu bestreiten. Wie bereits andere Künstler vor ihr setzte sich Eichhorn in ihrem Werk mit der belasteten Geschichte des Pavillons auseinander – 1938 gestalteten die Nazis den 1909 nach antiken Vorbildern errichteten Pavillon zu einem monumentalen Protzbau um – und ließ die Grundmauern des Gebäudes freilegen. Auf diese Weise sollte die verschüttete Historie des Pavillons wieder zutage treten.

Laut Darstellung der „FAZ“ war dieser künstlerische Eingriff in die Bausubstanz lediglich ein eilig herbeigeführter „Plan B“. Eigentlich habe Eichhorn den gesamten Pavillon von der venezianischen Ausstellungsinsel aufs Festland versetzen wollen und habe allein für die Planung dieses „völlig irrealen“ Vorhabens einen Großteil des Ausstellungsetats von 1,6 Millionen Euro verbraucht. Ein halbes Jahr vor Eröffnung der Biennale habe das Auswärtige Amt dieses Projekt dann „gegen die Wand fahren lassen“, so die „FAZ“.

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Ein weiterer Vorwurf richtet sich gegen die geplante Ausfuhr von Steinen, die beim Freilegen der Grundmauern anfielen. Die „FAZ“ umschreibt dies als „Nacht-und-Nebel-Aktion“, in der Eichhorn und Dziewior zunächst ohne Genehmigung Bestandteile des denkmalgeschützten Pavillons aufs Festland gebracht hätten, um diese später nach Deutschland zu schaffen; die Steine, so die „FAZ“, wolle Eichhorn für eine Skulptur verwenden. Der dritte und letzte Vorwurf betrifft das Auswahlverfahren, das Dziewior seine temporäre Kuratorenstelle eintrug. Die „FAZ“ schreibt hierzu, Dziewior sei selbst Mitglied der beratenden Auswahlkommission gewesen, die ihn dem Auswärtigen Amt vorschlug.

In einer „Richtigstellung“, die dieser Zeitung vorliegt, bezeichnet Yilmaz Dziewior die ersten beiden genannten Vorwürfe als sachlich falsch. So habe die bei einem Ingenieurbüro beauftragte Machbarkeitsstudie für die zeitweilige Versetzung des Pavillons lediglich 6000 Euro gekostet, eine weitere Studie sei kostenlos angefertigt worden. Die Freilegung der Grundmauern sei zudem kein „Plan B“ gewesen, sondern als Idee im Laufe der Recherchen zum Pavillon entstanden; überdies sei bekannt, dass Arbeiten von Maria Eichhorn (wie bei allen Konzeptkünstlern) nicht materiell ausgeführt werden müssen, um Kunst zu sein.

In der „FAZ“ erscheint Dziewior als großer Strippenzieher

Die angeblichen Pavillonsteine stammen laut Dziewior aus dem Erdreich des Baus und seien kulturell unbedeutend, wie das in die Bauarbeiten einbezogene venezianische Denkmalpflegeamt schriftlich bestätigt habe. Der gesamte Aushub sei zwischengelagert worden, so Dziewior, für die darin befindlichen Steine liege eine Ausfuhrgenehmigung der italienischen Behörden vor. Es sei kein Geheimnis, dass Eichhorn Materialien künstlerisch weiterverwende.

Allerdings räumt Dziewior ein, dass er selbst Teil der Findungskommission gewesen sei, die ihn berufen habe. Sein Name sei während einer Sitzung von weiteren Kommissionsmitgliedern ins Spiel gebracht worden, er habe daraufhin die Sitzung verlassen und auf die Entscheidung für seine Person keinerlei Einfluss genommen. Damals sei ihm dies nicht als problematisch erschienen, so Dziewior, es sei „aber nachvollziehbar, dass dieses Vorgehen in der Außensicht Fragen zur Unabhängigkeit der Entscheidung aufwerfen kann“. Das Auswärtige Amt werde daher, wie auch von der „FAZ“ berichtet, über die zukünftige Gestaltung des Auswahlverfahrens beraten.

Die Berufung zum Biennale-Kurator klingt ein wenig nach Klüngel

Das klingt tatsächlich etwas nach kölschem Klüngel. Gleichwohl erscheint es übertrieben, die Sache, wie in der „FAZ“ geschehen, in einem Zuge mit dem Skandal um die zurückgetretene RBB-Intendantin Patricia Schlesinger zu nennen. Überhaupt wird in der „FAZ“ ohne weitere Belege, und ohne Yilmaz Dziewior zu Wort kommen zu lassen ein äußerst negatives Bild des Ludwig-Direktors gezeichnet, der dort geradezu als oberster Strippenzieher einer in wesentlichen Teilen korrupten deutschen Kunstwelt erscheint.

Auf Anfrage dieser Zeitung nannte der freie „FAZ“-Autor seine Recherchen „wasserdicht“. Aus der Pressestelle des Deutschen Biennale-Pavillons heißt es: „Die FAZ hat nicht um Stellungnahme vor Erscheinen des Artikels gebeten und auch keine Fakten mit uns gegengeprüft.“