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Zamus-Festival in KölnSo klingen die vier Jahreszeiten auf Japanisch

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Midori Seiler sitzt mit einer Violine vor einer Wand.

Die Violinistin Midori Seiler trat beim Kölner Zamus-Festival auf.

Die Violinistin Midori Seiler spielte beim Early Music Festival in Köln höchst eindrucksvoll Solowerke von Telemann und Malika Kishino.

Noch bis zum 25. Mai bietet das „zamus: early music festival“ eine Vielzahl an Begegnungen von Musik unterschiedlicher Besetzungen, Epochen, Kulturen und Stilistiken. Unter dem Motto „Spiele“ fanden solche Verknüpfungen einen besonderen Kristallisationspunkt im Programm „Identitätsspiel“ der japanisch-deutschen Geigerin Midori Seiler.

Midori Seiler spielte einen Zyklus für Barockgeige der in Köln lebenden Komponistin Malika Kishino

Energische Bogenstriche auf der leeren G-Saite füllten gleich zu Anfang wie Echolote den hohen Lichthof des Domforums. Der Ton diente als Bezugs- und Kraftpunkt für die weitere Entfaltung belebter Figurationen und hoher Lagen des uraufgeführten Zyklus „Snow Moon Wind and Flowers“ für Barockgeige der in Köln lebenden japanischen Komponistin Malika Kishino. Die vier Sätze folgen den vier Jahreszeiten und wurden durch das in Japan allseits bekannte „Makura no Sōshi“ inspiriert. Dieses sogenannte „Kopfkissenbuch“ schrieb um das Jahr 1000 die Hofdame Sei Shōnagon in der altjapanischen Kaiserstadt Kyoto, wo auch die Komponistin 1969 geboren wurde.

Die Sätze „Frühling“ und „Sommer“ bestehen aus Trillern, flirrenden Mehrklängen und zarten Flageoletts. Unschwer weckt dies Assoziationen von Wärme, Licht und Vogelzwitschern. Im „Herbst“ meint man zirpende Grillen, tröpfelnden Regen und den zarten Windhauch vorüberfliegender Zugvögel zu hören. Zum Schluss von „Winter“ verglimmt Glut zu grauer Asche. Kishino schreibt musikalisch ebenso eigenständige wie sinnlich und gedanklich beredte Musik. Die poetischen Satztitel verbinden die kleingliedrig sich ändernden Spieltechniken, Farben, Stärken und Tempi mit analogen Erscheinungen der Natur. Tröpfelnde Pizzikati, flatterhafte Wechselnoten, säuselnde Spitzenlagen und geräuschhaft knisternder Bogendruck werden so als Naturphänomene lesbar.

Im Wechsel mit dem Jahreszeitenzyklus spielte Midori Seiler gestisch sprechend, virtuos und affektvoll zwei Fantasien für Violine solo von Georg Philipp Telemann. Die Nummer 2 G-Dur steigert sich von einem „Largo“ mit schlichten Terzen zu brillierenden Läufen und Girlanden. In Nummer 12 a-Moll ziehen sich schmerzvolle Doppelgriffe des anfänglichen „Moderato“ immer wieder durch das anschließende „Vivace“. Im Rahmen der Reihe „zamus: unlimited“ wird Seiler ihr Soloprogramm am 30. Dezember im Orangerie-Theater im Volksgarten erneut präsentieren, dann allerdings in einer Inszenierung mit Text, Licht und Bewegung durch die Schweizer Regisseurin Dominique de Rivaz.