AboAbonnieren

Zum 80. GeburtstagWarum Joni Mitchell die größte Künstlerin ihrer Generation ist

Lesezeit 2 Minuten
29.08.1970, Großbritannien, Isle of Wight: Joni Mitchell, kanadische Liedermacherin und Sängerin, tritt beim Isle of Wight Festival auf.  Mitchell feiert am 07.11.2023 ihren 80. Geburtstag.

Joni Mitchell im Jahr 1970. Am 7. November 2023 feiert sie ihren 80. Geburtstag

Nach einem Schlaganfall trat Joni Mitchell 2022 zum ersten Mal wieder auf. Jetzt feiert die Kanadierin ihren 80. Geburtstag – und ist so einflussreich wie nie zuvor.

Joni Mitchell lügt nicht, niemals. Insistiert Rap-Legende Q-Tip auf Janet Jacksons 1997er-Single „Got Till It's Gone“. Die hat sich ihren Refrain von Mitchells Hit „Big Yellow Taxi“ geborgt. „Ist es nicht immer so, dass man nicht begreift, was man hat, bis es fort ist?“, beklagt die kanadische Singer-Songwriterin (und innovative Gitarristin) darin die Zerstörung der Biosphäre — und die Flucht eines vergraulten Liebhabers. Weil sich die großen Dramen nicht ohne die kleinen verstehen lassen.

Von 1970, dem Jahr des gelben Taxis, bis 1976 veröffentlichte Joni Mitchell sechs Alben, mit denen sie die Musikgeschichte veränderte, darunter zwei Meisterwerke: „Blue“ (1972) klingt wie eine offene Wunde und zugleich wie die Glasscherbe, die gefährlich nah am Herzen ins Fleisch geschnitten hat. Auf „Court and Spark“ (1974) sublimiert die Sängerin ihre freimütigen Bekenntnisse zu geschliffenen Popsongs (mit Jazz-Akkordfolgen so vertrackt wie ihre Herzensaffären) – Taylor Swift hat sich ihre Vorgehensweise hier abgeschaut.

Andere Stars hätten auf diesem Level der Professionalisierung Halt gemacht und den Rest ihrer Karriere im Erwachsenenradio verbracht, was man so hört, wenn man ein Taxi nimmt. Mitchell dagegen stürzte sich ins Experiment, man höre nur „The Jungle Line“ vom darauffolgendem Album „Hissing of Summer Lawns“, scheiterte auch schon mal krachend, aber weigerte sich standhaft langweilig zu werden.

Weshalb sie nicht nur von ihren Zeitgenossen bewundert wurde – man betrachte Bob Dylans bewundernde Blicke, wenn Mitchell in Martin Scorseses Dokumentation über dessen „Rolling Thunder Revue“ ihren Song „Coyote“ spielt, oder höre Jimmy Pages und Robert Plants schuljungenhafte Verehrungsverse in „Going to California“ –, sondern auch nachfolgende Generationen beeinflusste: Prince, Madonna, Björk, alles glühende Joni-Fans.

Vergangenes Jahr kehrte Joni Mitchell nach langer Krankheitspause – nach einem Schlaganfall musste sie sich das Gitarrenspiel neu beibringen – auf die Bühne zurück. Am Dienstag, dem 7. November, feiert sie, die ungelogen Größte ihrer Generation, den 80. Geburtstag.