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Zum Tod des Architekten Peter KulkaEr verband Ost und West

Lesezeit 3 Minuten
Peter Kulka im Jahr 2014.

Peter Kulka im Jahr 2014.

Der Architekt Peter Kulka hatte ein Büro in Köln und nach der Wiedervereinigung auch in Dresden. Nun ist er mit 86 Jahren gestorben.

„Ich freue mich auf die Säufer, auf die Einbrecher und die Sprayer“ - das sagte Peter Kulka der Deutschen Bauzeitschrift, die ihm vor sechs Jahren mit einem Artikel zum 80sten gratulierte. Er war damals gerade dabei, sich ein Haus in Dresden-Friedrichstadt zu bauen, der Dresdener „Bronx“, wie er es formulierte: „Dort ist vielleicht die Wahrheit der Stadt … Aber keiner will sie!“

Die Geschichte oder auch die Gegenwart einfach auszublenden, oder hübsch zu retuschieren – das war mit dem Architekten nicht zu machen. Klarheit, Offenheit, Transparenz zeichnen seine Bauten aus. „Das Haus selbst ist das Exponat. Ohne Beschönigung wird das sichtbar gewordene, banale Raumgefüge gezeigt“ heißt es auf der Webseite von Peter Kulkas Büro zum Kölner El-De-Haus. Das hatte er von 1992 bis 1997 zu einem Dokumentationszentrum zur Geschichte des Nationalsozialismus der Stadt umgebaut.

Ein Stück deutsche Nachkriegsgeschichte

Dresden und Köln waren seine zwei Heimaten – mit Peter Kulkas Biografie erzählt sich auch ein Stück der Nachkriegsgeschichte des getrennten und schließlich wiedervereinten Deutschlands. Geboren wurde er 1937 in Dresden, nach einer Maurerlehre studierte er Architektur in Görlitz, Gotha und schließlich in Berlin-Weißensee. Mitte der 1960er floh er in den Westen und baute dort unter anderem mit einer Architektengemeinschaft den riesigen Komplex der Universität Bielefeld.

1979 ließ er sich dann mit einem eigenen Büro in Köln nieder. Dort arbeitete er für einige Jahre mit Hans Schilling zusammen. Mit ihm baute er auch mitten in der Kölner Altstadt das Maternushaus, ein Tagungszentrum des Erzbistums. Anschließend erweiterten und gestalteten sie gemeinsam die Abtei Königsmünster im sauerländischen Meschede. Es entstanden helle, strenge und zugleich offene Klausur-Räume für die Mönche.

Das Maternushaus; Tagungszentrum des Erzbistums Köln.

Das Maternushaus; Tagungszentrum des Erzbistums Köln.

Transparenz und Offenheit

Noch bekannter als mit dieser Klostererweiterung aus den 1980er Jahren wurde Peter Kulka mit dem „Haus der Stille“, das er um die Jahrtausendwende im Apfelgarten des Benediktiner-Klosters plante. Ein moderner Bau aus Beton und Glas, geteilt in zwei ungleiche Blöcke. Die Schlucht dazwischen verbinden vier verglaste Brücken: „Ein symbolischer Übergang in die Welt der Kontemplation“, heißt es dazu auf der Webseite von Peter Kulkas Büro.

Vor allem in den 1980ern plante Peter Kulka auch einige Wohnhäuser in Köln. Und neben seinem Büro war er auch als Professor für konstruktives Entwerfen an der RWTH Aachen von 1986 bis 1992 eng mit dem Rheinland verbunden. Doch mit der Wiedervereinigung zog es ihn zurück nach Dresden, wo er ein zweites Büro gründete. Seitdem war er in Ost- und Westdeutschland gleichermaßen zu Hause.

In Dresden verewigte er sich schon kurz nach der Wiedervereinigung mit dem Sächsischen Landtag, mit dem er über die Architekturszene hinaus bekannt wurde. Den Altbau aus den 1920er/30er Jahren erweiterte er mit einem Neubau mit Glasfassaden und einer offenliegenden Stahlskelettkonstruktion. Aber auch der sanierte Altbau trägt Kulkas Handschrift: Details und Gestaltungselemente aus dem Neubau integrierte er in die bestehende Architektur. 1995 wurde er für das Gesamtensemble mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet.

Jetzt steht die nächste Sanierung und Erweiterung des sächsischen Landtags an, mit den Planungen dafür wurde 2019 wieder Peter Kulkas Büro beauftragt. Der erste Spatenstich ist für 2025 geplant – den kann er nun nicht mehr erleben. Peter Kulka ist am Montag, 5. Februar, im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in Dresden-Friedrichstadt gestorben – von Rente war bei dem leidenschaftlichen Architekten keine Rede, sagte seine Adoptiv-Tochter, Katrin Leers-Kulka, der „Bild“-Zeitung: „Er war noch bis letzten Freitag im Büro.“