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Zum Tod von Peter YarrowWie eine Sex-Anklage den guten Ruf von Peter, Paul & Mary trübte

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30.01.1980, USA, Los Angeles: Das Folk-Trio «Peter, Paul und Mary», Mary Travers (l-r), Paul Stookey und Peter Yarrow, tritt am 30. Januar 1980 bei einem Benefizkonzert in Los Angeles zugunsten kambodschanischer Flüchtlinge auf.

Das Folk-Trio Peter, Paul und Mary, Mary Travers (l-r), Paul Stookey und Peter Yarrow

Mit dem Folktrio Peter, Paul & Mary beschwor Peter Yarrow eine bessere Welt. Dann leistete er sich einen schlimmen Fehltritt.

Kann ein Lied die Welt verändern? Im August 1963 hätten Peter Yarrow, Mary Travers und Paul Stookey diese Frage übereinstimmend bejaht. Der Manager Albert Grossman hatte die drei Folkies aus der Greenwich-Village-Szene heraus nach dem Vorbild des Harmoniegesang-Quartetts The Weavers gecastet und sie auf den biblischen Namen Peter, Paul & Mary getauft.

Die beiden Männer mit den Hipster-Ziegenbärtchen und die blonde Zahntechnikerin mit der achtunggebietenden Altstimme harmonisierten auf Anhieb, ihre Versionen von „Lemon Tree“ und den Pete-Seger-Songs „If I Had a Hammer“ und „Where Have All the Flowers Gone?“ wurden Hits. Dann spielte ihnen Grossmann eine Acetat-Pressung seines neuen Schützlings Bob Dylan vor: „Blowin' in the Wind“.

Peter, Paul & Mary spielten Bob Dylans „Blowin' in the Wind“ beim Marsch auf Washington

Der Mainstream, glaubte Grossman, war nicht bereit für Dylans nöligen Vortrag, weshalb das stets korrekt gekleidete und klar artikulierende Trio seine Songs in die Charts tragen sollte und Peter, Paul & Mary waren es auch, die „Blowin' in the Wind“ beim Marsch auf Washington vortrugen, am selben Podium von dem aus Martin Luther King seinen Traum beschwor. Einen Moment lang träumten alle gemeinsam, von einem anderen Leben, von einer besseren Gesellschaft.

Wenige Monate zuvor hatte Peter Yarrow mit „Puff, the Magic Dragon“ den wohl unschuldigsten Song über den Verlust der Unschuld geschrieben – dass er damit auch auf die Freuden des Marihuanakonsums hatte anspielen wollen, bestritt der Tenor bis zuletzt vehement. Nach dem Mord an Präsident Kennedy im November '63 war es mit der Unschuld vorbei.

Peter, Paul & Mary blieben allerdings noch eine ganze Weile lang erfolgreich, im Dezember 1969 gelang ihnen mit John Denvers „Leaving on a Jet Plane“ ihr einziger Nummer-eins-Hit. 1970 trennte sich das Trio. Im selben Jahr verspielte Yarrow seinen Ruf, als er eine 14-jährige Autogrammjägerin zu unzüchtigen Handlungen zwang. Für drei Monate musste er ins Gefängnis. Später begnadigte ihn US-Präsident Jimmy Carter. Yarrow leugnete oder beschönigte sein Vergehen nicht, aber eine Solokarriere blieb ihm verwehrt. Was nützt der schönste Harmoniegesang von einer besseren Welt, wenn man selbst so gegenüber Schwächeren handelt?

Am 7. Januar ist Peter Yarrow mit 86 in seinem New Yorker Apartment an Blasenkrebs gestorben.