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LeserbriefeBraucht Köln einen Fußverkehrsbeauftragten?

Lesezeit 4 Minuten
Der Fußverkehrsbeauftragte Nico Rathmann steht auf einem Fußgängerweg inmitten der Tische einer Außengastronomie und zeigt mit dem linken Arm Richtung Straße. Im HIntergrund etwas links von ihm steht Thorsten Siggelkow, Leiter beim Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung.

Rundgang mit dem Fußverkehrsbeauftragten der Stadt Köln, Nico Rathmann, zu einigen Verkehrspunkten in der Innenstadt.

Die Rechte der Fußgänger will der Fußverkehrsbeauftragte Nico Rahtmann vertreten. Was die Kölner sich wünschen, haben sie uns geschrieben.

Mehr Platz für Passanten — Fußverkehrsbeauftragter der Stadt präsentiert Ergebnisse seiner Arbeit (13.7.)

Endlich zieht Köln in Sachen Fußverkehrsbeautragter nach

Köln hat als erste Millionenstadt Deutschlands seit März 2022 einen Fußverkehrsbeauftragten für das gesamte Stadtgebiet. Bonn mit 300 000 Einwohnern hat ebenfalls einen Fußverkehrsbeauftragten und eine sehr ansprechende, publikumsorientierte Webseite für den Fußverkehr. Düsseldorf mit 600 000 Einwohnern will mit vier Stellen den Fußverkehr planen und verbessern; eine Stelle ist besetzt, für die zweite läuft das Besetzungverfahren.

Es wird also Zeit, dass Köln als Millionenstadt endlich auch angemessen personell ausgestattet wird! Das tut dringend Not, weil der Fußverkehrsbeauftragte in Arbeit untergeht: Köln steht hinsichtlich der Fußverkehrsfreundlichkeit bei den großen Städten ganz hinten an. Entsprechend groß sind die Probleme, ist die Anzahl von Beschwerden und Anfragen, die auch beim Verein FUSS e.V. auflaufen: vor allem zugeparkte und zugestellte Gehwege, Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern, schlechte und gefährliche Wegführungen und oftmals viel zu wenig Platz, insbesondere in der Innenstadt und den Veedelszentren.

Köln hat ein Konzept für ein Radverkehrsnetz, ein MIV-Grundnetz wird gerade entwickelt – da fragt man sich: Warum nicht zeitgleich ein Fußverkehrs-Netz entwickelt wird, wodurch vor allem Konflikte mit den anderen Verkehrsarten frühzeitig identifiziert und bearbeitet werden können? Der Fußverkehrsbeauftragte nur als Berater, wie der Amtsleiter, Herr Siggelkow, erläutert, ist zu wenig. Es braucht Initiative und Mut zur Veränderung zugunsten des Fußverkehrs. –Anne Grose Köln Sprecherin Ortsgruppe Köln von FUSS e.V.

Der Fußverkehrsbeauftragte sollte auch Radfahrer an Regeln erinnern

Als 89-jährige, glücklicherweise immer noch uneingeschränkt bewegliche Fußgängerin, sehe ich im Gegensatz zu Herrn Rathmann nicht den Autoverkehr als Hauptgegner des Fußverkehrs, da sich Autofahrer in der Regel an die Verkehrsregeln halten. Ein beachtlicher Anteil der Radfahrer schert sich leider nicht um geltende Regeln: Sie fahren in beiden Richtungen auf Fußwegen, die nicht nur in der Kölner Innenstadt, sondern auch in Mülheim oft kaum einen Meter breit sind; oft sind sie dabei viel zu schnell und abends und nachts fahren sie gern ohne Licht.

Wenn ich sie darauf hinweise, bekomme ich flapsige Bemerkungen oder auch Beleidigungen zu hören. Ein Teil der zunehmenden Unfälle im Radverkehr ist auch auf diese Regelverstöße zurückzuführen. Um hier Abhilfe zu schaffen, muss sich das Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung einsetzen und für Durchsetzung der Regeln sorgen, am besten in Zusammenarbeit mit dem Radverkehrsbeauftragten. Der Fußgängerbeauftragte kann ja dabei beraten. Aber ohne rigorose Kontrollen und ohne angemessene Geldstrafen wird das nicht möglich sein. Ich bin gespannt, ob sich in absehbarer Zeit die Lage bessert. – Eva-Maria Bruchhaus Köln

Es darf nicht sein, dass man sich als Fußgänger unerwünscht fühlt

Will man nicht sehen, dass sich seit Jahren niemand um die Belange der Fussgänger kümmert, dass Radfahrer wie selbstverständlich alle Wege — auch reine Gehwege — als ihre Wege nutzen und das nicht nur mit Fahrrädern, sondern ebeso mit Lasten- und Elektrorädern und neuerdings auch E-Rollern? Ordnungsamt und Polizei interessiert es überhaupt nicht, dass Gehwege als Radwege genutzt werden und dieses Versäumnis hat dazu geführt, dass sich der größte Teil der Fahrer ohne auch nur einem Hauch von Unrechtsbewusstsein immer und überall im Recht fühlt. Dazu kommt, dass die Gehwege mit parkenden Rädern und Rollern zugestellt werden. Der Fussgänger wird zum Hindernisläufer. Als Fussgänger ist man in dieser Stadt unerwünscht! – Dr. Ulrich Mueller Köln

Auf den Gehwegen herrschen teilweise „Gesetze des Dschungels“

Der Fußgängerbeauftragte der Stadt Köln äußert, „der Hauptgegner für den Fußverkehr ist der Autofahrer“. Das sehe ich als 80 Jahre alter Fußgänger nicht so. Ein Auto hält vor der roten Ampel, Radfahrer und die zunehmenden Lastenradfahrer fahren durch. Ein Auto hält vor dem Fußgängerüberweg, Radfahrer fahren weiter und umkurven die Fußgänger oder klingeln sie weg. Ein Auto muss, gesetzlich vorgeschrieben, 1,50 m Abstand zum Fahrrad halten, Radfahrer halten nur wenige Zentimeter Abstand zum Fußgänger. Der Fußgängerbeauftragte sollte einmal einige Stunden den Fußgängerüberweg auf dem Hohenzollernring in Höhe der Maastrichter Straße beobachten. Dort ist polizeifreie Zone, dort herrschen die „Gesetze des Dschungels“ zwischen Radfahrern und Fußgängern. – Dieter Reichenbach Köln