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Leserbriefe„Das Losverfahren ist eine Bankrotterklärung der Kölner Schulpolitik“

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Wohin nach den Sommerferien? Diese Fragen stellen sich viele Kölner Viertklässler, die bislang keinen Schulplatz von der Stadt Köln zugewiesen bekommen haben. 

Schulplatzvergabe: Viele Familien gingen trotz Mehrfachanmeldung leer aus (17.3.)

Ohnmacht, Verunsicherung und Wut

Ich, Großmutter einer Viertklässlerin, bin total wütend! Nun ist passiert, was schlimmstenfalls geschehen konnte: Mein Enkelkind ist bei der Losvergabe von Gymnasialplätzen nur auf die Wartelistenplätze 29, 65, 74 und 128 gekommen! Welch ein Vergabe-Chaos! Meine Enkelin ist total traurig und fühlt sich auch ein wenig, als hätte sie versagt. Wissen die Verantwortlichen dieses Vergabe-Wirrwars überhaupt, was dies bei betroffenen Familien auslöst und nun auch bei uns ausgelöst hat?

Es war von Vorneherein klar, dass dieses Verfahren – jeder kann sich überall und so oft er möchte anmelden – zu einem Riesenchaos und größtem Unmut aller führt, die nicht ihre Wunschschule bekommen haben. Die jetzige Praxis kann nicht bleiben! Sie würde wie in unserer Familie nur Ohnmacht, Verunsicherung und Wut gerade bei denen verlängern, die am längsten warten müssen. Und die Wunschschule zu ergattern, ist auch noch weniger aussichtsreich als im Verfahren des letzten Jahres. Eine Hoffnung bleibt: Bis zum 30. April soll das Anmeldeverfahren „weitgehend“ abgeschlossen sein – und irgendeinen Platz muss meine Enkelin ja bekommen, da sie schulpflichtig ist!Angelika Weber Köln

Situation für Kinder und Eltern unzumutbar

Wir sind Sandra und Mathias mit den Kindern Mia-Lina (13) und Mick (9). Wir leben seit fast 30 Jahren in Köln und nennen die Stadt schon seit vielen Jahren unsere Heimat. Der gute Ruf, den die Stadt Köln inne hat, dass jeder willkommen ist, eilt der Stadt voraus und Köln hat oft bewiesen, dass es Fremde mit offenen Armen empfängt. Wer aber in dieser Stadt nicht willkommen zu sein scheint, sind Kinder. Wie Köln seit Jahren Plätze für Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen vergibt, ist einfach unfassbar. Das gipfelt in diesem Jahr mit der Vergabestrategie für Schulplätze an weiterführende Schulen. Im Jahr 2022 wird per Losverfahren über die Zukunft unserer Kinder entschieden.

Wie kann es sein, dass die Stadt Köln eine schon im letzten Jahr schlimme Vergabestrategie noch schlimmer macht? Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass geburtenstärkere Jahrgänge nachkommen, dass viele Familien in die Stadt ziehen und die Schulplätze knapp sind. In diesem Jahr ist die Situation für Eltern und vor allem Kinder untragbar! So viele Eltern haben für ihre Kinder Ablehnungen erhalten. Wartelistenplätze 220, 183, 96? Ist es von der Stadt Köln wirklich gewollt, dass sich junge Familien dafür entscheiden, ihrer Heimat Köln den Rücken zu kehren?

Es gibt ja letztendlich für uns Eltern keine Alternative, wenn wir nicht wollen, dass unsere Kinder auf irgendeine Schule am anderen Ende der Stadt geschickt werden. Schulwege von „zumutbaren“ eineinhalb Stunden durch die ganze Stadt, drei Stunden am Tag in Bussen und Bahnen unterwegs, keine Freunde mehr in Wohnortnähe, keine Zeit mehr zu spielen oder Sozialkontakte im bisherigen Umfeld im Veedel zu pflegen? Benachteiligungen schon hier, entschieden per Los, nach der vierten Klasse!

Wir wissen, zurzeit gibt es weitaus schlimmeres auf dieser Welt zu erdulden, als keinen Schulplatz zu bekommen. Aber wenn Sie selber Kinder hätten, die jetzt in dieser Situation wären, abgelehnt wurden, eine Niete gezogen haben, die im Alter von neun Jahren traurig und ängstlich zu Hause sitzen und fragen: Wieso wollen mich die Schulen nicht haben? Wieso kann ich nicht mit meinen Freunden zusammen sein? Was würden Sie antworten? Uns fehlt jegliches Verständnis dafür, wie es so weit kommen konnte.Sandra und Mathias mit Mia-Lina und Mick Belschner Köln

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Traurig, ratlos und niedergeschlagen

Sehr geehrte Frau Reker, ich habe gestern schon wieder eine Absage vom Gymnasium bekommen. Dadurch fühle ich mich schlecht, traurig, ratlos und niedergeschlagen. Ich verstehe nicht, dass ich an den Schulen, wo auch Freunde und Klassenkameraden sind und der Schulweg kurz ist, nicht angenommen werde. Obwohl ich ein guter Schüler bin und auch gerne lerne. Ich bin zwar noch in der vierten Klasse, aber wir hatten zwei harte Jahre mit Lockdown, Wechselunterricht, Distanz-Lernen, Maske tragen, keinen Sport, keine Freunde treffen. Trotzdem haben wir versucht, mit dem Lernen mitzukommen.

Jetzt frage ich mich, warum wir das gemacht haben, wenn wir trotzdem nicht mit Freunden gemeinsam auf die Schule können, die in unserer Nähe ist. Jetzt haben manche vielleicht die Lust am Lernen verloren. Außerdem hilft es, wenn man Freunde an einer neuen Schule hat. Gemeinsam hat man weniger Angst vor der großen Veränderung. Mit meinem Brief möchte ich erreichen, dass jeder Schüler an eine Schule mit Freunden zusammen kommt, die in der Nähe seines Zuhauses liegt.Konrad Dehne Köln

Bankrotterklärung der Kölner Schulpolitik

Die öffentliche Verlosung der Schulplätze am Gymnasium Kreuzgasse hat uns allen den Zynismus dieses Verfahrens klar vor Augen geführt. Die Verantwortlichen der Stadt verwalten mal wieder einen Mangel, in diesem Fall auf dem Rücken von Eltern und von Kindern (!), verstecken sich hinter gesetzlichen Vorschriften und lassen einen engagierten Einsatz für eine Veränderung der unhaltbaren Situation vermissen. Ich frage mich, ob da noch ein Gefühl von Verantwortung vorhanden ist für die, die in der Pandemie schon außergewöhnlich gelitten haben: Kinder und ihre Eltern.

Sehr geehrte Frau Reker, erklären Sie jetzt meinem Enkel, der nur Einser auf seinem Zeugnis hat, warum er bei all den Schulen, die seinem Talent und seinen persönlichen Bedürfnissen gerecht würden, aus der Tombola gefallen ist? Wissen Sie, was Sie den Kindern zumuten? Die sind tieftraurig, dass sie nicht mit ihren Freunden weiter die Schule besuchen können, die sie aus guten Gründen ausgewählt haben. Dieses Losverfahren ist ein Skandal und eine Bankrotterklärung der Kölner Schulpolitik.Monika Dyrda Köln