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Leserbriefe zu Köln als Cannabis-ModellstadtZumutung oder Chance?

Lesezeit 6 Minuten
Auf Glasregalen stehen durchsichtige Plastikschalen, die mit Marihuana-Blüten gefüllt sind. Hinter den Schalen geben gelbe und grüne Schilder Auskunft über Eigenschaften und Preis der Waren.

Demnächst auch in Köln? Diverse Sorten Marihuana werden in einem Geschäft in Santa Cruz, Kalifornien, zum Verkauf angeboten.

Den Verkauf von Cannabis in lizenzierten Fachgeschäften einer Studienregion Köln verbinden Leser mit Hoffnungen, aber auch Befürchtungen.

Soll Köln Can­na­­bis-Mo­­dell­­stadt wer­den? – Jennifer Glashagen (Pro) und Alexander Mandl (Contra) im Streit der Woche (1.5.)

Cannabis-Modellstadt: „Progressive Politik statt blindem Konservatismus“

Die Gegenüberstellung der beiden Positionen zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedlich Politik gemacht werden kann. Auf der einen Seite Herr Mandl, stellvertretend für die CDU, der Ängste schürt und dabei Szenarien heraufbeschwört, für die er beeindruckend wenig Belege liefern kann. Überzeugender argumentiert Frau Glashagen von Volt, die zwar aufzeigt, wo Vorsicht geboten ist, aber gleichzeitig wissenschaftlich fundiert und mit Verweisen auf Studien und Erfahrungen in Ländern wie Portugal, Island und Kanada Lösungen liefert. Wenn Sie mich fragen, bevorzuge ich stets letztere, progressive und ideologiefreie Politik gegenüber dem blinden Konservatismus.Tobias Göbel Köln

Cannabis-Legalisierung: Furcht vor Drogenmafia

Nun soll Köln eine Vorreiterrolle bei der Cannabis-Abgabe erhalten. Wissen die Ratsmitglieder nicht, was sie da befürworten? Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass regelmäßiger Cannabis-Konsum sich auf die Entwicklung des Gehirns gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen schädlich auswirken. So führt regelmäßiger Cannabis-Konsum bei Jugendlichen zu strukturellen und funktionalen Veränderungen im Gehirn, mit Einschränkungen von Aufmerksamkeit, Denkleistung, Intelligenz und sozialer Kompetenz.

Wollen die Kölner Bürger diese Abgabe unterstützen? Ich jedenfalls nicht! Man sehe sich nur die Erfahrungen der Niederlande an, wo infolge der Legalisierung kriminelle Drogenstrukturen entstanden sind, die der Sicherheitsapparat kaum noch in den Griff bekommt. Wer garantiert, dass die Abgabe nicht dafür missbraucht wird?Birgit Hobbach Köln

Köln als Cannabis-Modellregion: Pragmatismus statt Verbotspolitik

Die Argumentation von Herrn Mandl ist nicht stichhaltig. Die ursprünglich deutlich weitergehenden Legalisierungspläne der Bundesregierung wurden gerade deshalb erheblich reduziert, um sie völker- und europarechtssicher zu machen. Während eine generelle Legalisierung umstritten ist, sind Modellprojekte erlaubt. Das Völkerrecht und das EU-Recht schreiben zudem nicht die Sanktionierung des Drogenkonsums vor, sondern das Bemühen, den Drogenmissbrauch zu verringern. Das geschieht am besten durch Prävention.

Was die Kosten anbelangt: Wir stehen erst ganz am Anfang der Überlegungen und zur Höhe der Kosten ist noch nichts bekannt. Jetzt schon vom „Kiffen von Geldscheinen“ zu sprechen, ist daher zwar plakativ, aber unseriös.

Frau Glashagen hebt dagegen auf erfrischend sachliche Art hervor, worum es wirklich geht: Prävention und Entlastung von Polizei, Ordnungsbehörde und Justiz. Köln hat die Chance, auf pragmatische Weise ein riesiges Problem anzugehen, das bislang durch jahrzehntelange Verbotspolitik nicht gelöst wurde und schlicht alltägliche Realität ist. Köln kann zeigen, wozu es in der Lage ist. „Modellstadt“ heißt auch: (Selbst-)Verpflichtung, dass es gelingt. Armin Walther Köln

Cannabis-Modellstadt Köln: „Chaos gibt es schon genug“

Da reibt man sich die Augen. Ist es Traum oder Wirklichkeit? Da will sich die Stadt Köln tatsächlich als Cannabis-Modellstadt bewerben. Hat die Stadt keine anderen Sorgen? Die Ratsmitglieder sollten sich doch lieber um das Verkehrs-, Baustellen-, Schul- und Kita-Chaos kümmern, wofür sie gewählt wurden. Und Drogenprobleme gibt es schon genug.Willi Kratochwil Köln

Neue Cannabis-Regeln nicht kontrollierbar

Wenn man den Plan der Ampel zur Legalisierung von Cannabis liest, könnte man den Eindruck gewinnen, dass er „im Rausch“ geschrieben wurde! Allen Mahnungen sämtlicher Experten, den Erfahrungen anderer Länder, allen neurologischen Erkenntnissen, lernpsychologischen Basiserkenntnissen, jeglicher Vernunft zum Trotz liefert unsere Regierung verantwortungslos unsere Jugend und jungen Erwachsenen nachgewiesenermaßen gefährlichen Drogen aus!

Wie will man kontrollieren, ob jeder Konsument nur 25 Gramm besitzt, ob bei der Abgabe das Alter von 18 eingehalten wird, ob nur drei weibliche Pflanzen privat angebaut und nur sieben Samen und drei Stecklinge in Clubs verkauft werden, ob der Konsument Mitglied in mehreren Clubs ist, ob im Umkreis aller Schulen und Kitas nicht und in jeder Fußgängerzone erst ab 20 Uhr konsumiert wird? Welche Auswirkungen hat Cannabis beim Autofahren und wie soll der Konsum beim Fahren begrenzt und kontrolliert werden? Und, und, und?

Was soll unsere Polizei noch alles leisten? Wozu eine „wissenschaftliche Begleitung“ der „Fachgeschäfte“, wenn man die Warnungen von Psychiatern übergeht, die täglich das Elend sehen und therapieren müssen? Wozu, wenn man längst ausreichende Erkenntnisse schlichtweg ignoriert? Was mutet man in Zukunft den Eltern mit diesem Schritt zu und was den sowieso längst überforderten Lehrern? Diejenigen, die das alles verantworten, sollten schleunigst zurücktreten. Marilies Kupsch Wachtberg

Mehr Gelassenheit gegenüber Kölner Großbaustellen durch Cannabis?

Köln könnte Cannabis-Modellstadt werden – was für eine gute Nachricht! Mit dem Konsum von Cannabis kann man sicher die vielen Katastrophen in Köln besser überstehen, wie Opernhaus-Baustelle, Stadtarchiv-Baustelle, Domhotel-Baustelle, die Riesenbaustelle der Via Culturalis und auch die dazu noch geplanten Bauvorhaben wie Philharmonie und Rhein-Seilbahn. Auch würde man durch Cannabis-Konsum eine weitere Kandidatur der Oberbürgermeisterin milder sehen.Hartmut Barthel Neunkirchen

Cannabis: Hoffnungen der Liberalisierungs-Befürworter naiv

Eine Beibehaltung des Null-Grenzwertes von Cannabis bei der Beurteilung der Fahrtüchtigkeit ist das Mindeste, was mit Blick auf die Sicherheit im Straßenverkehr getan werden muss. Ein Anstieg der Zahl der Verkehrstoten darf nicht hingenommen werden. Es ist und bleibt falsch, den legalen Zugang zu Cannabisprodukten in irgendeiner Weise zu erleichtern.

Cannabis ist eine gut erforschte Rauschdroge mit vielfältigen schädlichen Wirkungen. Junge Menschen erfahren heutzutage mehrheitlich keine sachgemäße Aufklärung über Wirkung und Risiken von Cannabis mehr. Stattdessen wird ihnen in Spielfilmen und Musikvideos vorgegaukelt, der Konsum von Cannabis sei cool und ungefährlich.

Akzeptanz für eine „liberale“ Politik soll mit den Behauptungen herbeigeführt werden, Cannabis sei nicht gefährlicher als Alkohol und mit einer Liberalisierung und Legalisierung werde man dem Schwarzmarkt endlich beikommen. Beide Behauptungen sind bestenfalls naiv. Solange der Staat in irgendeiner Weise Vorgaben und Einschränkungen macht – und das muss er –, wird es weiterhin einen Schwarzmarkt geben.

Auf der anderen Seite stehen längst Firmen und Investoren in den Startlöchern, die sich vom „legalen“ Handel mit Cannabisprodukten einen satten Profit versprechen. Die Regierung sollte ihre Pläne für eine „Liberalisierung“ des Umgangs mit Cannabis im Interesse der Gesundheit der Bürger gründlich überdenken und revidieren. Wolfgang Ley Köln

Aufklärung und Prävention statt Legalisierung von Cannabis

Wollen wir wirklich eine Gesellschaft, die sich neben dem bereits bestehenden großen Problem mit der Alkoholsucht noch eine weitere Drogen-Legalisierung zumutet? Dass der starke Anstieg der cannabisbedingten Krankenhauseinweisungen innerhalb der letzten Jahre als Argument für die Legalisierung herhalten soll, ist nun wirklich eine abenteuerliche Logik. Nein, die Zunahme der Erkrankungen ist ja gerade die Folge des THC, schon ganz ohne Beimischungen.

Insofern hilft auch die geplante „Prüfung der Inhaltsstoffe“ mit dem Ziel der „Reinheit“ des Stoffes nichts, er bleibt ein Gift. Dieser Tatsache zum Trotz wird der legale Verkauf von Cannabis ein klares, aber falsches Signal senden, nämlich: So schlimm kann es mit dem Kiffen nicht sein. Die Erfahrungen anderer Länder zeigen denn auch, dass der Konsum mit der Legalisierung zunimmt. Da nutzen die ganzen vom Gesundheitsminister verkündeten Abstufungen, wer wann wo wie viel kaufen, pflanzen oder konsumieren darf, gar nichts.

Die Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass der Konsum mit der Legalisierung zunimmt
Julia Lang

Ganz abgesehen davon, dass nicht ernsthaft geplant sein kann, dies kontrollieren und sanktionieren zu wollen – und dann noch mit dem Argument, das Ordnungsamt und die Polizei zu entlasten. Das stetig wiederholte Narrativ, die bisherige Drogen-Verbotspolitik habe versagt, greift auch deshalb nicht, weil schon seit vielen Jahren breite und wirksame Aufklärungs- und Präventionskampagnen, die parallel natürlich notwendig sind, nicht mehr unternommen wurden. Warum wurde Professor Karl Lauterbach im Sinne des propagierten Jugendschutzes hier nicht längst aktiv? Julia Lang Neunkirchen-Seelscheid