Aggerbrücke in Lohmar-DonrathStadt beginnt heute mit Reparatur des Stegs
Lohmar – Es könnte alles so einfach sein: Eine kleine Brücke ist kaputt, sie zu reparieren würde entweder 0 oder 10 000 Euro kosten und wäre in wenigen Wochen erledigt. Doch die Querung über die Agger liegt in einem Naturschutzgebiet, für das besonders strenge Regeln gelten. Ein Umweltverband hält am Dornheckenweg jeden Eingriff für rechtswidrig. Die Stadt hat nun einen Weg gefunden, das Bauwerk bald wieder freizugeben. Am heutigen Montag sollen die Reparaturarbeiten beginnen.
Kurzfristige Übergangslösung
Womöglich können noch im September Fußgänger und Fahrradfahrer den Fluss wieder auf dem in den 1950er Jahren gebauten Steg überqueren, letztere müssten aber absteigen, so der Erste Beigeordnete der Stadt, Bernhard Esch, auf Anfrage der Redaktion. Zudem dürften sich auf dem Bauwerk aus Sicherheitsgründen nicht mehr als fünf Personen zugleich aufhalten.
Das gilt derzeit auch für die ebenfalls marode Donrather Aggerbrücke nach Heppenberg.Seit April 2021 ist die Brücke am Dornheckenweg – Teil des Agger-Sülz-Radwegs – wegen Baufälligkeit gesperrt, was immer wieder Proteste der Bürger laut werden ließ; Nachbarn, Nutzer des Naherholungsgebiets, FDP, Seniorenbeirat und Fahrradclub ADFC meldeten sich zu Wort. Der Stadtrat hatte sich anfangs mehrheitlich gegen eine Reparatur entschieden – zu teuer und nicht zuschussfähig. Eine breitere Brücke, für die Mittel vom Land fließen könnten, ist an dieser Stelle nicht möglich, wegen des strengen Naturschutzes.
Die Brücke steht im FFH-Gebiet
Knifflig ist auch die bloße Wiederherstellung „im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht“, so Esch. Bezirksregierung und Rhein-Sieg-Kreis gaben nach etlichen Gesprächen mit der Stadtspitze schließlich Ende vergangener Woche ihre Zustimmung.
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Das Problem ist die Lage des Bauwerks, die Agger ist seit 2003 FFH-Gebiet. Das bedeutet „Fauna-Flora-Habitat“ und bezeichnet einen auf europäischer Ebene extrem wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Zudem steht der Auenwald auf der gegenüber liegenden Seite von Donrath unter besonderem Schutz.
Arbeiten im Flussbett, selbst wenn dieses wegen Niedrigwassers trocken fällt, sind absolut tabu. Deshalb, so Esch, habe die Stadt das Angebot eines örtlichen Bauunternehmers, der einen Pfeiler kostenlos vermörteln und so stabilisieren wollte, ablehnen müssen.
Saugbagger erschüttert weniger
Die neue Lösung: ein Stützpfeiler aus Aluminium am Donrather Ufer. Und eine erschütterungsarme Bauweise mit einem Saugbagger. Für diese Maßnahme würden weniger strenge Vorschriften gelten, erklärte Esch. Zum Beispiel müssten die Umweltverbände nicht beteiligt werden. Das ist die Auffassung aller beteiligter Behörden.
Die neue Brücke
Im Sommer 2024 fertig
Läuft alles glatt, könnte im Sommer 2024 die neue Brücke in Donrath stehen. Die Stadt erhält Zuschüsse vom Land. Voraussetzung ist eine Breite von 3,50 Metern, die den Begegnungsverkehr von Radlern ermöglicht. Das Bauwerk wird nahe der alten Flussquerung errichtet, die abgerissen wird.
Noch fehlen Unterlagen
Mit Behörden und Naturschutzverbänden wurde das Projekt erörtert. Noch fehlen Unterlagen, auch müsse die Natur in einem größeren Umkreis untersucht werden.
BUND bleibt kritisich
Mit vorgefertigten Holzteilen könnte der Bau schnell gehen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz, der die Brücke für überflüssig hält, sehe das Vorhaben weiterhin kritisch. Das werde den Bau nicht stoppen, da sei die Stadt zuversichtlich, so der städtische Beigeordnete Bernhard Esch: „Für die Bezirksregierung ist die generelle Frage kein Thema.“ (coh)
Die Stadt sieht sich mit der Zusage auf der sicheren Seite. Die Arbeiten könnten in einer Woche schon abgeschlossen sein, so der Beigeordnete. Die Kosten würden bei mindestens 10 000 Euro liegen. Verzögern könnte sich das Ganze durch Materiallieferschwierigkeiten. Die Tiefbauarbeiten würden von „Jahresvertragspartnern“ der Stadt erledigt, daher sei keine zeitaufwendige Ausschreibung nötig.
Die Brücke muss nicht ewig halten
Mit dem heimischen Bauunternehmer sei nicht mehr über sein Gratisangebot gesprochen worden, da sich die Sanierung komplizierter gestaltet, so Esch. Die Wiederherstellung ist nur „temporär“, das heißt, halten muss die Brücke nur, bis eine neue gebaut ist. Das soll 100 Meter weiter außerhalb des Wäldchen geschehen. Dabei müssen die Umweltverbände einbezogen werden.