Kunst mit der KettensägeRendel Freude zeigt Skulpturen in Nümbrecht
Sie sind auf das Wesentliche reduziert, das Sinnliche: Sehen, Fühlen, Hören, Kommunikation durch Körperhaltung und Gestik. Einzigartige Holzskulpturen der Künstlerin Rendel Freude sind hier beschrieben – Arbeiten aus der bevorstehenden Ausstellung des Kunstvereins Nümbrecht im Haus der Kunst. Und die entstehen nicht etwa mit einem Beitel, sondern mit einer Kettensäge.
Es ist die letzte Ausstellung für dieses Jahr, am Sonntag ist Eröffnung und ab dann können die Skulpturen und Fotografien der in Köln und Firmenich (Eifel) lebenden und arbeitenden Künstlerin noch bis zum 13. November besichtigt werden.
Gestus einer archaischen Ursprünglichkeit
Ihr ungewöhnlicher Vorname Rendel ist schnell erklärt, es ist die niederdeutsche Kurzform von Reinhild, was wiederum „Rat“ und „Kampf“ bedeutet. Tugenden und Eigenschaften, die sich vor allem in den künstlerischen Arbeiten der 58-Jährigen wiederfinden. Rat, der vielleicht in den Dialogen und Begegnungen der Skulpturen zum Ausdruck kommt, im Gestus ihrer archaischen Ursprünglichkeit, die niemals bedrohlich wirkt, sondern auf eine magisch anziehende Art angenehm und freundlich. Rendel Freude hat ihre Skulpturen so geschickt in den dreigeteilten Räumlichkeiten des Hauses der Kunst angeordnet, dass einem als Betrachter von jedem unterschiedlichen Blickwinkel aus auch ganz unterschiedliche Einblicke geschenkt werden. Es fällt leicht, gleichsam Teil dieser nur auf den ersten Blick eigentümlichen Gesellschaft zu sein, die einen aufnimmt und – sieht man alleine die Kunst des bildhauerischen Gestaltens – staunen lässt und fasziniert.
Eine Faszination, die auch Birgit Ludwig-Weber sofort ergreift, als sie an diesem Morgen das Haus der Kunst für eine Vorschau geöffnet hat. „Ganz, ganz großartig“, lautet der erste Kommentar der Kunstvereins-Vorsitzenden, die stolz darauf ist, mit der letzten Ausstellung dieses Jahres dem Publikum etwas Besonderes präsentieren zu können.
Kettensäge statt Beitel und Schleifpapier
Alleine bemerkenswert sind die technischen Mittel, die Rendel Freude einsetzt. „Ich arbeite mit einer ganz gewöhnlichen Kettensäge“, sagt sie, „bevorzugt mit Eichen- oder Pflaumenholz.“ Wer bei Kettensägeskulpturen für gewöhnlich an doch eher grobschlächtige Eulen denken mag, zieht bei Rendel Freude den Hut, denn die Figuren sind so filigran ausgearbeitet, dass einem eher feine Beitel und Schleifpapier als Arbeitsmittel in den Sinn kämen. Doch nichts von alledem verwendet die Künstlerin, die ihre Figuren nach dem Formen mit Feuer bearbeitet, lasiert und teilweise mit Pigmenten einfärbt.
Das Feuer ist ein zweites großes Thema ihres Schaffens, dokumentiert in fast malerischen, magisch anziehenden großen Fotografien, die bei Birgit Ludwig-Weber gleich Assoziationen zu Gerhard Richter auslösen.
„Behausungen“ im Wald, gefesselte und wieder entfesselte Bäume zeigen in zwei Bilderserien die künstlerische Seite der Fotografin Rendel Freude. Fotografin hat sie gelernt, nach einem Studium der Architektur und Kunstgeschichte.
Sonntag, 23. Oktober, 15 Uhr, Haus der Kunst, Jakob-Engelsstraße 2, Vernissage mit Künstlerinnen-Gespräch. Öffnungszeiten mittwochs bis freitags, 15 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr, Eintritt jeweils frei.