Die Welt ist für Frauen auch 2025 immer noch ungerecht. Aber wir wollen nicht jammern. Lieber ein Loblied singen, warum Weiblichkeit eine sehr erstrebenswerte Sache ist – für alle.
Optimismus zum FrauentagWarum ein Leben mit zwei X-Chromosomen durchaus seine guten Seiten hat

Bei grün gehts auf die weibliche Seite – auch Männer dürfen mitkommen.
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Blinker setzen, langsam vorbeirollen, Lenkrad einschlagen, Rückwärtsgang einlegen, Schulterblick, den Wagen im eleganten S-Schwung in die Lücke bugsieren, notfalls korrigieren, exakt in der Mitte der Begrenzungslinien zum Stehen kommen. Handeln Sie am Straßenrand genau auf diese Art und zwar mit der nötigen Aufmerksamkeit und gebührendem Erfolg? Dann sind Sie mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit eine Frau als ein Mann. Ein britischer Parkplatzbetreiber hat in einer Studie nämlich festgestellt, dass Frauen die besseren Einparkerinnen sind.
Dazu will ich den Frauen erstmal gratulieren. Auch wenn mir selbstverständlich bekannt ist, dass all das weibliche Können gesamtgesellschaftlich nicht dazu führt, dass Frauen auch gleichberechtigt am Erfolg teilhaben. Weniger Macht, weniger Geld, weniger Freizeit, dafür mehr unbezahlte Arbeit, mehr sexuelle Belästigung und ein deutlich größeres Risiko vom Partner umgebracht zu werden. Nein, eine Frau zu sein, ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Daran ändert auch der Lorbeerkranz vom Parkplatzbetreiber nichts. Und doch wollen wir heute mal nicht rumjammern. Es ist schließlich Weltfrauentag, da ist es ja wohl das mindeste, mit ein bisschen Optimismus seine Glückwunsch-Aufwartung zu machen. Denn: Ein Leben mit zwei X-Chromosomen hat durchaus auch seine positiven Aspekte.
Fünf Jahre, um viele hübsche Dinge zu tun
Lohnenswert ist das ganze schon deshalb, weil ein weibliches Leben im Durchschnitt einfach länger währt. Ganze fünf Jahre können Sie da draufschlagen, Sie müssen dafür lediglich auf einen Penis verzichten. Das Gute ist: Für die allermeisten hübschen Dinge, die man im Leben so unternehmen und erreichen kann, braucht man den auch gar nicht. Nicht fürs Lesen, nicht zum Verreisen, nicht, um etwas Neues zu lernen, nicht, um kluge Entscheidungen zu treffen. Für all das scheinen Frauen besonders gut geeignet zu sein. Die Forschung hat weibliche Kompetenz genau im Blick. Frauen schaffen deutlich häufiger sowohl das Abitur als auch den Hochschulabschluss, sie lesen mehr, sie sind besser beim Beenden von unglücklichen Beziehungen, sie suchen in der überwiegenden Anzahl der Fälle den Urlaubsort aus.
Vielleicht auch deshalb, weil sie besser mit Geld umgehen können. Wussten Sie, dass Frauen die besseren Investoren sind? Sie erwirtschaften die höheren Renditen, weil sie sich nicht so oft überschätzen und auch bei Kursschwankungen entspannter bleiben. Firmen mit großem Frauenanteil in der Führungsetage sind erfolgreicher als männerdominierte. Ja, ich weiß, das führt leider nicht dazu, dass Frauen auch in den allermeisten Führungsetagen in großer Zahl vertreten sind, ebenso wenig wie in Parteispitzen. Aber das wiederum liegt vielleicht am selben Umstand, nur eben aus der anderen Richtung. Weil wenige dieser offenbar für den Erfolg geborenen Frauen in Führungsetagen vertreten sind, merkt in den nicht-weiblichen Führungsetagen auch niemand, dass mehr Frauen eine gute Sache wären. Thomas-Prinzip nennt man das, wenn beispielsweise ein Friedrich neben sich lieber einen Markus oder Thorsten sitzen hat, Dorothees und Karins am Tisch aber dann doch ziemlich exotisch findet.
Aber zurück zu den schönen Privilegien im Leben einer Frau.
Hochsäugen kann durchaus erhebend sein
Dem Gebären zum Beispiel. Ja, der Akt an sich ist häufig blutig und mühsam und kann sich durchaus in die Länge ziehen. Noch dazu ist er nicht in allen Fällen gewollt. Aber immerhin ist diese Fähigkeit, zu der die allermeisten Frauen in der Lage sind, ein unbestreitbar gutes Feature der menschlichen Existenz. Auch die mitgelieferte Versorgungskompetenz für die erste Zeit nach der Geburt ist eine prima Sache. Einen sieben Pfund schweren Säugling innerhalb von einigen Monaten auf einen Zehn-Kilo-Brocken hochsäugen – das kann durchaus erhebend sein.
Frauen können aber nicht nur gebären, sie können auch besser riechen als Männer und natürlich sprechen sie mehr.
Wer sich von der reinen Biologie aber mal wegbewegt, der entdeckt das Allergeilste an Frauen: Wenn all diejenigen, die nicht mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurden, Bock haben, können sie die allermeisten Sachen, die als weiblich gelten, auch machen. Kinder großziehen zum Beispiel. Die Toilette putzen. Sich an Gesetze halten. Das Abendessen für alle kochen. Sich erobern lassen. Ans Geburtstagsgeschenk für die Schwiegermutter denken. Für die Familie in Teilzeit arbeiten. Heulen, wenn’s grad traurig ist. Sich schön machen.
Weiblichkeit darf ruhig die Welt erobern, rufen wir da auch allen neidischen Männern zu! Würden auch sie mehr feminine Dinge tun, wären die Frauen dieser Welt so dermaßen optimistisch, sie würden den Weltfrauentag heute richtig krass feiern. Und sogar die geheimen Einparktricks mit ihnen teilen.