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Kommentar

Attentatsversuch
Der amerikanische Wahlkampf mutiert zu Wahnsinn

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Lesezeit 2 Minuten
Zum zweiten Mal wurde Donald Trump Ziel eines Attentatsversuchs. Der Wahlkampf zwischen dem Republikaner und seiner Kontrahentin Kamala Harris wird buchstäblich lebensgefährlich, kommentiert Karl Doemens. (Archivbild)

Zum zweiten Mal wurde Donald Trump Ziel eines Attentatsversuchs. Der Wahlkampf zwischen dem Republikaner und seiner Kontrahentin Kamala Harris wird buchstäblich lebensgefährlich, kommentiert Karl Doemens. (Archivbild)

In der Theorie ist Wahlkampf ein Fest der Demokratie, bei dem Bewerber um Stimmen werben – für die amerikanische Realität gilt das nicht mehr.

In der Theorie ist Wahlkampf ein Fest der Demokratie, bei dem die Bewerber mit unterschiedlichen Konzepten um Stimmen werben. In der amerikanischen Realität aber ist Wahlkampf inzwischen nur noch eins – Wahnsinn. Seit Wochen hat die politische Auseinandersetzung mit Verleumdungen und Bedrohungen jedes zivilisierte Maß verloren. Nun schlagen die verbalen Attacken in Gewalt um. Der völlig überhitzte Schlagabtausch wird buchstäblich lebensgefährlich.

Dass Donald Trump nun schon zum zweiten Mal Ziel eines Attentatsversuches wurde, muss jeden demokratisch gesinnten Menschen alarmieren. Der Mann ist ein gefährlicher Rechtspopulist. Aber er ist der Präsidentschaftskandidat einer der beiden großen Parteien. Seine Ankündigung einer Diktatur „für einen Tag“ klingt bedrohlich. Aber sie muss mit dem Stimmzettel, nicht einer Kugel verhindert werden.

Zweiter Attentatsversuch auf Trump muss alarmieren

Gewalt darf niemals ein Mittel der Politik sein. Das gilt unabhängig davon, dass jeder Angriff paradoxerweise die Märtyrerrolle des Republikaners noch stärkt. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die vergiftete Atmosphäre des Hasses, die solche Taten befeuert, hat Trump selbst maßgeblich geschaffen. Immer wieder hat er den Ehemann von Ex-Parlamentssprecherin Nancy Pelosi verhöhnt, der um ein Haar einem Mordanschlag zum Opfer gefallen wäre. „Ich hasse Taylor Swift!“, attackiert er die Pop-Ikone.

Wie beim Putschversuch 2021 wiegelt Trump seine Anhänger immer wieder perfide auf – zuletzt gegen legale Einwanderer aus Haiti. Tagelang entfachte er mit wilden Lügen eine regelrechte Pogromstimmung. In Springfield müssen deshalb Schulen und eine Universität geschlossen bleiben. Menschen trauen sich nicht mehr auf die Straße. Das darf man nicht vergessen, wenn der Ex-Präsident nun von „unity“ säuselt: Trump ist kein Biedermann, er ist ein Brandstifter.