In jeder deutschen Stadt, in der Roger Waters auftritt, kommt es im Vorfeld zu Protesten. In München setzte der Olympiaturm ein Zeichen.
„Antisemitischer Brandstifter“Heftige Proteste gegen Roger Waters in München – Olympiapark setzt Zeichen
Roger Waters ist derzeit auf großer Tournee durch Deutschland. Der Mitgründer von Pink Floyd ist bereits in Hamburg, Köln und Berlin aufgetreten, am Sonntagabend spielte er in München. Waters ist aufgrund seiner antisemitischen Äußerungen äußerst umstritten, und vor jedem seiner Konzerte gibt es Proteste gegen seinen Auftritt.
Nun folgte also am Sonntag der Gig des 79-Jährigen im Rahmen der „This Is Not A Drill“-Tour in der Münchener Olympiahalle. Hier versammelten sich nach Angaben des Bayerischen Rundfunks (BR) rund 70 Menschen, um ihren Protest zum Ausdruck zu bringen. Aufgerufen hatte das Bündnis „München ist bunt“. Regenbogenfahnen und die Flaggen von Israel und der Ukraine wehten am Abend im Olympiapark. Der Olympiaturm, Fernsehturm und Münchener Wahrzeichen, leuchtere ebenfalls in Regenbogenfarben.
Charlotte Knobloch: Rogers Waters ist „antisemitischer Brandstifter“
Unter den Demonstranten vor der Olympiahalle war auch Charlotte Knobloch, die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Knobloch sagte, trotz aller gegenteiligen Bekundungen führender deutscher Politiker habe Antisemitismus ganz offensichtlich einen Platz in diesem Land. Die 90-Jährige zeigte sich enttäuscht: Sie und mit ihr große Teile der jüdischen Gemeinschaft seien es leid, dass solche Auftritte nicht verhindert werden könnten, fügte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern hinzu. Notfalls müssten dafür Gesetze geändert werden.
Knobloch sprach von Waters als einem „antisemitischen Brandstifter“. Knobloch lieferte sich auch ein kurzes, aber lautes Wortgefecht mit einem Waters-Fan, der während ihrer Rede immer wieder „Roger Waters“ skandierte. „Hör auf, geh rein, hör ihn an, wenn Du ihn so liebst“, entgegnete Knobloch.
Rogers Waters in Köln: Pink-Floyd-Gründer freut sich über Urteil aus Frankfurt
Auch in Köln hatte es im Vorfeld des Konzerts am 10. Mai vielfältigen Protest gegeben. Die Stadt Köln hatte sogar zu einer Podiumsdiskussion geladen, an der auch Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, teilnahm. Zuvor hatte das Management der Lanxess-Arena auch eine Kündigung des Konzerts prüfen lassen.
Dies sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich, hieß es. Einen Schritt weiter war die Stadt Frankfurt am Main gegangen. Sie und das Land Hessen hatten Waters Antisemitismus vorgeworfen und das Konzert des Sängers am 28. Mai in der Frankfurter Festhalle mit dieser Begründung abgesagt. Waters klagte gegen den Beschluss und bekam Recht. Bei seinem Auftritt in Köln berief sich der Pink-Floyd-Gründer auf dieses Urteil und behauptete, das Gericht habe entschieden, dass er kein Antisemit sei.
Auch die Stadt München hatte ein Verbot erwogen, davon war aber wie in Köln Abstand genommen worden.
Waters wird unter anderem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen der Palästina-Politik aufruft. Bei Konzerten ließ er Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen bisherigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer – aber ohne den Davidstern. (cme/kna/dpa)