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„Das Respektloseste, was ich jemals im Sport erlebt habe“Kölner Hockey-Torhüter Danneberg verurteilt Telgenkamps Aussetzer

Lesezeit 3 Minuten
Duco Telgenkamp legt sich mit Jean-Paul Danneberg an.

Die Szene, über die nach dem Finale alle sprachen: Duco Telgenkamp rennt zu Jean-Paul Danneberg und gestikuliert wild vor ihm herum.

Die Enttäuschung bei den deutschen Hockey-Männern war nach dem verlorenen Olympia-Finale groß – für Ärger sorgte aber eine Szene nach Spielende.

Es war die Szene, über die nach dem Hockey-Finale von Paris alle sprachen. Und es war an Unsportlichkeit kaum zu überbieten - im Moment des größten Triumphes für die Niederländer.

Der niederländische Hockey-Nationalspieler Duco Telgenkamp hatte sich nach dem Endspiel vor dem deutschen Torhüter Jean-Paul Danneberg aufgebaut und seinen Zeigefinger über den Mund gelegt. Danach gab er Danneberg, der in der Bundesliga für den KTHC Rot-Weiss Köln spielt, einen Klapps auf den Helm.

Niklas Wellen muss von den niederländischen Spielern aufgehalten werden.

Niklas Wellen muss von den niederländischen Spielern aufgehalten werden.

„Das ist glaube ich das Respektloseste, was ich jemals in meinem Leben im Sport erlebt habe. Ich weiß gar nicht, wie man ein so schlechter Gewinner sein kann“, sagte Danneberg. Im Olympische Dorf habe er sich mit dem Niederländer „noch ganz nett unterhalten“, er kenne ihn auch von vorherigen Turnieren.

„Dass er so reagiert - wow, da hätte ich nicht mit gerechnet. Aber anscheinend sind bei ihm in dem Moment ziemlich viele Sicherungen durchgebrannt.“

Hockey-Eklat: Telgenkamps Verhalten „absolut inakzeptabel und traurig“

Auch Dannebergs Mitspieler Niklas Wellen, der mit Telgenkamp nach dem Spiel aneinandergeraten war, sprach vom „unsportlichsten Verhalten, das ich in meinem Leben von einem Gewinner gesehen habe“. Bei der Siegerehrung sei Telgenkamp „zurecht von allen ausgepfiffen“ worden, meinte der Stürmer: „Ich mag die Holländer total gerne“, er gönne ihnen den Sieg, betonte Wellen: „Aber so ein Verhalten ist absolut inakzeptabel und traurig.“

Der niederländische Hockey-Nationalspieler Duco Telgenkamp bereut seinen Ausraster nach dem Olympiasieg gegen Deutschland. „Ich hätte das nicht machen sollen, es waren die Emotionen“, sagte der 22-Jährige. „Es war nicht so klug von mir, dass ich noch mal zum Torwart gehe. Ich meine, wir haben gewonnen und dann sollte ich mich nicht so gehen lassen.“

Hockey-Finale: Nationaltrainer Delmee kritisiert Verhalten von Telgenkamp

Kritik an dem Verhalten gab es auch vom niederländischen Nationaltrainer Jeroen Delmee. „Emotionen sind Teil des Spiels, aber er muss sich noch an ein paar Regeln des internationalen Hockeys gewöhnen, er ist noch sehr jung“, sagte Delmee: „Man sollte niemals einen anderen Spielern anfassen, da sind leider die Emotionen mit ihm durchgegangen.“ Auslöser für den Fehltritt Telgenkamps waren laut des Coachs Aussagen von Danneberg in den Medien.

Nach dem Abpfiff kommt es zu einem Handgemenge.

Nach dem Abpfiff kommt es zu einem Handgemenge.

Telgenkamp bestätigte das: „Es hat mich persönlich gestört, dass Danneberg gesagt hatte, wir hätten Angst vor ihnen.“ Wörtlich hatte der deutsche Keeper vor dem Endspiel gesagt: „Wir gehen da mit einer richtig breiten Brust rein, denn ich glaube, die Holländer haben richtig Angst vor uns.“ Nach dem Abpfiff verurteilte auch Danneberg Telgenkamps Aktion. „Anscheinend sind bei dem ziemlich viele Sicherungen durchgebrannt. Mein großes Beileid für so eine Unsportlichkeit“, sagte der 21-Jährige: „Die Fans haben ihn ausgebuht, als er die Medaille bekommen hat. Eine größere Schande gibt es gar nicht.“

Bundestrainer hakt die Situation ab

Bundestrainer André Henning glaubt nicht, dass der heftige Zwist nach dem dramatischen Olympia-Finale das Verhältnis der Hockey-Nationalteams aus Deutschland und den Niederlanden nachhaltig belasten wird: „Das werden wir auch wieder abhaken können und gönnen es den Holländern auch. Wir haben ihnen ja auch gratuliert.“ (dpa/tis)