Vor 30 JahrenWolfgang Taudt schreibt einen Brief und rettet den stählernen Riesen

Imposant: Der Förderturm auf dem Lüderich.
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Overath – Der markante Förderturm der einstigen Erzgrube auf dem Lüderich existierte wohl heute nicht mehr als Wahrzeichen einer ganzen Region, wenn nicht vor 30 Jahren ein Mann einen entscheidenden Brief geschrieben hätte: Wolfgang Taudt aus Overath-Immekeppel.
Der letzte Markscheider (Vermesser) des 1978 geschlossenen Erzbergwerks auf dem Lüderich hatte Anfang der 90er Jahre die Gespräche in der Gemeinde Overath über einen Abriss des in die Jahre gekommenen Bergwerksförderturms verfolgt – und sich ein Herz gefasst. Er schrieb an niemand Geringeres als den Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Hans Schwier.
Förderturm bleibt als Denkmal erhalten
„Dieser Förderturm, ein unwiederbringliches letztes Industriedenkmal, ist nicht nur für Overath, sondern für das gesamte Bergische Land, in denen es viele Gruben gab, ein letztes noch vorhandenes Zeichen vom Schaffen und Wirken der Menschen in dieser Region“, formulierte Taudt damals. „Leider hat sich auch unsere Gemeindeverwaltung für den Abriss entschieden“, bedauerte Taudt damals im Brief an den Minister. Wie der damalige neue Eigentümer habe auch die Kommune die Kosten für die Sanierung und Unterhaltung nicht tragen wollen.

Wolfgang Taudt (92) in Bergmannskleidung, mit Schachthut und Karbidlampe.
Copyright: Foto: Raimann
Taudts Brief blieb nicht ohne Folgen, zumal auch der Landeskonservator den Förderturm als Industrie- und Kulturdenkmal als schützenswert einstufte. Am Ende wurde der Turm saniert – und blieb auch erhalten, als zur Jahrtausendwende ein Golfplatz auf dem Gelände des früheren Bergwerks und seiner Erzaufbereitungsanlagen eingerichtet wurde.
Taudt wohnt nicht weit vom Lüderich entfernt
Wolfgang Taudt freut sich bis heute darüber. Schließlich wohnt der mittlerweile 92-Jährige nicht weit vom Lüderich in einem historischen Gebäude der einstigen Erzhütte Immekeppel, die wie das Bergwerk auf dem Lüderich zur Bergwerksgesellschaft der AG des Altenbergs gehörte.
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„Ohne Wolfgang Taudt hätten wir den Förderturm heute nicht mehr“, sagt auch Siegfried Raimann, der alljährlich am Jahrestag der Schließung des Bergwerks, am 27. Oktober, mit Unterstützung der heutigen Golfplatzbesitzer ein Treffen für die früheren Bergleute organisiert. Und natürlich ist bei diesen „Klöntreffs auf der Gezähekiste“ auch Wolfgang Taudt stets dabei – am Fuß des stählernen Riesen, den er mit gerettet hat.