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OdessaHilfskonvoi aus Rhein-Berg erreicht ukrainisches Kriegsgebiet

Lesezeit 5 Minuten

Bombardiert: Odessa kurz nach der Ankunft der Hilfsgüter aus dem Bergischen Land am 4. April 2022 nach einem russischen Angriff auf ein Treibstofflager.

Rhein-Berg/Ukraine – Dunkle Rauchschwaden steigen über Wohnblocks in den Himmel über Odessa. Wenige hundert Meter entfernt steht ein ukrainisches Treibstoffdepot in Flammen, das vom russischen Militär beschossen worden ist. Auch Odessa steht unter Beschuss, dabei ist die Stadt voller Flüchtlinge, die sich aus anderen Teilen des Landes in die Stadt im Süden der Ukraine geflüchtet haben.

Einen Tag, bevor der dpa-Fotograf das Bild aufgenommen hat, ist der Hilfskonvoi des rumänischen Roten Kreuzes in der Stadt angekommen. An Bord: zahlreiche Hilfsgüter aus Overath und Bergisch Gladbach, die der Hilfskonvoi von Humanitärer Hilfe Overath und dem Bergisch Gladbacher Verein Hilfe Litauen Belarus im rumänischen Sibiu an das örtliche Rote Kreuz übergeben hat.

Im rumänischen Alba Iulia werden die Hilfsgüter aus dem Bergischen in einen Konvoi des Roten Kreuzes ins ukrainische Odessa verladen.

Die Rot-Kreuz-Helfer schicken uns Bilder vom Verladen. Die Lastzüge sind mit großen Planen und der Aufschrift „Humanitarian Aid – Romanian Red Cross “ (Humanitäre Hilfe – Rotes Kreuz Rumänien) gekennzeichnet. Schließlich müssen sie durch umkämpfte Gebiete fahren, um an ihr Ziel in der Hafenstadt Odessa zu gelangen.

Rotes Kreuz Rumänien schickt Bilder vom Weitertransport

„Unmittelbar am Tag nach Ihrer Abreise aus Alba Iulia haben wir zwei große Lastwagen in die Ukraine geschickt, die mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln, Decken, Bettlaken, Schlafsäcken, medizinischem Material usw. gefüllt waren“, schreibt Adrian Dusa vom Roten Kreuz Alba Iulia. Mit an Bord hatten die Lastzüge auch 288 000 medizinische Masken, die der Hilfskonvoi aus dem Bergischen nach Rumänien gebracht hatte.

Koordinieren die Übergabe: Sergej Gerliz und Flo Eschbach (v.r.) von der Humanitären Hilfe Overath und rumänische Rot-Kreuz-Vertreter.

Die Bilder vom Rot-Kreuz-Konvoi in die Ukraine sind nicht die einzigen Nachrichten, die uns vom Weitertransport der Hilfsgüter erreichen. Noch vor der Rückfahrt schicken die ehrenamtlichen Helfer der Hilfsgüterverteilstelle an der ukrainischen Grenze in Sighetu Marmației Fotos vom Verladen der Hilfsgüter aus dem Bergischen in Kleintransporter, die Mehl, Reis, Nudeln, Wasser und andere Lebensmittel über die Grenze bringen.

Im rumänischen Sighetu Marmației an der ukrainischen Grenze werden Hilfsgüter aus dem Bergischen in ukrainische Kleinlaster verladen.

Auf der Rückfahrt schießen nicht nur mir Gedanken durch den Kopf: Die von uns am Montag gebrachten Hilfsgüter dürften höchsten noch übers Wochenende reichen? Bekommen die Helfer in Sighetu Marmației rechtzeitig Nachschub, um ihre Transporte in die Ukraine aufrechterhalten zu können?

Auch Norbert Kuhl, der „Motor“ unseres Hilfskonvois und Ulrich Gürster vom Gladbacher Verein Hilfe Litauen Belarus, sind in Gedanken längst wieder zu Hause, als der Konvoi noch durch Ungarn zurück Richtung Deutschland rollt: Schon Anfang Mai, so planen die beiden, wollen sie einen weiteren Hilfskonvoi in Richtung Ukraine bringen, dann auf dem direkten Weg über Polen.

Wie es weitergeht

Bereits vor der Rückkehr des Hilfskonvois am Wochenende haben der Verein Hilfe Litauen Belarus und die Humanitäre Hilfe Overath eine weitere gemeinsame Aktion geplant. Im Mai soll der nächste Hilfstransport Richtung Ukraine starten.

Einen weiteren Spenden-Drive-In planen die Hilfstransporteure an Karsamstag, 16. April, von 9 bis 14 Uhr an der Hammermühle 16-17 in 51491 Overath. Gesammelt werden: Haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente. Weiterhin benötigt werden auch Geldspenden zur Finanzierung des Transports.

Weitere Infos bei Norbert Kuhl, 01 70-3 50 30 40, sowie auf den Internetseiten der Vereine Humanitäre Hilfe Overath und Hilfe Litauen Belarus. (wg)

Als der Konvoi mit acht Lastzügen, einem Möbelwagen und einem Gespann sieben Tage nach der Abfahrt wieder Overath erreicht, ist der Empfang der zahlreichen Unterstützer der Hilfsaktion herzlich. Mit Eskorte geht’s zum Ladeplatz im Gewerbegebiet Hammermühle.

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In die Freude über die heile Rückkehr mischt sich allerdings die bohrende Gewissheit, dass in der Ukraine wie in Rumänien noch lange Hilfe benötigt wird – und das mit Sicherheit nicht der letzte Hilfskonvoi aus dem Bergischen dorthin war.

Weitere Eindrücke, Fotos und Videos vom Hilfskonvoi finden Sie im Internet-Blog, in dem der Autor, der den Konvoi als Fahrer und Helfer begleitet hat, von unterwegs berichtet hat.

Was die Konvoi-Fahrer bei der Tour bewegt hat

Das Team der Hilfskonvoi-Fahrerinnen und -Fahrer auf der Rückfahrt im Schnee.

„Der Hilfskonvoi hat mir gezeigt, wie gut wir es hier bei uns doch haben.“ (Fabio Kuhl)

„Wie gut wir es haben, ist man sich oft gar nicht bewusst. Wenn man dann so etwas sieht, verändert das schon einiges.“ (Lars Hofmann)

„Wir haben hoffentlich vielen Menschen helfen können. Und mit einem Sattelzug durch die Karpaten zu fahren, war ein echtes Erlebnis.“ (Stefan Malczewski)

„Die Gruppe hat wirklich gut zusammengehalten.“ (Karin Fischer)

„Der Konvoi hat mir gezeigt, dass man mit für uns kleinen Sachen, Menschen eine große Freude machen kann.“ (Andreas Göbel)

„Mich hat wirklich beeindruckt, dass es in der EU immer noch Länder gibt, in denen die Menschen so eine Unterstützung brauchen.“ (Björn Tenten)

„Beeindruckt hat mich, dass wir alles in einem Tag abgeladen haben – das haben wir noch nie erlebt.“ (Astrid Vogel)

„Oft wird über Motorrad-Clubs nicht gut geredet. Da unten haben uns Biker aber so was von geholfen beim Abladen und uns auch noch verpflegt – das fand ich toll.“ (Kalle)

„Autofahrer, die den Daumen hochmachen, weil wir als Hilfskonvoi unterwegs sind – das hat mich echt bewegt.“ (Michael Beck)

„Wie die Menschen sich beim Abladen über die Kleidung und andere Sachen gefreut haben, war einfach nur krass.“ (H.W. Mürkens)

„Ich fand’s super, dass wir in Rumänien so viele Helfer beim Abladen hatten – von einem Motorradclub.“ (Wolfgang Leiter)

„Mich hat beeindruckt, dass sich 21 Menschen für diesen Konvoi gefunden haben, die dieses Projekt gemeinsam umgesetzt haben – und dass wir wirklich helfen konnten. (Ulrich Gürster)

„Dass wir auch unterwegs so viele positive Rückmeldungen bekommen haben, das hätte ich nicht gedacht.“ (Dirk Schmitz)

„Das muss einfach so weiterlaufen.“ (Peter Mantler)

„Gut finde ich, dass wir genau sagen können, wo die Hilfsgüter hingehen.“ (Thiemo Steinbach)

„Dass wir es geschafft haben, einen Lastzug mit Lebensmitteln an die ukrainische Grenze zu bringen, hat mich sehr gefreut. Wir hatten viele neue Fahrer, aber sehr gute.“ (Norbert Kuhl)

„Trotz ein paar Komplikationen wurde wieder alles gut gemeistert“ (Florian Eschbach)

„Eigentlich wollte ich diesmal gar nicht mitfahren, aber wenn Norbert Kuhl fragt, kann man nicht »Nein« sagen.“ (Rainer Steinbach)

„Hat alles wie immer gut geklappt.“ (Sergej Gerliz)

„Ich freu mich schon auf die nächste Tour.“ (Simon Stachowiak)