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„Risiko für öffentliche Sicherheit“Aggressiver Seeotter klaut Surfern in Kalifornien ihre Bretter

Lesezeit 4 Minuten
Ein Seeotter im Wasser (Symbolbild)

Ein Seeotter im Wasser (Symbolbild)

Kuriose Videos im Netz liefern den Beweis: Mit dieser Seeotterdame ist nicht zu spaßen.

Seit einigen Jahren leben Surfer im kalifornischen Santa Cruz in ständiger Unsicherheit. Der „Feind“ schlummert im Meer und greift in unregelmäßigen Abständen an. Abgesehen hat er es auf die Bretter der Wellenreiter, die er gerne mal beschlagnahmt oder auch beschädigt. Doch es geht nicht um einen Hai oder ein anderes Wildtier – die Rede ist von einem Seeotterweibchen, es bringt die Surferinnen und Surfer zur Verzweiflung.

„Boardjacking“, so heißt das Phänomen in der Fachsprache. Der Seeotter schnappt sich immer wieder Surfbretter, beißt hinein oder benutzt sie, um darauf selbst ein bisschen übers Wasser zu gleiten. In den letzten Sommern meldeten zahlreiche Surfer in Santa Cruz, Opfer des Seeotterweibchen geworden zu sein.

Aggressiver Seeotter vertreibt Surfer in Kalifornien von ihren Brettern

Die örtlichen Behörden nennen das aufmüpfige Tier recht lieblos „Otter 841“. Das fünf Jahre alte Weibchen sei bekannt für sein freches Verhalten – und hat eine bewegte Vorgeschichte, wie die „New York Times“ berichtet. Inzwischen sehen sich die Behörden gezwungen, Maßnahmen gegen das Tier zu ergreifen.

Nach einem Wochenende, an dem das Verhalten der Otter immer aggressiver zu werden schien, erklärten die für Wildtiere zuständigen Behörden der Region Anfang Juli, dem Treiben des aufdringlichen Otters ein Ende setzen zu wollen. „Aufgrund des zunehmenden Risikos für die öffentliche Sicherheit wurde ein Team (…) eingesetzt, das das Tier einfangen und in ein neues Zuhause bringen soll“, so ein Sprecher des California Department of Fish and Wildlife in einer Erklärung.

Seeotter klaut Surfern die Bretter – Videos im Netz gehen viral

Die Bemühungen sind das Resultat jüngster Vorfälle, die auch in den sozialen Medien die Runde machten. Am Montag (10.) Juli nährte sich „841“ einem 40-jährigen Surfer in Santa Cruz. „Ich versuchte, wegzupaddeln, aber ich kam nicht weit, bevor er meine Leine abbiss“, berichtet der Zeuge der „New York Times“. Der aufdringliche Otter habe ihn vom Brett verscheucht und es sich dort anschließend selbst gemütlich gemacht. Er habe mit seinen kräftigen Kiefern Stücke aus dem Brett gerissen, so der Zeuge.

Im Juni hatte bereits ein Teenager von seiner Begegnung mit „841“ berichtet. „Ich fing an zu paddeln und versuchte auszuweichen, aber er kam immer näher und näher. Ich sprang von meinem Brett und dann sprang es auf mein Brett“, erinnert er sich der 16-jährige. Der junge Surfer beobachtete laut eines Berichts vom Wasser aus, wie der Otter auf dem Brett liegend „ein paar schöne Wellen mitnahm“.

Experten warnen: Seeotterangriff kann für Menschen gefährlich werden

Verletzt wurde bei den Begegnungen zwischen Mensch und Tier bislang nach allem was bekannt ist niemand. Zu unterschätzen sei das Risiko aber nicht, warnen Experten. „Otter haben scharfe Zähne und Kiefer, die stark genug sind, um Muscheln zu zerquetschen“, sagte Gena Bentall, Direktorin und leitende Wissenschaftlerin von Sea Otter Savvy.

Kalifornische Seeotter, auch bekannt als Südliche Seeotter, sind eine gefährdete Tierart, die nur an der zentralen Küste Kaliforniens vorkommt. Einst durchstreiften Hunderttausende dieser Otter die Küstengewässer des Bundesstaates – bis der Mensch das Tier zu jagen begann. Heute gibt es verschiedenen Quellen zufolge noch rund 3.000 Tiere.

Aggressives Seeotterweibchen soll gefangen werden – Behörden bis jetzt aber machtlos

Da Seeotter vor Menschen eine angeborene Angst haben, käme es nur selten zu Interaktionen, so Experten. „Ein Seeotter, der sich einem Menschen nähert, ist nicht normal“, sagt Tim Tinker, ein Ökologe an der University of California in Santa Cruz. Als „normal“ kann allerdings auch das Schicksal von Seeotter 841 nicht bezeichnet werden. Das Tier lebte im Monterey Bay Aquarium. Um die Chancen auf eine erfolgreiche Auswilderung zu erhöhen, trugen die Pfleger von „841“ laut der „New York Times“ Masken und Ponchos, wenn sie in ihrer Nähe waren.

Die Gruseloutfits sollten demnach verhindern, dass das Tier eine Bindung zu Menschen entwickelt. Der Plan scheiterte. Nach der Freilassung nähert sich der Otter immer wieder Surfern, Kajakfahrern oder Paddelboardern. Allein am vergangenen Wochenende sei das Tier dreimal beobachtet worden, als es bei verschiedenen Gelegenheiten Surfbretter stahl. Nun also soll es eingefangen werden und zurück ins Monterey Bay Aquarium zurückkehren.

Allzu leicht gestaltet sich die Suche dem Vernehmen nach jedoch nicht. „Sie ist ziemlich talentiert darin, uns zu entkommen“, sagte eine Sprecherin. Es seien bereits mehrere Versuche unternommen, „841“ zu fangen – bislang ohne Erfolg. (pst)