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AstronomieLichtverschmutzung und Satelliten gefährden Forschung

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Sternschnuppen der Perseiden (Bildmitte)  in der Nähe von Nettersheim in der Eifel am Nachthimmel (Archivbild aus dem Jahr 2012).

Sternschnuppen der Perseiden (Bildmitte) in der Nähe von Nettersheim in der Eifel am Nachthimmel (Archivbild aus dem Jahr 2012).

Astronomen wollen möglichst ungestört ins All schauen. Weil das immer schlechter klappt, schlagen Fachleute Alarm.

Seit Jahrzehnten beklagen Astronomen die zunehmende Aufhellung des nächtlichen Himmels durch künstliche Beleuchtung – ohne großen Erfolg. Inzwischen gibt es eine weitere Bedrohung für die Erforschung des Himmels: die rasant anwachsende Zahl künstlicher Objekte – Satelliten und Trümmerteile – im erdnahen Weltraum.

Im Fachblatt „Nature Astronomy“ schlagen Astronomen mit einer ganzen Reihe von Artikeln einmal mehr Alarm: Es sei höchste Zeit, den Nachthimmel für die Forschung und als kulturelles Erbe der Menschheit zu retten.

Erst im Januar berichteten Christopher Kyba vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam und seine Kollegen, dass die Lichtverschmutzung durch künstliche Lichtquellen stärker zunimmt als angenommen: Die gesammelten Beobachtungen von Hobbyforschenden aus aller Welt zeigen eine jährliche Zunahme der Himmelshelligkeit um 9,6 Prozent.

Künstliche Objekte im Orbit reflektieren das Sonnenlicht

Auch die wachsende Zahl von künstlichen Objekten, die die Erde umkreisen, führt zu einer Aufhellung des Nachthimmels. Etwa 36.500 Objekte mit Größen oberhalb von zehn Zentimetern befinden sich im Orbit. Im Bereich von einem bis zehn Zentimetern könnten es sogar eine Million sein, schätzt John Barentine von der University of Utah in den USA. All diese Körper reflektieren Sonnenlicht – größere erscheinen als leuchtende Striche auf Himmelsaufnahmen, kleinere hellen den Himmel diffus auf.

Das führt zu einem Dilemma. „Die allgemeine Zunahme des diffusen Hintergrundlichts erfordert längere Belichtungszeiten, um bestimmte Nachweisgrenzen zu erreichen“, erläutern Barentine und seine Kolleginnen und Kollegen, „doch das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Streifen von größeren Objekten die Aufnahmen beeinträchtigen.“ Und es ist abzusehen, dass sich die Situation weiter verschlechtert. So plant etwa das Unternehmen SpaceX, insgesamt 42 000 Satelliten für das Kommunikationsnetz Starlink ins All zu schießen.

Satellitenblitze werden zum Problem

Zu einem Problem können künftig auch kurze Blitze durch reflektierende Oberflächen auf Satelliten werden. Erst jüngst glaubten Astronomen, auf ein exotisches astrophysikalisches Phänomen gestoßen zu sein. Doch es handelte sich lediglich um einen Satellitenblitz. Solche Fehlalarme könnten schon bald Überhand nehmen, fürchten die Forschenden.

Eine Lösung ist nicht in Sicht. Seit der Einführung des elektrischen Lichts haben sich die Astronominnen und Astronomen mit ihren Sternwarten weiter und weiter von den Städten zurückgezogen. Doch heute gebe es „fast keine Orte auf der Erde, die alle für die Errichtung einer Sternwarte erforderlichen Merkmale erfüllen – keine Lichtverschmutzung, eine große Anzahl klarer Nächte und eine ruhige Atmosphäre“, stellen Fabio Falchi von der Universität Santiago in Spanien und sein Team fest.