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„Zutiefst verachtenswürdig“40 Menschen attackieren Polizisten in Trier – weitere Verdächtige identifiziert

Lesezeit 4 Minuten
Polizisten haben einen Tatort vor einer Discothek abgesperrt. Im Hintergrund steht ein Polizist an einem Absperrband.

Polizisten haben einen Tatort vor einer Discothek abgesperrt. Dort haben in der Nacht etwa 40 Personen mehrere Polizisten angegriffen und teilweise verletzt.

Zu dem dramatischen Vorfall, bei dem rund 40 Menschen mit Holzstangen und Glasflaschen auf Polizisten losgegangen sind, gibt es neue Hinweise.

Bei der nächtlichen Attacke gegen die Polizei während eines Einsatzes in Trier haben nach Angaben der Ermittler nur maximal 7 Beamte den rund 40 Angreifern gegenübergestanden.

„Die Kollegen haben dort wirklich um ihr Leben gebangt“, sagte der Sprecher der Polizei Trier, Uwe Konz, am Freitag. Die Gruppe habe sich nach einem Routineeinsatz in einer Trierer Diskothek vor der Tür zusammengerottet und sei „ganz massiv“ mit Flaschen, Holzstöcken und einem Einkaufswagen auf die Beamten losgegangen. „Diese Eskalation war neu für uns“, sagte Konz. Entgegen einer ersten Mitteilung der Polizei seien Eisenstangen nicht benutzt worden.

Weitere Tatverdächtige konnten von Polizei identifiziert werden

Es sind weitere Tatverdächtige identifiziert worden. Zu Einzelheiten will sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst aber nicht äußern, wie ein Sprecher des Trierer Polizeipräsidiums am Samstag sagte. Am Freitag waren der Polizei zwei Tatverdächtige bekannt gewesen, nun seien es mehr.

Rund 100 Beamte seien an der Aufklärung beteiligt, die Polizei hat eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation (BAO) für die Ermittlungen eingesetzt. Insgesamt seien bis Samstagnachmittag 15 Hinweise eingegangen, darunter auch Videoaufzeichnungen.

Hier wurde gegen Polizistinnen und Polizisten im Einsatz gezielt Gewalt ausgeübt, das ist zutiefst verachtenswürdig.
Michael Ebling, Landesinnenminister

Landesinnenminister Michael Ebling (SPD) besuchte am Samstag das Polizeipräsidium Trier und traf auch Beamte, die an dem Einsatz beteiligt waren. Der Minister sprach im Anschluss von eskalierender Gewalt und einer außerordentlich gefährlichen Situation. „Hier wurde gegen Polizistinnen und Polizisten im Einsatz gezielt Gewalt ausgeübt, das ist zutiefst verachtenswürdig“, sagte Ebling.

Nun müsse deutlich gemacht werden, dass dies nicht geduldet werde. Gegen solche Übergriffe müsse man mit der gesamten Härte des Gesetzes vorgehen. Dass viele Menschen Solidarität mit der Polizei zeigten, sei wichtig.

Polizei in Trier wurde wegen Körperverletzung zu dem Club gerufen

Die Polizei sei kurz nach Mitternacht wegen einer Körperverletzung zu dem Club gerufen worden. Die Beamten hätten die Kontrahenten dann vor die Tür gebracht, um zu ermitteln. Nahezu zeitgleich hätten sich Gäste aus der Disco und andere von draußen zusammengefunden, „und schlagartig eine Anti-Position“ gegen die Polizisten eingenommen. Als die Beamten nach einem ersten Angriff zwei Personen festgenommen hätten, sei dies für die Gruppe der Auslöser gewesen, die Polizisten zu attackieren.

Der Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei, Friedel Durben (r) spricht im Beisein des rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling (SPD) beim Besuch der Polizei in Trier zu den Vorfällen in der Nacht zum Freitag. Sie sitzen an einem Tisch, vor ihnen sind Mikrofone.

Der Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei, Friedel Durben (rechts) spricht im Beisein des rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling (SPD) beim Besuch der Polizei in Trier zu den Vorfällen in der Nacht zum Freitag.

Zu möglichen Gründen sagte Konz: „Sicherlich ist das Thema Alkohol eines. Dann ist es vielleicht sogar eine grundsätzliche Distanz zu staatlichen Institutionen, zur Polizei ganz konkret.“ Für die Beamten sei diese Form des Angriffs neu gewesen: „In dieser massiven Gewalt dann auch gegen Polizeibeamte vorzugehen, Glas zu werfen, mit Stöcken und Fäusten zu schlagen, diese Eskalation haben wir nicht gekannt.“

Angriff auf Polizei in Trier: Fünf Polizisten verletzt

Fünf Kollegen seien verletzt worden - drei durch die Aggressoren und zwei weitere, als die Polizei Pfefferspray eingesetzt habe. Sie seien nach der Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Neben den Polizisten seien zwei oder drei weitere Personen durch Pfefferspray verletzt worden, sagte Konz.

Möglicherweise gebe es weitere Verletzte, die sich melden sollten. Die rund 40 Angreifer müssten noch ermittelt werden. Sie seien nach zwei Warnschüssen, die ein Beamter vor Ort in die Luft abgegeben habe, geflüchtet. Beide festgenommene Männer im Alter von 42 und 21 Jahren seien aus Trier, sagte Konz. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts auf Körperverletzung, auf Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, auf schweren Landfriedensbruch und auf versuchte Gefangenenbefreiung.

Während der Aufnahme des Sachverhalts hätten einige umstehende Personen angefangen, die Beamten anzugreifen. Diese konnten den Angriff „mit massiver Kraftanstrengung“ unter dem Einsatz von Pfefferspray abwehren, so die Polizei.

Malu Dreyer: „Unfassbarer Gewaltausbruch“

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wertete den Angriff als „rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss“. Sie dankte den Beamten, die eingeschritten waren, um ihre Kolleginnen und Kollegen zu schützen. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach von einem „unfassbaren Gewaltausbruch“, der für die Täter schwere Folgen haben werde. „Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an“, sagte Dreyer, die selbst in Trier lebt.

Sondersitzung des Innenausschusses beantragt

Es sei davon auszugehen, dass sich die Täter grundlos zusammengefunden hätten, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD). „Diese Enthemmung ist erschreckend, die Skrupellosigkeit macht auch mich wütend“, sagte er. Die drei Ampelfraktionen im rheinland-pfälzischen Landtag beantragten eine Sondersitzung des Innenausschusses zu dem Vorfall, die an diesem Mittwoch (22. Februar) um 14 Uhr stattfinden soll.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Rheinland-Pfalz äußerte sich erschüttert über die hohe Gewaltbereitschaft. „Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen, wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen“, sagte die stellvertretende GdP-Landeschefin Stefanie Loth in Mainz. Der Umgangston in der Gesellschaft werde „immer schlimmer“. Polizei und Justiz bräuchten mehr Personal, um schnell und konsequent zu arbeiten. (dpa)

Hinweis: In einer früheren Version hieß es, die mutmaßlichen Täter hätten Eisenstangen benutzt. Diese Angaben hat die Polizei inzwischen korrigiert. Es handelte sich um Holzstangen.