Eine Karnvevalsparty ist massiv eskaliert: Feiernde attackieren Beamte mit Stangen und Flaschen. Innenministerin Faeser kündigte „volle Härte“ an.
Gewaltausbruch an Trierer Club40 bewaffnete Personen verletzen Polizisten – Politik erschüttert
In der Diskothek „Secret Club“ in Trier lief der „Weiber-Donnerstag“, die Party nach dem Weiberfastnachts-Karneval in der Stadt. Kurz nach Mitternacht wurde die Polizei wegen einer mutmaßlichen Körperverletzung zur Disko gerufen.
Die Beamten riefen bald Verstärkung: Die Stimmung war aufgeheizt, viele Feiernde waren stark alkoholisiert. Mehrere weitere Streifenwagen machten sich auf den Weg.
Dann eskalierte die Situation: Erst fingen einige Feiernde an, die Polizisten zu bedrängen und anzugreifen, dann gingen rund 40 Menschen unter anderem mit Holzstangen und Glasflaschen auf die Beamten los. Ein Mann warf einen Einkaufswagen auf die Beamten.
Eskalierter Einsatz in Trier: Polizist gibt zwei Warnschüsse ab
„Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen waren, entstand so eine lebensgefährliche Situation“, hieß es weiter. Erst als ein Beamter zwei Warnschüsse in die Luft abgegeben habe, habe sich die Lage beruhigt und die Polizisten konnten die fünf verletzten Kollegen herausholen. Zwei Männer im Alter von 42 und 21 Jahren wurden in Gewahrsam genommen, nach mehreren flüchtigen Verdächtigen wird noch gefahndet.
Der Secret Club in Trier, vor dem sich der Vorfall ereignete, zeigte sich am Freitagmittag auf Instagram schockiert. Es sei „ein nicht hinzunehmender Akt von Gewalt gegenüber den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, welche Tag und Nacht für uns alle im Einsatz sind. Wir tolerieren Gewalt in keinster Form und werden alles erdenklich Mögliche tun, um bei der Aufklärung behilflich zu sein“, hieß es in der Instagram-Story des Clubs.
Bundesregierung reagiert mit Entsetzen auf brutalen Angriff
Die Bundesregierung reagierte mit Entsetzen auf den brutalen Angriff. „Sich zusammenzurotten und mit Holzstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Freitag.
Sie dankte den Beamten, die eingeschritten waren, um ihre Kolleginnen und Kollegen zu schützen. Die gesamte Bundesregierung verurteile diesen Gewaltausbruch auf das Schärfste, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin. Der Vorfall zeige, dass es gut gewesen sei, dass das Strafrecht in Bezug auf Gewalt gegen Einsatzkräfte verschärft wurde, zuletzt 2017. Das Recht müsse jetzt mit aller Konsequenz durchgesetzt werden.
Malu Dreyer kündigt schnelle Aufarbeitung des eskalierten Falls in Trier an
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) verurteilte die Tat und kündigte schnelle Ermittlungen an. Dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagte sie: „Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an. Der unfassbare Gewaltausbruch gegen die Polizei in Trier wird für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben. Ich wünsche den verletzten Polizisten und Polizistinnen rasche Genesung. Die ganze Polizeifamilie soll wissen, dass die Landesregierung an ihrer Seite steht und nicht ruhen wird, bis die Tat aufgeklärt ist.“
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, sagte dem RND: „Die Angriffe stehen in einer Reihe mit den Ausschreitungen in der Silvesternacht in vielen deutschen Städten“, sagte der GdP-Vorsitzende dem RND. „Wieder ist Alkohol im Spiel, wieder ist es mit Weiberfastnacht ein Feiertag, an dem viele geplant über die Stränge schlagen. Im Schutze der Dunkelheit braucht es dann nur noch einen Auslöser, dass die Stimmung umschlägt.“
Solches Verhalten trete aber leider nicht allein zu besonderen Anlässen auf, sagte Kopelke dem RND: „Diese gruppendynamischen Prozesse beobachten wir nicht nur an Feiertagen, solche Tumultlagen können jeden Tag auftreten. Menschen rotten sich zusammen, provozieren, denken: Wir sind stärker als der Staat, wir können uns alles erlauben. Das ist inzwischen Alltag in der Polizeiarbeit.“
Er appellierte an die Gerichte, harte Strafen gegen ermittelte Gewalttäter zu verhängen. „Solches Verhalten kann hart bestraft werden, aber der Ermittlungsaufwand ist jedes Mal groß. Die Ermittler müssen eine große Anzahl von Handyvideos sichten, die nach unserem Aufruf bei der Polizei eingehen“, sagte Kopelke dem RND. „Und wenn solche Fälle dann vor Gericht kommen, erwarten wir als Polizeigewerkschaft, dass die Richter das Strafmaß auch voll ausschöpfen. Leider passiert das oft nicht: Wegen des Alkoholpegels wird dann verminderte Schuldfähigkeit angenommen.“