Ava Gardner wäre am 24. Dezember 2022 100 Jahre alt geworden. Wir erinnern an die besten Rollen der Leinwand-Ikone.
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Es wäre zu einfach, an Ava Gardners Ehrentag, ihrem 100., vorrangig an ihr schillerndes Privatleben zu erinnern. An ihre kurzen, aber turbulenten Ehen mit dem Schauspieler Mickey Rooney oder dem Jazz-Musiker Artie Shaw. Oder an die stürmische Affäre mit dem in Spanien unvergessenen Stierkämpfer Luis Miguel Dominguín, immerhin Stoff für eine sehr empfehlenswerte Doku, die es in der ARD-Mediathek zu sehen gibt. Auch über ihre letzte Ehe mit Frank Sinatra, der als die große Liebe ihres Lebens gilt, könnte man endlos viele Artikel verfassen.
Dass die 1922 in einer Kleinstadt in North Carolina geborene Südstaatenschönheit, allerdings auch eine großartige Schauspielerin war, die sich neben den größten Stars ihrer Zeit, wie Humphrey Bogart, Clark Gable, Deborah Kerr oder Richard Burton, behaupten konnte, gehört an einem solchen Tag aber sicher in den Fokus. Immerhin platzierte auch das American Film Institute sie auf Platz 25 der größten Stars der Filmgeschichte. Schauen wir also zurück auf ihre Filmkarriere und ihre elf schönsten und besten Rollen – und einen Geheimtipp am Ende, der sicher viele Filmfans überraschen wird.
Mogambo (USA 1953)
In „Mogambo“, was auf Suaheli soviel wie „Leidenschaft“ heißen soll, war Ava Gardner als schlagfertige, taffe Frau neben dem großen Clark Gable als mächtigem Großwildjäger und der Newcomerin Grace Kelly als damenhafte Zicke unter der Regie von John Ford zu sehen. Der spitzzüngige Schlagabtausch von Gardner und Kelly, die auf einer Safari verbittert um Gable kämpfen, gehört zu den Höhepunkten des insbesondere in ersten Hälfte sehr amüsanten Abenteuers in der afrikanischen Savanne. Beide wurden für den Oscar nominiert. Gardner spielt das leidenschaftliche Showgirl mit viel Hingabe und die Rolle trug wesentlich dazu bei, dass sie sich vom Filmstar zur angesehenen Schauspielerin entwickelte. Der Bitchfight ging übrigens hinter den Kulissen nicht weiter: Gardner und Kelly sollen sich prächtig verstanden haben.
55 Tage in Peking („55 Days at Peking“, USA 1963)
Der Boxeraufstand in Peking 1900 bildet den Hintergrund für ein leidenschaftliches Liebesdrama. Ava Gardner spielt eine russische Gräfin, die eine romantische Verbindung mit Charlton Heston eingeht. Doch die Lage in Peking spitzt sich immer weiter zu. Die Dreharbeiten wurden von Gardners persönlichen Problemen überschattet (insbesondere jene mit Alkohol), dennoch gelang es der Schauspielerin, in atemberaubende Kostüme verpackt, eine gute Vorstellung abzuliefern. Das Budget von 17 Millionen Dollar zeigt sich vor allem in den imposanten Bauten, den aufwendig inszenierten Schlachten und der prachtvollen Ausstattung. Eine brillante Kameraarbeit tut ihr Übriges.
Mississippi-Melodie („Show Boat“, USA 1951)
Die dritte Verfilmung des berühmten Musicals „Show Boat“ war eine aufwendige Hochglanzproduktion aus dem Hause MGM. In der Geschichte um einen Show-Raddampfer, der die Menschen am Mississippi unterhält, glänzt Ava Gardner als Varieté-Schauspielerin, deren Ehe mit einem Weißen als illegal gilt, weil sie afroamerikanisches Blut in ihrer Abstammung hat. Ihr dramatischer Abstieg ist nicht aufzuhalten. Besonders das Finale, als William Warfield sein unvergleichliches „Ol’ Man River“ singt und die Gardner ein letztes Mal aus dem Schatten des Hafens tritt und weinend auf den ablegenden Raddampfer schaut, gehört zu ihren schönsten und bewegendsten Filmszenen überhaupt. Da bleibt kein Auge trocken.
Gardner liebte den Film, für den ursprüngliche Juy Garland vorgesehen war. Auch gesanglich hängt sie sich voll in die Rolle rein, wurde jedoch hinter ihrem Rücken vom Studio durch eine professionelle Sängerin ersetzt, ein Umstand, den die Gardner sehr schmerzte. Lediglich auf dem später veröffentlichten Soundtrack kann man ihre Originalgesangsstimme hören.
Sieben Tage im Mai („Seven Days in May“, USA 1963)
Im Politthriller „Sieben Tage im Mai“ übernahm Gardner die ungewöhnlich kleine, aber wichtige Rolle als Eleanor Holbrook, der willensstarken Geliebten von General James Mattoon Scott (Burt Lancaster), der einen Putsch gegen den US-Präsidenten plant. Die Chemie, die Gardner und Lancaster in ihren Starrollen in „Rächer der Unterwelt“ von 1946 verband, wird hier wieder einmal deutlich. Die „New York Times“, über die Jahre eine von Gardners stärksten Kritikern, gab dieses Mal unumwunden zu, dass ihre Darstellung „superb“ sei.
Erdbeben („Earthquake“, USA 1974)
In den 1970er Jahren waren Katastrophenfilme wie „Erdbeben“ Kassenmagnete. Einfaches Rezept: Große Stars von gestern und heute kämpfen zwischen wackelnden Kulissen ums Überleben, die eigentlichen Hauptdarsteller sind die krassen Spezialeffekte. Im aufwendig produzierten Epos „Erdbeben“, einem der Kinoknüller des Filmjahres 1974, suchen unter anderem Charlton Heston und Ava Gardner, deren Ehe in den letzten Zügen zu liegen scheint, einen Ausweg aus dem Erdbebenchaos in Los Angeles. Heston versucht allerdings auch noch seine Affäre, die junge Geneviève Bujold, deren Kind und Gardners Vater, absurd besetzt mit dem nur sieben Jahre älteren Lorne Greene („Bonanza“), zu retten. Gardner verleiht dem höchst unterhaltsamen Chaos mit einer besonders neurotischen Darstellung Glanz. Die gefährlichen Stunts soll sie selbst gemacht haben.
Die barfüßige Gräfin („The Barefoot Contessa“, USA 1954)
Noch heute gehört Ava Gardners Auftritt in diesem Film zu ihren bekanntesten Rollen. Die zynische Geschichte handelt von einer schönen spanischen Tänzerin aus armen Verhältnissen (Gardner) und wie Regisseur Humphrey Bogart sie zum Hollywood-Star macht, ohne sie vor Einsamkeit, Frustrationen und einem tragischen Ende bewahren zu können. Schauspielerinnen in ganz Hollywood rissen sich um die schwierige Rolle, darunter Jennifer Jones oder Elizabeth Taylor. Eine Oscar-Nominierung galt als sicher. Es kam anders. Obwohl das gelungene Drama gute Kritiken insbesondere für Gardners Darstellung erhielt, ging Gardner leer aus. Dabei zeigte sie eine hervorragende Vorstellung und behauptete sich sogar gegen Bogart, der damals als einer der besten Charakterdarsteller überhaupt galt.
Knotenpunkt Bhowani („Bhowani Junction“, USA 1956)
Ein typisches Kriegsdrama seiner Zeit, mit viel Aufwand, spektakulären Massenszenen und hervorragenden Darstellern. Gardner spielt eine Anglo-Inderin, die während des britischen Rückzugs aus Indien in der britischen Armee dient und aufgrund ihrer Herkunft in einer Identitätskrise steckt. Von ihrem Posten beurlaubt, kehrt sie nach Hause in die Stadt Bhowani zurück, wo sie zwischen ihrer früheren Liebe und einem neu eingetroffenen Colonel, gespielt von Stewart Granger, hin- und hergerissen ist. Zwar nimmt es der Film mit der Geschichte nicht ganz so genau, aber Gardner liefert hier eine ihrer im wahrsten Sinne des Wortes schönsten Darstellung ab. Ihre Auftritte im Sari sind spektakulär. Auch die Kritiker waren begeistert. Für ihre intensive Leistung als Victoria erhielt Gardner ihre erste BAFTA-Nominierung.
Pandora und der fliegende Holländer („Pandora and the Flying Dutchman“, USA 1951)
Eine überaus langsam erzählte Fantasy-Romanze, in der eine exzentrische Gardner dem mysteriösen wie ruhelosen Kapitän James Mason begegnet, der keine Zukunft, sondern nur eine endlose Vergangenheit zu haben scheint. Sie setzt alles daran, den zur Unrast Verdammten mit ihrer hingebungsvollen Liebe zu befreien. Das Melodram verbindet die Sage des Fliegenden Holländers mit der Gestalt Pandoras aus der griechischen Mythologie. Der Film wurde hauptsächlich im katalanischen Tossa de Mar an der Costa Brava gedreht. Noch heute steht dort zum Gedenken an Ava Gardner, die viele Jahre in Spanien lebte, eine Statue, die wie Pandora sehnsuchtsvoll in die Ferne schaut.
Das letzte Ufer („On the Beach“, USA 1959)
Die beklemmende Verfilmung des Romans von Nevil Shute über Australier, die auf die Auswirkungen des nuklearen Niederschlags einer Explosion warten, die den Rest der Welt zerstört hat, ist ein bemerkenswertes Drama, das heute aktueller denn je scheint. Damals war die Angst vor einer nuklearen Bedrohung durch die Atomwaffentests der 50er-Jahre auf einem Höhepunkt. Wohl auch deshalb verwehrte das US-Verteidigungsministerium und die US Navy dem Projekt ihre Mitarbeit. Im Film verlieben sich die verzweifelt auf ein Wunder hoffenden Ava Gardner und Gregory Peck ineinander. Ihnen zur Seite steht der Atomwissenschaftler Julian Osborne, gespielt von Fred Astaire, in seiner ersten dramatischen Rolle.
Rächer der Unterwelt („The Killers“, USA 1947, Film Noir, Krimi)
Die fesselnde Geschichte über einen ermordet aufgefundenen Ex-Boxer und die anschließenden Ermittlungen, nach einer Geschichte von Ernest Hemingway, gilt gemeinhin zu den Höhepunkten des Film-Noirs der späten 1940er Jahre. Nach fünf Jahren als Vertragsspielerin bei MGM hatte Gardner ihren großen Durchbruch als glamouröse Kitty, die Burt Lancaster (in seinem Filmdebüt) den Kopf verdreht.
Gardners eiskalte Darstellung der Femme fatale galt als stilbildend. Wie eine Sirene umgarnt sie ihr männliches Opfer und erweckt durch ihren Gesang den Eindruck einer Liebesbedürftigkeit, dem der Mann bedingungslos verfällt und der doch nur kalt kalkulierend eingesetzt wird. Obwohl die Kritiker Gardners Darstellung lobten, begannen mit diesem Film auch ihre lebenslangen Selbstzweifel, ob sie tatsächlich eine begabte Schauspielerin sei.
Die Nacht des Leguan („The Night of the Iguana“, USA 1964, Drama)
Ein weiteres Stück nach Ernest Hemingway, mit dem Ava Gardner auch privat befreundet war. Richard Burton spielt einen aus dem Kirchendienst entlassener Pfarrer einer Episkopalkirche, der sich als Fremdenführer in Mexiko durchschlägt und in der Begegnung mit verschiedenen Frauen Spiegelbilder seiner eigenen zerrissenen Seele erkennt. Als leidenschaftliche wie heißblütige Hotelbesitzerin Maxine, die Burton bei sich aufnimmt, lief Ava Gardner im für damalige Verhältnisse reifen Kinoalter von 42 Jahren noch einmal zur Höchstform auf. Legendär ist eine sexuell aufgeladene Tanzszene von Gardner mit zwei jungen Mexikanern an der Meeresbrandung. Für ihre Leistung als Maxine erhielt Gardner ihre einzige Golden-Globe-Nominierung und ihre dritte BAFTA-Nominierung.
Der Geheimtipp: Ava Gardner als Sissi in „Mayerling“ (UK 1968)
Sie haben richtig gelesen: 1968 stand Ava Gardner im Historienfilm „Mayerling“ als Elisabeth von Österreich-Ungarn alias Sissi vor der Kamera. Eine Schauspielerin aus den US-Südstaaten war jedoch keineswegs die einzige absurde Besetzung. Der Brite James Mason durfte ihren Gatten, Kaiser Franz Josef, spielen. Die Französin Catherine Deneuve spielt die Baroness Maria Vetsera, die eine tragisch endende Affäre mit Kronprinz Rudolf eingeht. Der wiederum wird von dem Ägypter Omar Sharif gespielt, dessen Akzent in der Originalfassung unübertroffen ist. Wenn man über die vermeintlichen Fehlbesetzungen hinwegsieht, macht das opulente Kostümspektakel richtig Spaß.