Proteste in BelarusPolizei in Minsk nimmt ARD-Kamerateam fest
Minsk – Ein Kamerateam der ARD ist nach seiner Berichterstattung über die Proteste in Belarus (Weißrussland) in Minsk vorübergehend festgenommen worden. Die drei Mitarbeiter seien vor ihrem Hotel festgesetzt und über Nacht in einer Polizeistation festgehalten worden, teilte der WDR am Samstag in Köln mit. Sie kamen demnach am Vormittag wieder frei. Laut WDR wurde ihnen die Akkreditierung entzogen.
Die autoritäre Staatsführung ging zuletzt massiv gegen Journalisten vor. Bereits am Vortag kamen etwa 50 Journalisten vorübergehend in Polizeigewahrsam, darunter eine Korrespondentin der Deutschen Welle und ein ZDF-Kamerateam.
„Ich bin entsetzt.“
WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn sagte zu der vorläufigen Festnahme des ARD-Teams: „Ich bin entsetzt über die aktuellen Geschehnisse und halte den Umgang mit unserem Team in Minsk für absolut inakzeptabel.“ Der Vorfall zeige, dass eine unabhängige Berichterstattung in Belarus immer weiter erschwert und beinahe unmöglich gemacht werde, sagte er. „Wir lassen uns als öffentlich-rechtlicher Rundfunk jedoch nicht einschüchtern und werden alles daran setzen, dass unsere Journalisten auch weiterhin über die Vorgänge, Proteste und Demonstrationen in Belarus kritisch und unabhängig berichten können“, betonte Schönenborn.
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Laut WDR wurden der russische Kameramann und der russische Kamera-Assistent des Landes verwiesen. Der belarussische Producer komme am Montag vor Gericht.Der belarussische Journalistenverband sprach von einem massiven Entzug von Akkreditierungen auch für Medienvertreter aus Belarus, die für ausländische Fernseh- oder Rundfunksender, Zeitungen oder Nachrichtenagenturen arbeiteten. Allein am Samstag seien zunächst 17 Arbeitserlaubnisse widerrufen worden. Die Behörden wollen damit offenbar eine Berichterstattung über die Proteste verhindern.
Seit der umstrittenen Wahl vor rund drei Wochen gibt es landesweit Demonstrationen gegen Staatschef Alexander Lukaschenko, der den Wahlsieg mit 80,1 Prozent der Stimmen für sich beansprucht. (dpa)