Bushido-ProzessSteuerfahnder sagen gegen Clanchef aus
Berlin – Im Prozess gegen einen Berliner Clanchef und drei seiner Brüder sind mehrere Steuerfahnder als Zeugen befragt worden. Hintergrund ist eine kürzlich unter anderem auf dem Villen-Grundstück des Hauptangeklagten Arafat A.-Ch. durchgeführte Durchsuchung.
Eine Beamtin erklärte am Montag vor dem Landgericht, sie habe in einem Auto handschriftliche Aufzeichnungen entdeckt, diese als „steuerlich relevant“ eingeschätzt und fotografiert. Was später mit den Aufnahmen geschehen sei, wisse sie nicht.
Verteidigung hält Vorgehen der Fahnder für unzulässig
Verteidiger hatten im Zusammenhang mit der Razzia eine Einstellung oder Aussetzung des Prozesses beantragt. Es seien unter anderem Notizen fotografiert worden, die Arafat A.-Ch. im laufenden Prozess angefertigt habe und die für seine Verteidigung relevant seien, begründeten sie. Ein faires, rechtsstaatliches Verfahren sei unter diesen Umständen nicht mehr gegeben. Über den Antrag hat das Gericht noch nicht entschieden. Zunächst sollten Fragen zur Durchsuchung geklärt werden, hieß es.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Clanchef Straftaten zum Nachteil des Rappers Bushido vor. Drei Brüder von Arafat A.-Ch. sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt. Laut Anklage kam es zu Straftaten, nachdem Bushido 2017 die Geschäftsbeziehungen aufgelöst habe. Arafat A.-Ch. habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert.
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Der 42-jährige Bushido, der mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi heißt, ist in dem seit Mitte August laufenden Prozess am Landgericht der Hauptstadt Nebenkläger und Zeuge. Er soll im Dezember 2017 und Januar 2018 bedroht, beschimpft, eingesperrt und mit einer Wasserflasche sowie einem Stuhl attackiert worden sein. Arafat A.-Ch. (44) und Bushido galten einst als Partner im Musikgeschäft. Ob am inzwischen zehnten Prozesstag die Befragung des Rappers fortgesetzt werden kann, blieb zunächst offen. (dpa)