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Vergewaltigungsprozess in AvignonHaupttäter Dominique Pelicot verzichtet auf eine Berufung

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 16.12.2024, Frankreich, Avignon: Gisele Pelicot verlässt das Gerichtsgebäude in Avignon, nachdem sie das Schlussplädoyer der Verteidigung im Prozess gegen ihren ehemaligen ehemaligen Ehemann gehört hat. Dieser ist angeklagt, Gisele Pelicot fast zehn Jahre lang unter Drogen gesetzt und Fremde eingeladen zu haben, sie in ihrem Haus in Mazan, einer kleinen Stadt in Südfrankreich, zu vergewaltigen. (zu dpa: «Die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2024 - Dezember») Foto: Clement Mahoudeau/AFP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Gericht in Avignon hatte am 19. Dezember wegen der jahrelangen Vergewaltigung seiner Ex-Frau Gisèle 20 Jahre Haft gegen Dominique Pelicot augesprochen.

Der zur Höchststrafe von 20 Jahren Haft verurteilte Dominique Pelicot will nicht gegen das Urteil vorgehen.

Der in einem beispiellosen Vergewaltigungsprozess in Avignon zur Höchststrafe von 20 Jahren Haft verurteilte Dominique Pelicot will nach Angaben seiner Anwältin nicht gegen das Urteil vorgehen. Ihr Mandant habe entschieden, „keine Berufung gegen das Urteil einzulegen“, sagte Béatrice Zavarro am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Pelicot hatte seine Ex-Frau Gisèle Pelicot fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikamenten betäubt, vergewaltigt und in Internetforen anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten.

Der aufsehenerregende Vergewaltigungsprozess ging am 19. Dezember mit der Höchststrafe für den Hauptangeklagten und Haftstrafen für alle 50 Mitangeklagten zu Ende gegangen. Die Richter sprachen den 72-jährigen Dominique Pelicot am Donnerstag der schweren Vergewaltigung seiner Ex-Frau schuldig und verurteilten ihn zu 20 Jahren Haft. Pelicot hatte seine mittlerweile geschiedene Frau Gisèle fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikamenten betäubt und im Internet auch anderen zur Vergewaltigung angeboten.

Fall Pelicot: Ermittler wiesen 200 Vergewaltigungen nach

Insgesamt konnten die Ermittler etwa 200 Vergewaltigungen der bewusstlosen Gisèle Pelicot nachweisen. Der Prozess gilt wegen der Zahl der Angeklagten, der Monstrosität der Taten und vor allem wegen des Muts von Gisèle Pelicot als historisch. Die 72-Jährige hatte sich für ein öffentliches Verfahren eingesetzt, „damit die Scham die Seite wechselt“.

„Danke, Gisèle! Danke, Gisèle!“ skandierten zahlreiche Menschen, als diese nach der Urteilsverkündung das Gericht verließ. Gisèle Pelicot widmete ihren Kampf allen „unbekannten Opfern“ sexualisierter Gewalt. Sie denke an diejenigen, „deren Geschichten im Dunkeln bleiben“, sagte sie. Sie habe es nie bereut, sich zu einem öffentlichen Prozess entschlossen zu haben und hoffe, ihre Qual trage dazu bei, die Welt zu einem besseren Ort für „Frauen und Männer gleichermaßen“ zu machen.

Pelicot nahm auch heimlich Fotos und Videos seiner Frau, seiner Tochter und Schwiegertöchter auf

Die Anwältin von Dominique Pelicot schloss nach dem Urteil zunächst nicht aus, dass ihr Mandant in Berufung gehe. Laut Urteil soll am Ende von Pelicots Haftzeit über eine anschließende Sicherungsverwahrung entschieden werden. Pelicot wurde auch schuldig gesprochen, heimlich Fotos und Videos seiner Frau, seiner Tochter und Schwiegertöchter aufgenommen zu haben.

Alle 50 Mitangeklagten wurden ebenfalls schuldig gesprochen und zu Gefängnisstrafen zwischen drei und 15 Jahren verurteilt. Damit blieben die Richter hinter den Forderungen der Staatsanwaltschaft zurück.

Ein 63-Jähriger wurde wegen Betäubung und Vergewaltigung seiner eigenen Frau zusammen mit Dominique Pelicot zu zwölf Jahren Haft verurteilt, fünf Jahre weniger als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Ein weiterer Angeklagter, der Dominique Pelicots Einladung, dessen Frau zu vergewaltigen, sechsmal angenommen hatte, wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Die drei erwachsenen Kinder des Paares zeigten sich anschließend „enttäuscht“ über die ihrer Ansicht nach „niedrigen“ Strafen. Ein Frauenverband drückte „Unverständnis“ angesichts der Strafen für die Mitangeklagten aus. „Der Kampf gegen Straflosigkeit ist noch lange nicht beendet“, hieß es in einer Erklärung. (afp)