In der Eifel hat das Ehepaar Schäfer einen Weinberg angelegt und setzt seine Hoffnung wegen wachsender Trockenheit auf robuste Rebsorten.
Bio und robustEhepaar Schäfer baut Wein „Grüne Neune“ in der Eifel an
Von Ulrike Hofsähs
In der Eifel wird meist Bier getrunken, und als rau gilt die Region auch. Ein Landwirt und seine Frau haben dort einen Weinberg angelegt. Wenn alles einmal bepflanzt ist, wird es einer der größten Weinbaubetriebe in NRW sein.
Die Hoffnungen liegen auf Solaris, Sauvignac und Satin noir. Die Namen stehen für neue, robuste Rebsorten. Lisa und Markus Schäfer wollen daraus Wein produzieren. 12.000 Rebstöcke sind schon gepflanzt, und es sollen noch mehr werden. Die Weinstöcke wachsen auf einem Hügel bei Nideggen im Kreis Düren. In der Eifel ist das ein ungewohnter Anblick. Eigentlich prägen Berge, Wald und Felder die Landschaft im Westen von Köln und Bonn.
Aber das junge Ehepaar ist entschlossen. „Wir wollen etwas anbauen, was wir selber vermarkten können“, sagen sie. Wein habe eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Dazu gehört Direktverkauf, auch eine Straußwirtschaft. Mit den 3,8 Hektar, die das Paar einmal bewirtschaften kann, wäre das Weingut das drittgrößte in Nordrhein-Westfalen. Nur zwei Winzer im Siebengebirge haben mehr.
„Grüne Neune“ soll der Wein aus der Eifel heißen
Noch steckt das Projekt in den Anfängen. Die Pflanzen sind noch jung und müssen wachsen, es soll Bio-Anbau sein. Lisa Schäfer (31) erzählt heiter vom allerersten Versuch des Weinmachens: „Es fing mit einer Flasche an, die wurde leider Essig“. Der Jahrgang 2022 brachte schon 53 Liter Wein. 2024 wird wohl erstmals Wein vermarktet.
„Grüne Neune“ haben die angehenden Winzer ihre Marke getauft. Die Marke stehe für die positive Überraschung, wieder Wein in die Eifel zu bringen, erzählt Lisa Schäfer. Ein Freund, der in Portugal als Winzer gearbeitet hat, hilft dabei.
Das Weinmachen lernt das Ehepaar derzeit in einer Teilzeit-Ausbildung zum Winzer bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Dort wird im Block unterrichtet. Gerade erst waren sie eine Woche in Würzburg. „Wir müssen die Ausbildung mit unserem Haupterwerb, der Landwirtschaft, vereinbaren“, sagt Markus Schäfer, der aus einer Familie von Landwirten stammt und die Tradition in dem Betrieb in Heimbach weiterführt. Der Wein wächst im Nachbarort.
Klimaerwärmung wirkt sich auch auf den Weinbau aus
Seit 2016 können angehende Winzer bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn jährlich einen Antrag für eine begrenzte Fläche zur Neuanpflanzung von Reben stellen. Darauf darf Wein zum Verkauf angebaut werden. Als Markus Schäfer sich bewarb, bekam er den Zuschlag – und sein Winzer-Projekt noch mehr Schwung.
Markus Uhe, der Weinexperte der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, meint, Weinbau sei interessant als zusätzliches Standbein für Landwirte. „Mit Weinbau lässt sich in der regionalen Vermarktung noch Geld verdienen.“ Er kennt auch andere Projekte in NRW. Letztlich macht sich die Klimaerwärmung auch im Weinbau bemerkbar, weil es mehr Sonnenstunden und heißere Sommer gibt.
Weinberg könnte 35.000 Liter hergeben
Auch in der Eifel war dieser Sommer warm und sehr trocken. „Der Klimawandel macht mir mehr Sorgen, als dass ich ihm etwas Positives abgewinne“, sagt aber Winzer Schäfer. Der Weinberg liegt auf etwa 300 Meter Höhe an einem Südhang, umgeben von Feldern und Wald. Der urzeitliche Boden besteht aus Muschelkalk, auf dem mineralische Weine wachsen. Bis 1911 wurde hier schon einmal Wein angebaut. Eigentlich sei die Eifel eine Biertrinker-Region, sagt Markus Schäfer. Er möchte den Wein am Ort verkaufen und kein elitäres Projekt starten. 35.000 Liter könnte der Weinberg später hergeben.
Warum sich die Schäfers das kräftezehrende Projekt antun? „Das frage ich mich auch manchmal“, sagt der 30-Jährige im Spaß. Das Paar hat alles zusammen geplant und aufgebaut. Lisa Schäfer hat ihren sicheren Job gekündigt, um mehr Zeit für die Verwirklichung des gemeinsamen Traums von einem Weingut zu haben.
Das Interesse daran ist groß. Markus Schäfer erzählt, dass er Landwirtschaft oft als negativ besetzt erlebt. Als etwas, das mit Staub und Lärm verbunden wird. Beim Wein ist das anders. „Es ist für uns extrem bereichernd, wenn die Leute stehenbleiben und sagen, wie gut sie das finden“, sagt der Agrar-Ingenieur. (dpa)