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DürreNotstand in Italien – Spanien so trocken wie seit tausend Jahren nicht mehr

Lesezeit 3 Minuten
Flussbett Po Dürre

Das ausgetrocknete Flussbett des Po in Boretto 

Rom – Italiens Regierung hat wegen der gravierenden Trockenheit in fünf Regionen des Landes den Notstand beschlossen. Am Montagabend traf sich dazu der Ministerrat, teilte der Amtssitz von Ministerpräsident Mario Draghi mit. Bis zum 31. Dezember dieses Jahres gilt demnach in der Lombardei, dem Piemont, der Emilia-Romagna, Venetien sowie Friaul-Julisch Venetien im Zusammenhang mit dem Wassermangel der Notstand. Damit kann die Regierung einfacher Gelder und Hilfsmittel zur Bekämpfung der Folgen der Trockenheit in den Alpengebieten und den Gegenden entlang des Flusses Po frei machen. Rom stellte den Regionen 36,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Der Notstand gilt damit in den Gegenden, die am stärksten von der Dürre betroffen sind. Vor allem Norditalien erlebt derzeit heftige Trockenheit. Große Seen wie etwa der Gardasee führen deutlich weniger Wasser als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Der Wasserstand im Fluss Po - der längste Strom Italiens - ging so weit zurück, dass an der Meermündung Salzwasser kilometerweit in das Flussbett drang. Der Pegel ist an manchen Stellen so niedrig wie seit 70 Jahren nicht mehr. Städte wie Pisa und Verona schränkten unlängst die Wassernutzung ein. Venedig und Mailand drehten einen Teil der Brunnen ab.

Die Schwere und Wahrscheinlichkeit von Dürren haben durch den Klimawandel mit hoher Gewissheit im Mittelmeerraum und auch in anderen Weltregionen zugenommen.

Spanien und Portugal waren seit tausend Jahren noch nie so trocken

Nicht nur in Italien ist die Lage dramatisch: Teile von Spanien und Portugal sind so trocken wie seit mehr als tausend Jahren nicht mehr. Grund dafür ist eine durch den Klimawandel ausgelöste Veränderung des Azoren-Hochdruckgebiets, wie es in einer am Montag in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ veröffentlichten Studie heißt, die vor schwerwiegenden Folgen für die Wein- und Olivenproduktion warnt. Das Azorenhoch, ein Hochdruckgebiet im Atlantik, hat großen Einfluss auf das Wetter und langfristige Klimatrends in Westeuropa.

Im Sommer schickt das Azorenhoch heiße, trockene Luft nach Portugal, Spanien und Frankreich. Im Winter sorgt es für Feuchtigkeit und Niederschläge. Die winterlichen Niederschläge sind laut den Autoren der Studie „lebenswichtig“ für die ökologische und ökonomische Gesundheit der Iberischen Halbinsel. Anhand von Klima-Modellierungen der vergangenen 1200 Jahre haben US-Forscher nun herausgefunden, dass sich das Hochdrucksystem im vergangenen Jahrhundert „dramatisch verändert hat“ und „dass diese Veränderungen des nordatlantischen Klimas innerhalb des letzten Jahrtausends beispiellos sind“.

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Demnach begann das Hochdrucksystem vor etwa 200 Jahren, als die Treibhausgase zunahmen, sich auf eine größere Fläche auszudehnen. Im 20. Jahrhundert dehnte es sich durch die globale Erwärmung noch stärker aus. Die Niederschlagsmengen hingegen gingen zurück - die Winter im westlichen Mittelmeerraum sind trockener geworden. Frühere Studien hatten nicht zeigen können, ob der menschengemachte Klimawandel für die Veränderungen des Klimas im Nordatlantik verantwortlich ist - nun haben die Autoren nach eigenen Angaben den Zusammenhang festgestellt.

Das Azorenhoch wird sich im 21. Jahrhundert durch den Klimawandel noch weiter ausbreiten. Bis Ende des Jahrhunderts werden die Niederschläge in der Region voraussichtlich um weitere zehn bis 20 Prozent sinken, was verheerende Folgen für die Landwirtschaft haben könnte. Die Weinbaugebiete auf der Iberischen Halbinsel könnten bis 2050 um mindestens ein Viertel schrumpfen. Die Olivenernte in Südspanien könnte früheren Studien zufolge bis 2100 um 30 Prozent zurückgehen. (dpa, afp)