Er feierte mit Rugby-Spielern nach einem Sieg, nun steht Emmanuel Macron wegen seines Trinkverhaltens moralisch am Pranger.
„Toxische Männlichkeit“Macron trinkt Bier auf ex – Opposition sieht Gesundheitspolitik verraten
Sportlichen Erfolg nationaler Teams nutzen Politikerinnen oder Politiker immer wieder, um sich anschließend im Lichte des Ruhms der Mannschaft ganz nahe zu zeigen. So auch Emmanuel Macron, der nach einem Sieg einer Rugby-Mannschaft am Samstag in Toulouse in der Kabine aufschlug, um den Spielern zum Erfolg zu gratulieren.
An sich nichts Besonderes, und dennoch spricht im Anschluss ganz Frankreich über den kurzen Aufenthalt des französischen Staatschefs in der Umkleide. Der Grund ist eine kurze Szene, die nur rund 20 Sekunden dauert.
Emmanuel Macron trinkt Bier in Kabine auf ex – Rugby-Spieler jubeln
Emmanuel Macron prostet den Spielern, von denen die meisten ebenfalls auf den Sieg anstoßen, mit einer Flasche Bier zu, setzt an und trinkt die Flasche in einem Zug aus. Kameras des französischen Senders „Canal +“ hatten den Vorgang eingefangen, Videos in den sozialen Netzwerken verbreiteten die Szene anschließend. Wie „Le Parisien“ schreibt, habe der Präsident auf die Gesundheit der Spieler angestoßen. Was genau ihn dazu bewege, die Flasche dann in einem Zug zu leeren, blieb unklar.
Während er von den Rugby-Spielern in der Kabine anschließend für die Aktion gefeiert wird, hagelt es von der Opposition nun Kritik. Das Verhalten sei unmoralisch, die Grünen sehen darin „toxische Männlichkeit“, andere sehen die Gesundheitspolitik ad absurdum geführt.
Emmanuel Macron muss nach Trink-Aktion Kritik von Opposition einstecken
Die französische Grünen-Chefin Sandrine Rousseau bezeichnete die Trinkaktion auf Twitter als „Symbol toxischer Männlichkeit der politischen Führung“ bei Twitter. Wenig Verständnis hatte auch die sozialistische Senatorin Laurence Rossignol: „Ein Bier auf ex? Was will der sich denn beweisen?“, fragte sie nach dem Hintergrund des schnellen Trinkens.
Der Abgeordnete und Sprecher der PS-Fraktion in der Nationalversammlung, Arthur Delaporte, zeigte sich auf Twitter ebenfalls empört. „Ein Präsident der Republik sollte das nicht tun. 50 Jahre öffentliche Gesundheitspolitik gegen übermäßigen Alkoholkonsum und Rauschtrinken... die vermittelte Botschaft ist eindeutig nicht die richtige.“
Die linksgerichtete Zeitung „Libération“ kritisierte Macron für sein Trinkverhalten und erinnerte an frühere Aussagen des französischen Präsidenten: „2018 prangerte der Präsident noch junge Menschen an, ‚die sich so schnell wie möglich mit Bier und Hochprozentigem betrinken‘“, schrieb das Blatt. „Le Parisien“ bezeichnete den Moment als „einer der Szenen, die die gewohnt zügellosen Feierlichkeiten des Stade Toulousain prägten“.
Emmanuel Macron: Beliebtheit in Frankreich wegen Rentenreform gesunken
Emmanuel Macron hat in Frankreich unter anderem für die von ihm befürwortete Rentenreform seit Monaten einen schweren Stand. Aus Wut über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre gingen in den vergangenen Monaten Hunderttausende Franzosen auf die Straße.
Vor dem Rugby-Spiel am Wochenende war Macron sogar aus Angst vor Pfiffen und Protesten, wie beim Finale des französischen Pokals am 29. April, klammheimlich auf den Rasen geschlichen, um die Mannschaften zu begrüßen, wie französische Medien berichten.
Demnach wurde Macron nicht auf der Großleinwand des Stadions gezeigt, und sein Auftritt von Musik und den Stimmen der Stadionsprecher übertönt. (pst)