Manche Länder warten bereits seit Jahrzehnten auf den ersten oder erneuten Sieg beim Eurovision Song Contest.
Eurovision Song Contest 2024Diese 11 Länder warten am längsten auf den ersten oder erneuten ESC-Sieg
Im Glanz der bunten Lichter und mitreißenden Melodien des Eurovision Song Contest warten einige Länder noch immer auf den ersehnten ersten Triumph. Trotz jahrzehntelanger Teilnahme und einiger Erfolge haben sie es noch nie ganz nach oben auf das Siegertreppchen geschafft. Der Eurovision Song Contest 2024 rückt näher und wieder hoffen diese Nationen, ihre lange Durststrecke zu beenden und die begehrte Trophäe mit nach Hause zu nehmen.
Folgende Länder haben wir in unserer Liste nicht berücksichtigt, da sie zwar in der Vergangenheit am ESC teilgenommen und nicht gewonnen haben, aber 2024 nicht ins Rennen gehen werden: Marokko (1980), Bosnien und Herzegowina, Ungarn, Rumänien und Slowakei (1993). Die vielfältigen Gründe hierfür finden Sie in unserem Artikel „Diese Länder dürfen beim Eurovision Song Contest 2024 nicht teilnehmen“.
Polen (30 Jahre)
- ESC-Debüt: 1994
- Höchste Platzierung: 1994, Platz 2
Eines der eindrucksvollsten ESC-Debüts legten unsere polnischen Nachbarn 1994 hin, als die nationale Antwort auf Mariah Carey, Edyta Górniak, mit ihrem dramatischen Klagegesang „To nie ja!“ auf Anhieb den zweiten Platz erreichte. Danach ging es für Jahre wieder steil bergab, obwohl das Land immer wieder große nationale Stars wie Justyna Steczkowska, Anna Maria Jopek oder Cleo an den Start brachte. Letztere brachte sogar eine Butterstampferin mit tiefem Dekolleté auf die Bühne, dennoch muss das Land seit nunmehr 30 Jahren auf seinen ersten ESC-Sieg warten.
Slowenien (31 Jahre)
- ESC-Debüt: 1993
- Höchste Platzierung: 1995 und 2001, jeweils Platz 7
Kleine Länder haben es beim ESC oft schwerer, und so warten auch die knapp zwei Millionen Slowenen bis heute vergeblich auf einen Sieg. Bei ihrer zweiten Teilnahme im Jahr 1995 galten sie immerhin einmal als große Favoriten, doch Darja Švajger und ihre bombastische Ballade „Prisluhni mi“ landeten schließlich nur auf dem siebten Platz – bis heute die beste Platzierung für Slowenien. Im Jahr 2001 gelang mit „Energy“ und Nuša Derenda erneut der siebte Platz. Der bisher letzte Top-Ten-Platz für das kleine Land, das zudem bereits zwölf Mal im ESC-Halbfinale rausflog und damit zu den Ländern zählt, die bisher am häufigsten in der Vorrunde ausgeschieden sind.
Kroatien (31 Jahre)
- ESC-Debüt: 1993
- Beste Platzierung: 1996 und 1999, jeweils Platz 4
Seit Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht, dass sich die Balkanstaaten durch punktuelle Vetternwirtschaft nicht nur regelmäßige Siege, sondern zumindest gute Platzierungen sichern. Neben Slowenien ist Kroatien das Gegenbeispiel, denn das Balkanland hat nicht nur noch nie gewonnen, der letzte Top-Ten-Erfolg liegt auch schon fast 25 Jahre zurück. Zwischen 1995 und 2001 gab es sechs Top-Ten-Platzierungen – seither fast nur Flops, darunter neun Ausscheidungen im Halbfinale. In diesem Jahr nun das Wunder: Baby Lagsagna und sein rockiger Turbo-Folk „Rim Tim Tagi Dim“ gehören laut Wetten zu den Favoriten auf den Sieg.
Schweiz (36 Jahre)
- ESC-Debüt: 1956
- Beste Platzierung: 1956 und 1988, jeweils Platz 1
Seit dem letzten Schweizer Sieg des frankokanadischen Imports Céline Dion 1988 mit „Ne partez pas sans moi“ sah es lange düster aus für die Eidgenossen. Nur selten landete man noch in den Top 10. Erst der vierte Platz von Luca Hänni im Jahr 2019 brachte die Wende. 2021 gelang sogar ein dritter Platz mit „Tout l'univers“ von Gjon's Tears. Und auch 2024 darf man wieder auf einen Spitzenplatz hoffen. Nemo heißt das musikalische Talent, das mit seinem Song „The Code“ laut der ESC-Website eurovisionworld.com seit einigen Wochen Platz eins der Wettquoten innehat.
Belgien (38 Jahre)
- ESC-Debüt: 1956
- Beste Platzierung: 1986, Platz 1
Auch die Belgier haben viele düstere Jahre hinter sich, seit die jüngste Siegerin aller Zeiten, Sandra Kim, mit „J’aime la vie“ für den einzigen Sieg des Königreichs sorgte. Allein zehnmal schied das Land, das zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Rundfunkunion (EBU) gehört, in den vergangenen 20 Jahren im Halbfinale aus. Immerhin fünfmal gelang der Sprung unter die Top Ten, so auch 2023. Auch für dieses Jahr stehen die Karten gut, gehören die Belgier doch zum erweiterten Favoritenkreis.
Island (38 Jahre)
- ESC-Debüt: 1986
- Beste Platzierung: 1999 und 2009, jeweils Platz 2
Island konnte erst ab 1986 am Eurovision Song Contest teilnehmen, da vorher eine Datenfernübertragung auf die abgelegene Insel technisch nicht realisierbar war. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Wettbewerb ähnlich wie in Schweden zu einem der wichtigsten und meistbeachteten Ereignisse des Jahres. Gleich zweimal war der Sieg zum Greifen nah. Im Jahr 2020 gehörten Daði & Gagnamagnið und „Think About Things“ erneut zu den Favoriten, doch die coronabedingte Absage des ESCs machte alle Träume zunichte. Ein Jahr später war dieselbe Gruppe mit „10 Years“ auf Platz vier erfolgreich.
Luxemburg (41 Jahre)
- ESC-Debüt: 1956
- Beste Platzierung: 1961, 1965, 1972, 1973 und 1983, jeweils Platz 1
Nach 31 Jahren Pause feiert Luxemburg 2024 sein großes ESC-Comeback. Glaubt man den Wettquoten, wird das kleine Land weder den sechsten Sieg – der letzte liegt 41 Jahre zurück – noch den Einzug ins Finale schaffen. Aber dabei sein ist schließlich alles. Der letzte Sieg Luxemburgs fand auf deutschem Boden statt. Corinne Hermès gewann 1983 in München mit dem Lied „Si la vie est cadeau“. Das letzte Mal, dass Luxemburg in den Top Ten vertreten war, war 1988 mit der späteren Weltstar Lara Fabian und ihrem „Croire“.
Zypern (43 Jahre)
- ESC-Debüt: 1981
- Beste Platzierung: 2018, Platz 2
Viele Jahre stand Zypern im Schatten der großen Schwester Griechenland. Erst 2018, fast 40 Jahre nach dem ESC-Debüt, hätte es mit Eleni Foureira und ihrem feurigen „Fuego“ fast zum Sieg gereicht. Seit dem ersten Sieg Portugals im Jahr 2017 ist die Republik mit 40 Teilnahmen das Land, das am häufigsten am Wettbewerb teilgenommen hat, ohne jemals zu gewinnen. Portugal benötigte 49 Teilnahmen, um den Wettbewerb zu gewinnen. Dank des häufigen Punktetauschs zwischen Griechenland und Zypern landete die Insel immerhin nur einmal auf dem letzten Platz.
Frankreich (47 Jahre)
- ESC-Debüt: 1956
- Beste Platzierung: 1958, 1960, 1962, 1969 und 1977, jeweils Platz 1
In den ersten beiden Jahrzehnten des Eurovision Song Contest hatte Frankreich fast ein Abonnement auf die ersten Plätze. Ende der 1970er Jahre gelang dem Land ein spektakuläres Comeback mit mehreren Spitzenplatzierungen, darunter der letzte Sieg der Republik 1977 mit Marie Myriam und „L’oiseau et l’enfant“. Nach vielen desaströsen Ergebnissen geht es seit 2016 wieder bergauf. 2021 erreichte Frankreich mit Barbara Pravi und dem Klassiker „Voilà“ sogar wieder den zweiten Platz und damit das beste Ergebnis seit 1991. Ein erneuter Sieg scheint also nicht mehr ausgeschlossen. 2024 gehört man zum erweiterten Favoritenkreis.
Malta (53 Jahre)
- ESC-Debüt: 1971
- Beste Platzierung: 2002 und 2005, jeweils Platz 2
Die kleine Mittelmeerinsel ist das Land, das am längsten auf einen Sieg wartet, ohne jemals gewonnen zu haben. Bereits seit 1971 nimmt das kleine Land am ESC teil, setzte aber mangels Erfolg von 1977 bis 1991 freiwillig aus. Nach der Rückkehr profitierte Malta lange von der alten Sprachregelung, denn neben dem etwas sperrig klingenden Maltesisch ist auch Englisch Landessprache. Zunächst schien der erste Sieg nur eine Frage der Zeit zu sein, denn Ira Losco und Chiara erreichten 2002 und 2005 den zweiten Platz. Ab 2006 hagelte es dann fast nur noch Niederlagen. 2024 sieht es wieder düster aus: In den Wettquoten liegt die Insel derzeit auf dem 37. und damit letzten Platz.
Spanien (55 Jahre)
- ESC-Debüt: 1961
- Beste Platzierung: 1968 und 1969, Platz 1
Die Spanier gehören zu den wenigen Ländern, die ihren Sieg im Folgejahr wiederholen konnten. Allerdings liegen diese Siege schon so lange zurück, dass sich international nur noch eingefleischte ESC-Fans an die temperamentvollen Siege von Massiel („La la la“, 1968) oder Salomè („Vivo cantando“, 1969) erinnern. Im Jahr 2022 gehörte Chanel mit ihrer schweißtreibenden Tanzchoreo rund um ihr „SloMo“ zu den Favoriten und landete schließlich auf Platz 3. Ein Blick auf die Wettquoten für 2024 verrät, dass Spanien wohl noch länger warten muss.