Er führte offenbar ein Luxusleben mit Rolex-Uhren und teuren Wagen. Nun wurde der islamistische Online-Hassprediger Dehran Asanov in Düsseldorf festgenommen – kurz bevor er sich nach Dubai absetzten konnte.
Festnahme in DüsseldorfIslamisten-Prediger soll Luxusleben mit Spenden finanziert haben
Er gilt als einer der führenden islamistischen Online-Hassprediger. Dehran Asanov, 33, alias Abdulhamid, tritt als einer der Tiktok-Stars der neuen radikal-islamischen Salafisten-Influencer auf. Dort und auf Instagram folgen im Hunderttausende. In der Anleihe an Klischees der Gangsta-Rapper wirbt der Deutsche laut dem Islamismus-Report NRW vorzugsweise im Sport-Outfit in „leicht zugänglicher“ Weise für einen extremistisch-salafistischen Islam. Adressaten sind vor allem junge Menschen aus bildungsfernen Milieus. Sie lernen bei Abdulhamid, dass Frauen Männern untergeordnet seien, ihnen nicht widersprechen dürften und sich vollständig bedecken müssten. Allein auf TikTok hat sich Asanov mit seinen Videos eine Followerschaft von rund 460.000 Zuschauern geschaffen, die ihm schon deutlich mehr als zehn Millionen Likes bescherten. Für die fundamentalistische Ideologie bringt er hohe Quote, Sicherheitsbehörden sehen sie als niederschwelligen Einstieg in die Radikalisierungslaufbahn.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Ermittlerkreisen erfuhr, erhielt der radikale Online-Imam am Mittwochmorgen Besuch von Düsseldorfer Staatsschützern. Er wurde wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betruges verhaftet. Bei der Durchsuchung stellten die Ermittler dem Vernehmen nach 20.000 Euro Bargeld, fünf Rolex-Uhren und mehrere Luxus-Handtaschen sicher. Ferner konfiszierten die Strafverfolger Asanovs Wagen. Zudem wurden sieben Konten gepfändet.
Besonders abgründig erscheint neben Aasanovs luxuriösem Lifestyle die Erkenntnis, dass der 33-Jährige mit 19 Spendenaufrufen für notleidende Kinder und mildtätige Zwecke mehr als 353.000 Euro einwarb, davon aber nur knapp 5000 Euro tatsächlich an die in den Spendenaufrufen genannten Empfänger weitergeleitet hat. Das übrige Geld floss offenbar in seinen aufwändigen Lebensstil. Seine gleichaltrige Lebensgefährtin und eine 37-jährige Schwester sollen dabei Komplizinnen sein. Gegen die Frauen werde ebenfalls ermittelt, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Düsseldorf. Der Prediger ist demnach bereits einschlägig mit Geldstrafen vorbelastet, sagte Staatsanwältin Laura Neumann. Der Beschuldigte, seine Partnerin und die Schwester schweigen bisher zu den Vorwürfen. Ein Richter habe Asanov inzwischen in Untersuchungshaft geschickt, es bestehe Flucht- und Wiederholungsgefahr. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Asanov steht seit Längerem im Blickfeld der Sicherheitsbehörden
Asanov steht wegen seiner extremistischen Botschaften seit Längerem im Blickfeld der Sicherheitsbehörden. Das Landeskriminalamt führt ihn als so genannte „relevante Person“ - also in der Hardcore-Islamisten-Liga. In dem Betrugsfall ermittele die Staatsanwaltschaft Düsseldorf schon seit geraumer Zeit gegen Asanov. Er habe unter anderem Pilgerreisen nach Mekka organisiert. Seit 2021 soll der Web-Imam via Instagram zu den genannten Spenden aufgerufen haben. Oft habe er die Zuwendungen in bar abgehoben, um seinen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren. Offenbar reichten die Einnahmen bereits so weit aus, dass Asanov sich in Kürze nach Dubai absetzen wollte. Vor diesem Hintergrund entschlossen sich die Ermittler zum Zugriff am Mittwochmorgen.
Prototyp der TikTok-Prediger
Online-Hassprediger wie Asanov ziehen über ihre einfach gestrickten Clips insbesondere sinnsuchendende, labile junge Menschen an. Der Düsseldorfer Hassprediger gilt laut dem NRW-Islamismuslagebild als Prototyp, um gerade die Generation unter 20 durch Propaganda über soziale Medien für seine demokratiefeindlichen Tiraden zu begeistern.
Speziell Menschen „aus schwierigen persönlichen Verhältnissen“ würden dort niedrigschwellig abgeholt, indem ihnen eine „simple und berechenbare“ Lebenswelt suggeriert werde, aus der sich einfache Handlungsanweisungen ableiten ließen. Der Salafismus habe sich so geradezu als „Gegenkultur mit Lifestyle-Charakter“ entwickelt, heißt es als Resümee im Islamismus-Report. Die Verfassungsschützer sehen ihn als Wiedergänger von Pierre Vogel, der mittlerweile eine Boxschule in Bergheim betreibt. Vogel zählt zu den ersten, die den extremistischen Salafismus für ein breites Publikum zugänglich machte. (mit dpa)