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Gefahr bleibt hoch, Archiv zerstört„Magie“ in Malibu – Alter VW-Bulli übersteht Feuerinferno unversehrt

Lesezeit 4 Minuten
Der VW-Bulli „Azul“ steht zwischen ausgebrannten Häusern in Malibu.

Der VW-Bulli „Azul“ steht zwischen ausgebrannten Häusern in Malibu.

Böen könnten die Feuer in Los Angeles noch einmal entfachen. Die Zerstörung wird derweil sichtbarer – kleine „Wunder“ aber auch.

Noch keine Entwarnung in Südkalifornien: Zwar sind die Windstärken in den Feuerzonen am Dienstag geringer gewesen als befürchtet, doch die „Red Flag“-Warnung vor erhöhter Feuergefahr bleibt in weiten Gebieten zunächst in Kraft. „Noch nicht ganz über den Berg“, teilte die Wetterbehörde in Los Angeles auf der Plattform X mit. Bis zum Abend könnten gefährliche Böen die Feuer noch verstärken. Erst danach sei mit abflauenden Winden und kühlerer Luft mit höherer Feuchtigkeit zu rechnen, hieß es.

Der Großeinsatz von nunmehr knapp 17.000 Helfern in und im Umland von Los Angeles hält über eine Woche nach Ausbruch der verheerenden Feuer unvermindert an. Die Behörden meldeten weitere Fortschritte in der Brandbekämpfung.

Großfeuer rund um Los Angeles noch nicht komplett unter Kontrolle

Das „Palisades Fire“, das am Westrand von Los Angeles große Teile von Pacific Palisades zerstört hat, ist nun zu 18 Prozent eingedämmt. Das „Eaton Fire“ nahe Pasadena und Altadena nordöstlich von Los Angeles ist zu 35 Prozent unter Kontrolle. Die Zahl der bestätigten Todesfälle stieg mittlerweile auf 25, weitere Menschen werden noch vermisst.

Betroffene müssen sich weiterhin gedulden, bevor sie in die völlig ausgebrannten Gebiete zurückkehren dürfen. Dies sei unter anderem wegen der Feuergefahr vorerst nicht möglich, teilte die Polizei mit. In den Feuerzonen setzen unterdessen Einsatzteams die Suche nach möglichen Opfern fort.

Zerstörung nach Feuerinferno in Kalifornien immer sichtbarer

Die Zerstörung, die die Feuer angerichtet haben, wird unterdessen immer sichtbarer. Die Trümmer in den verwüsteten Straßenzügen wegzuräumen, könnte nach Schätzung von Gouverneur Gavin Newsom sechs bis neun Monate dauern. Nach bisherigen Angaben wurden mehr als 12.000 Gebäude zerstört oder beschädigt.

11.01.2025, USA, Los Angeles: Eine amerikanische Flagge weht über einem Teil des Mandeville Canyon, der durch das Palisades-Feuer zerstört wurde. Foto: Mark Edward Harris/ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Eine amerikanische Flagge weht über einem Teil des Mandeville Canyon, der durch das Palisades-Feuer zerstört wurde.

Auch ein Archiv der Werke des österreichischen Komponisten Arnold Schönberg gehört zu den zerstörten Gebäuden. Das Haus des Belmont-Musikverlags, der sich ausschließlich der Bewahrung und Förderung der Werke Schönbergs widme, gehöre zu den größten Opfern des „Palisades Fire“, schrieb der Verlagsbetreiber Larry Schoenberg, ein Sohn des Musikers, in einer Mitteilung. Das Feuer zerstörte große Teile des Stadtteils Pacific Palisades, am Westrand von Los Angeles.

Wertvolles Schönberg-Archiv in Los Angeles zerstört

„Der gesamte Bestand an Verkaufs- und Verleihmaterialien – darunter einige Manuskripte, Originalpartituren und gedruckte Werke – ging bei dem Feuer verloren“, heißt es in der Mitteilung. In dem Archiv waren nach einem Bericht der „New York Times“ geschätzt rund 100.000 Partituren und Stimmen Schönbergs. Der Verlag vermietete und verkaufte die Partituren demnach an Ensembles in aller Welt.

Arnold Schönberg wurde am 13. September 1874 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren. In den 1920er Jahren entwickelte er seine sogenannte Zwölftontechnik. Sein bleibender Einfluss reicht weit über Klassik-Konzertsäle hinaus. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte der zuvor in Wien und Berlin wirkende Schönberg 1933 in die Vereinigten Staaten, wo er sich in Los Angeles niederließ.

Blau-weißer Volkswagen Bulli sorgt für „Wunder“ in Malibu

Neben enormer Zerstörung gibt es jedoch auch kleine „Wunder“ nach dem Inferno rund um die Metropole Los Angeles. Eine dieser wundersamen Geschichten handelt von einem blauen Volkswagen Bulli, der die Feuerwalze im Vorort Malibu offenbar nahezu unversehrt überstanden hat.

Preston Martin posiert für ein Foto vor dem unversehrten VW-Bus.

Preston Martin posiert für ein Foto vor dem unversehrten VW-Bus.

Ein Bild der Nachrichtenagentur zeigt das Fahrzeug inmitten verbrannter Häuser und Bäume, der weiß-blaue Bulli sticht mit seiner augenscheinlichen Unversehrtheit sofort ins Auge. Das Überleben des Kult-Autos von VW, in diesem Fall ein Typ 2 von 1977, sorgt auch bei dem langjährigen Besitzer des Bullis, Martin Preston, für Begeisterung. „In diesem Van steckt Magie“, sagte der 24-Jährige gegenüber AP.

Freude über unversehrten VW-Bulli: „In diesem Van steckt Magie“

Im letzten Jahr verkaufte er das Gefährt nach eigenen Angaben an eine Freundin, die habe es „Azul“ getauft, erklärte Preston. Megan Krystle Weinraub, die Käuferin, hatte den Bulli nach den Feuern in Malibu bereits für verloren gehalten, berichtete die Nachrichtenagentur weiter. Dann habe ein Nachbar ihr ein Foto des unversehrten „Azul“ geschickt.

Schnell machte das „Wunder“ um „Azul“ die Runde in der von den Bränden gebeutelten Region. „Es ist so cool, dass es zu so einer Art Leuchtfeuer der Hoffnung geworden ist“, sagte Martin. „Alles drumherum war zerstört. Und dann steht da dieser leuchtende, blaue Van.“ (das/dpa)