AboAbonnieren

„Irgendwann hieß es dann Geiselnahme“Passagiere schildern Ängste bei Evakuierung am Hamburger Flughafen

Lesezeit 3 Minuten
Polizeiautos und ein Spezialfahrzeug stehen am Flughafen. Der Hamburger Flughafen ist nach dem Eindringen eines Fahrzeugs auf das Gelände gesperrt worden.

Polizeiautos und ein Spezialfahrzeug stehen am Flughafen. Der Hamburger Flughafen ist nach dem Eindringen eines Fahrzeugs auf das Gelände gesperrt worden.

Zahlreiche Flugzeuge mussten aufgrund der Geiselnahme am Hamburger Flughafen geräumt werden – für die Fluggäste eine Ausnahmesituation.

Wegen der Geiselnahme am Hamburger Flughafen sind am frühen Sonntag auch die letzten auf dem Rollfeld stehenden Flugzeuge evakuiert worden. „Derzeit evakuieren wir alle Flugzeuge am Hamburg Airport, in denen sich noch Personen befinden“, twitterte die Hamburger Polizei. Die Terminals seien bereits evakuiert.

Auch aus dem Flugzeug, unter dem sich das Auto des bewaffneten Geiselnehmers mit seinem vierjährigen Kind befand, waren bereits alle Insassen in Sicherheit gebracht worden. Die Menschen wurden in einem Flughafenhotel untergebracht.

„Wir haben hier im Endeffekt 250 Leute untergebracht“, sagte Frank Kohlstädt, Leiter der DRK-Station am Flughafen, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Rund 200 Menschen hätten zudem noch Hotelzimmer bekommen. „Im Moment ist das Hauptproblem, dass sie nicht genau wissen, wie es weitergeht.“ Die Menschen seien eher aufgeregt gewesen als psychisch belastet.

Geiselnahme am Flughafen Hamburg: Passagiere schildern Ängste bei Evakuierung

Auch Jennifer verbrachte die Nacht in dem Hotel, weil Ihr Flug nach München nicht abheben konnte. Das Flugzeug sei zurück in die Parkposition geschoben worden, sagte die 33-Jährige. „Dann haben wir halt gewartet, gewartet, gewartet.“ Schließlich hätten Passagiere im Internet von dem Vorfall am Flughafen erfahren, kurz darauf habe der Pilot sich gemeldet. „Irgendwann hieß es dann auch Geiselnahme.“ Dann seien im Flieger die Lichter gelöscht worden. Schließlich hätten sie das Flugzeug verlassen. Es sei ein komisches Gefühl gewesen, weil die Passagiere nicht viel wussten. Das Gepäck sei im Flieger geblieben.

„Beängstigend“, „gruselig“ – so schilderten andere Passagiere, die wegen der bewaffneten Geiselnahme auf dem Gelände des Hamburger Flughafens aus ihren Maschinen geholt wurden, ihre Eindrücke.

Eine junge Frau, die am Samstagabend nach Mallorca fliegen wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: Sie habe ein Feuer gesehen und erst gedacht, das werde schnell wieder gelöscht. Dann habe sie gehört, es gebe einen Amoklauf, das sei schon gruselig gewesen.

Tatsächlich hatte ein bewaffneter Mann gegen 20.00 Uhr mit einem Auto ein Tor des Flughafens durchbrochen, laut Polizei in die Luft geschossen und aus seinem Auto heraus Brandflaschen geworfen, die auf dem Vorfeld Feuer auslösten. Mit im Auto befand sich laut Polizei die vierjährige Tochter des Mannes. Der Airport Hamburg wurde weiträumig gesperrt, alle Passagiere wurden aus den Flugzeugen geholt.

Eine Passagierin veröffentlichte auf X ein Video, das die Situation unmittelbar vor der Evakuierung zeigt. Die Fluggäste werden über die Lage am Hamburger Flughafen informiert. Eine Nutzerin kommentierte den Clip: „Wieso schafft es die Polizei nicht eine einzige Person im Auto unter dem Flieger stehend, seit Stunden nicht zu überwältigen? Trotz aller Vorsicht auf das Kind.“

Die Hamburger Polizei antworte unmittelbar auf den Post: „Sie haben ihre Frage mit ihrem letzten Satz selbst beantwortet!“ Der Schutz des Kindes hat demnach oberste Priorität, am Sonntagmorgen dauern die Verhandlungen zwischen dem Vater des Mädchens und der Polizei an.

So erleben Fluggäste ihre Evakuierung nach Geiselnahme am Flughafen Hamburg

Eine andere Frau, die ebenfalls nach Mallorca fliegen wollte, sagte, sie habe nur ihre Handtasche mitnehmen dürfen, als das Flugzeug geräumt wurde. Alle hätten sich dabei ruhig verhalten, aber es sei auch beängstigend gewesen, weil man nicht wusste, was los war.

Eine Passagierin schilderte, dass sie beim Einsteigen gesehen habe, dass es auf dem Vorfeld brannte. Zwei Minuten vor dem geplanten Start sei dann die Durchsage gekommen: „Verlassen Sie bitte ruhig das Flugzeug“. Dann hieß es plötzlich, alle sollten sich jetzt beeilen. (pst/dpa)