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Flut im AhrtalFreiwillige schaffen Strukturen für Hilfen – 24.000 Fenster geliefert

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Ein freiwilliger Helfer koordiniert die Entkernungsarbeiten in der flutgeschädigten Realschule in Altenburg.

Altenahr – 24.000 Fenster, eine gesamte Monatsproduktion, wird ein Fensterbauer in diesen Tagen in das von der Flutkatastrophe schwer getroffene Ahrtal liefern. 24000 Fenster für die Häuser, die den Wassermassen standgehalten haben und die von Tausenden Freiwilligen geräumt, entschlammt und entkernt wurden.

Eingefädelt wurde die Fensteraktion, und ist das Erstaunliche, weder von der Kreisverwaltung oder einer der Gemeinden, sondern von einer privaten Hilfsorganisation, der Offroader Fluthilfe, die in den ersten zwei Wochen nach der Flutnacht vom 21. Juli bereits 400 Bagger, Traktoren und Baumaschinen und 1500 Schlammpumpen herangeschafft hat, um das Tal überhaupt wieder erreichbar zu machen.

Drei Monate sind ins Land gezogen. „Nach außen ist alles aufgeräumt. Man sieht die Zerstörung nicht mehr. Die Hilfsbedürftigkeit ist nicht mehr so offensichtlich“, sagt Thilo Vogel von den Dachnomaden, einer von Dutzenden Hilfsorganisationen, die alle sofort angepackt, Helfershuttles und Verpflegung, den Transport und die Lagerung von Sachspenden und Wohncontainer organisiert haben. Und die jetzt alle gemeinsam vor der Aufgabe stehen, Schritt für Schritt mit dem Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften im 60 Kilometer langen Tal in Angriff zu nehmen.

Zwischenbilanz im Ersatzrathaus

Im Hotel Am Roßberg, das der Verbandsgemeinde Altenahr als Ersatzrathaus dient, sind sie an diesem Mittwoch alle zusammengekommen. Nicht um sich selbst zu feiern - obwohl sie dazu durchaus einen Grund hätten - sondern um Zwischenbilanz zu ziehen. Lauter Ehrenamtler, die entschlossen sind, langfristig und mit semiprofessionellen Strukturen an der Erneuerung der Ortschaften mitzuarbeiten.

Die vielen Fluthelfer im Ahrtal können schon wenige Tage nach der Katastrophe an auf ein Netzwerk zurückgreifen, das die Konzertveranstalterin Missy Motown aus dem Örtchen Krälingen aufgebaut hat. Sie organisiert Spenden und eine Großküche, die täglich tausend Essen überall dorthin bringt, „wo die Leute Hunger haben“. Doch vor allem stößt sie die Gründung des „Helfer-Stabs“ an.

Sprachrohr der Ehrenamtler

Die gemeinnützige Organisation will von Anfang an zwischen den Hilfsorganisationen und den Behörden vermitteln, versteht sich als Sprachrohr der ehrenamtlichen Hilfe. „Wir haben schnell festgestellt, dass es besser ist, wenn nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht, sondern wir gemeinsam ein Dach schaffen und eine Brücke zwischen privater Initiative und den behördlichen Strukturen bauen.“

Ahrtal Hlefer

Aufräumarbeiten in Altenahr

Genau das ist die Krux, die in Katastrophenlagen immer wieder eintritt. Es gibt kaum Absprachen zwischen dem, was die Freiwilligen leisten und die Behörden tun. Die örtlichen Behörden, gesteht Cornelia Weigand, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Bad Neuenahr/Ahrweiler, seien sehr klein und könnten nur punktuell eingreifen.

„Wir stehen am Anfang des Wiederaufbaus und müssen ganz viel auf die Selbsthilfeorganisation hoffen.“ Er habe gar nicht gewusst, was da vor Ort alles passiert, sagt Frank Rondstadt, Leiter des Bürgerbüros und Mitglied des Krisenstabes. Von den 350 Mitarbeitern in der Verwaltung sei „mindestens die Hälfe selbst von der Katastrophe betroffen. Die konnten in den ersten Wochen gar nicht arbeiten.“

Im Austausch mit Behörden

Zwei Stunden tauschen sich Helfer und Behördenvertreter im Ersatzrathaus aus. Und stoßen auf gegenseitiges Verständnis, wenn sich auch nicht alle Probleme sofort lösen lassen. Eigentlich müssten den Hilfsorganisationen doch wenigstens die Kosten für die Shuttlefahrten und die Unterbringung der Freiwilligen ersetzt werden.

Das sind 120.000 Euro pro Monat, findet Dachnomade Thilo Vogel. Die Verpflegungspunkte müssten auch abends geöffnet haben, weil die Menschen wieder zur Arbeit gingen und sie die einzigen Orte des Austauschs und der Kommunikation seien, fordert Ralf Heil von der Hochwasserhilfe Aar-Einrich. Und es gebe viele Familien, die keine privaten Spenden annehmen, weil sie nicht wissen, welche Folgen das bei der Beantragung der Fluthilfe-Gelder beim Bund und Land habe.

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"Seid einfach nachsichtig, wir haben alle das gleiche Ziel“, sagt Missy Motown. „Wir bleiben immer im konstruktiven Austausch mit den Behörden.“ Nach ihren Vorstellungen sollen Helfer-Stäbe wie an der Ahr auf lange Sicht offizieller Bestandteil des Katastrophenschutzes werden. Als eigene Organisationseinheit. „Die würde sich bei künftigen Katastrophen von der Stunde null an um die ehrenamtliche Hilfe kümmern“, sagt Missy Motown. Dann hätte man aus der Flut im Ahrtal und der Eifel wenigstens eine Lehre gezogen.

Sie sei sehr beeindruckt von dem, was an der Ahr passiert, lobt Manuela Roßbach, geschäftsführender Vorstand der Spendenorganisation „Deutschland hilft“. „Dieses Karacho, das hier im Ahrtal an den Tag gelegt wird, ist außergewöhnlich. Normalerweise dauert es vier Jahre, bis man da ist, wo ihr jetzt seid. Das ist gar nicht zu vergleichen mit Sachsen im Jahr 2013 oder dem schweren Hochwasser von 2002.“