Nach wie vor ist unklar, warum der Junge verschwunden ist. Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft ein offizielles Verfahren eingeleitet.
FrankreichFerienlager verstärken Sicherheitsmaßnahmen nach Verschwinden von zweijährigem Émile
Nach dem Verschwinden des zweijährigen Émile aus dem französischen Ort Le Vernet haben die Ferienlager in den umliegenden Urlaubsorten ihre Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Kein Kind würde mehr alleine gelassen, es sei immer mindestens ein Betreuer dabei, erklärte ein Verantwortlicher dem französischen TV-Sender „RTL“. Nach neun Tagen ist Émile weiter spurlos verschwunden.
In den Ferienlagern im Département Haute-de-Alpes-Provence sei die Situation angespannt. „Jede Gruppe wird von zwei oder sogar drei Betreuern überwacht. Es muss immer angemeldet werden, wenn ein Betreuer weggeht, um ein Kind zum Beispiel auf die Toilette zu bringen“, führt der Leiter eines Ferienlagers weiter aus. Die Staatsanwaltschaft schließt bei dem vermissten Zweijährigen auch eine Entführung nicht aus.
Vermisster Émile: Staatsanwaltschaft hat mehrere Theorien – Angriff durch Greifvogel mögliche Ursache
Erst am Wochenende war bekanntgeworden, dass die Ermittler vier Theorien nachgehen. Darunter ein Verbrechen, ein Unfall oder ein Angriff durch einen Greifvogel. Es sei zum jetzigen Stand der Ermittlungen auch nicht auszuschließen, dass die Familie von Èmile in das Verschwinden verwickelt sei, berichtet der französische TV-Sender BFMTV mit Berufung auf die Staatsanwaltschaft.
„Keine These wird bevorzugt, keine These wird ausgeschlossen“, erklärte der zuständige Staatsanwalt von Digne-les-Bains. Die Ermittler seien derzeit dabei, eine „enorme“ Anzahl an Hinweisen zu prüfen und diesen nachzugehen. „Vielleicht haben wir, ohne es zu wissen, einen entscheidenden Hinweis gesammelt“, erklärte der Staatsanwalt weiter. Die französische Polizei hatte die Suche nach Émile am Freitag eingestellt. Angesichts hoher Temperaturen sei er „sehr stark in Gefahr“.
Vermisster Émile in Frankreich: Urlaubsorte verstärken Sicherheitsmaßnahmen in Ferienlagern
Die Region um das Département Haute-de-Alpes-Provence ist ein beliebtes Touristenziel, auch für französische Urlauber. Die Betreuer in den Feriencamps seien derzeit besonders wachsam, vor allem weil noch unklar sei, was mit dem Jungen passiert sei. Diese Kinder kommen nicht aus den Bergen oder Le Vernet, sie kennen weder die Gegend noch die Menschen hier“, berichtet ein Verantwortlicher weiter.
Jerome, ein Betreuer eines Ferienlagers, sagt gegenüber „RTL“: „Wir haben Angst, dass es einem unserer Kleinen passieren könnte, deshalb zählen wir sie die ganze Zeit. Wir gruppieren sie um, wenn sie anfangen, herumzurennen, wir sind ein bisschen wie Polizisten. Ab und zu muss man sie anschreien, weil sie nicht zuhören.“
Vermisster Junge Émile in Frankreich: Staatsanwaltschaft leitet offizielles Verfahren ein – Überlebenschancen gering
Am Montag hat die Staatsanwaltschaft in Digne zudem offiziell ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, wie die Zeitung „Le Figaro“ berichtet. Der Schritt war erwartet worden, da nach französischem Recht weitere polizeiliche Maßnahmen oder Suchaktionen nach acht Tagen nicht ohne ein offizielles Verfahren fortgeführt werden können.
Die Polizei hatte die Suche bis Freitag mit Hubschraubern und auch mit hypersensiblen Metalldetektoren fortgesetzt, mit denen auch Knöpfe oder Reißverschlüsse in möglichen Verstecken, wie Heuballen, entdeckt werden können. Ein neuer Verdacht: Émile könnte im hohen Gras in eine Erntemaschine geraten sein.
Frankreich: Polizei prüft mit Metalldetektoren neuen Verdacht bei vermissten Émile
Die Ermittler würden sich jetzt allerdings „mehr der Analyse Hinweise widmen, weniger der Untersuchung vor Ort.“ Der Einsatz der Metalldetektoren diene dazu, die Suche in Le Vernet noch detailreicher zu gestalten, berichtet BFMTV.
Der zweijährige Émile war am 8. Juli vom Grundstück seiner Großeltern verschwunden, nachdem diese ihn bei einer Familienfeier aus den Augen verloren hatten. Im Heimatort des Jungen, der Ortschaft Bouches-du-Rhône, wurde am Sonntag in einer Messe für Émile gebetet. Die Polizei erklärte, dass die Überlebenschancen des Jungen ohne Essen und Trinken sehr gering seien. (shh)