Nach Toten und Verletzten in der Silvesternacht beschreibt eine Klinik Kugelbomben als „Horror“. Die Sprengkörper sind nur für Profis gedacht.
Experte warnt vor ZündschnurTote, Verletzte, zerstörte Fassaden – Warum Kugelbomben so gefährlich sind
Nach der Silvesternacht werden die Auswirkungen von illegalen Sprengkörpern sichtbar. In NRW starb ein 24-Jähriger bei der Explosion einer selbstgebauten Kugelbombe. In Berlin sind 36 Wohnungen vorerst unbewohnbar, weil bei einer Explosion die Häuserfassaden demoliert wurden. Die Feuerwehr sprach von einem „Schlachtfeld“. Auch hier gehen Experten vom Einsatz einer Kugelbombe aus. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dieser Bezeichnung?
Während klassisches Silvesterfeuerwerk in der Kategorie F2 eingeordnet wird, gehören Kugelbomben als sogenanntes Großfeuerwerk zum Arsenal bei professionellen Feuerwerkshows. Derartige Geschosse werden in der Kategorie F4 eingeordnet.
Kugelbomben in Deutschland nur für Profis erlaubt
In Deutschland unterliegen Kugelbomben, auch als Feuerwerkskugeln bezeichnet, daher strengen gesetzlichen Bestimmungen.Das bedeutet, dass sie ausschließlich von Personen mit entsprechender Fachkunde und behördlicher Erlaubnis verwendet werden dürfen.
Der Erwerb und Einsatz durch Privatpersonen ist verboten. Grundsätzlich sind Kugelbomben nicht im freien Handel erhältlich und dürfen nur von lizenzierten Pyrotechnikern bei spezialisierten Herstellern oder Händlern bezogen werden.
Kugelbomben haben erhebliche Explosionskraft
Aufgrund ihrer erheblichen Explosionskraft und der komplexen Handhabung können unsachgemäßer Gebrauch oder technische Defekte zu schweren Verletzungen oder sogar tödlichen Unfällen führen.
Die runden Feuerwerkskörper sind kugelförmige, pyrotechnische Effekte, die hauptsächlich in professionellen Großfeuerwerken bei Shows und Events eingesetzt werden. Sie bestehen aus einer kugelförmigen Hülle, die mit verschiedenen pyrotechnischen Mischungen gefüllt ist, um bei der Explosion Lichteffekte zu erzeugen.
Gefahr Kugelbombe: „Wer das nicht weiß, schießt sich den Kopf weg“
Der Abschuss erfolgt aus speziellen Rohren mittels einer Treibladung aus Schwarzpulver. Die Bomben werden dabei in Höhen von bis zu 300 Metern befördert. Während des Aufstiegs brennt an Kugelbomben eine Zündschnur ab, die die Ladung im Inneren der Kugelbombe zündet, wodurch die Hülle zerbirst und die Effekte symmetrisch am Himmel verteilt werden.
Für den Einsatz am Boden sind sie nicht konzipiert, entsprechend verheerend können die Auswirkungen bei einer Zündung am Boden ausfallen. Insbesondere die Zündschnur von Kugelbomben sei gefährlich, erklärte der Pyrotechnik-Experte Andreas Voigt dem „Tagesspiegel“. Die Schnur bei Kugelbomben sei üblicherweise „sehr lang“, brenne jedoch „in einer Sekunde“ ab, erklärte Voigt. „Wer das nicht weiß, schießt sich den Kopf weg.“
Feuerwerk: Klinik „schockiert“ über Schwere der Verletzungen
Auch das Unfallkrankenhaus Berlin berichtete nach der Silvesternacht von den verheerenden Auswirkungen von Kugelbomben. „Die Schwere der Verletzungen ist dieses Mal besonders schockierend“, teilte die Klinik auf der Plattform X mit. „Die illegalen selbstgebastelten oder aus dem Ausland importierten Kugelbomben sind ein Horror!“ Fünf Personen seien durch Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, hieß es weiter. „Leider auch Kinder“, fügte die Klinik an.
Als Reaktion auf die schweren Böllerschäden und Todesfälle durch sogenannte Kugelbomben werden unterdessen Rufe nach Konsequenzen laut. „Der Import verbotener Feuerwerkskörper – Kugelbomben – aus dem östlichen Ausland muss durch noch schärfere Grenzkontrollen unterbunden werden“, forderte der innenpolitische Sprecher der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger. „Diese bereits verbotenen Feuerwerkskörper waren hauptursächlich für die Verletzungen und Sachbeschädigungen.“
Todesfälle durch Kugelbomben: Rufe nach Konsequenzen werden laut
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, der ein allgemeines Böllerverbot ablehnt, erklärte unterdessen: „Die Einfuhr sogenannter Kugelbomben, die in Deutschland bekanntlich schon verboten sind, ist nur mit schärferen Grenzkontrollen zu verhindern“, Bundesregierung und Bundespolizei seien gefordert.
„Wir nehmen Kontrollen an allen deutschen Grenzen vor. Das hat die CDU in ihren Regierungszeiten nicht gemacht“, kommentierte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die Forderungen. (das/dpa)