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24-Jähriger stirbt durch KugelbombePolizei durchsucht Wohnung eines 19-Jährigen im Kreis Paderborn

Lesezeit 3 Minuten
Die Polizei ist in der Silvesternacht im Einsatz. +++ dpa-Bildfunk +++

Die Polizei hatte auch in dieser Silvesternacht wieder viel zu tun (Symbolbild)

Die Polizei ermittelt gegen einen 19-Jährigen wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz.

Nach dem Tod eines 24-Jährigen in Geseke bei Soest ermittelt die Polizei. Das Opfer starb, nachdem es einen Feuerwerkskörper gezündet hatte. NRW-Innenminister Herbert Reul zeigt sich ratlos angesichts der zahlreichen schweren Unfälle in der Silvesternacht.

Der 24-Jährige verließ gegen Mitternacht eine Party, um einen Knallkörper zu zünden. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger aus Ermittlerkreisen erfuhr, hatte der junge Westfale gegenüber Verwandten damit geprahlt, dass er etwas ganz Besonderes erworben habe. Laut der Polizei in Soest handelte es sich dabei um eine sogenannte Kugelbombe, die beispielsweise bei den Silvesterausschreitungen in Berlin einen verheerenden Schaden angerichtet hatte.

So einen Böller könne man nicht einfach im Garten hochgehen lassen, soll der 24-Jährige seiner Familie erzählt haben. Besser wäre es, den Feuerwerkskörper auf einem Feld im Westen von Geseke zu zünden. Dazu hatte er ein Lüftungsrohr mitgenommen. Am Ziel angekommen, steckte er das Rohr in den Boden und führte den explosiven Eigenbau ein. Vor den Augen etlicher Zuschauer nebst Kindern, die in sicherer Entfernung das Spektakel verfolgten, detonierte der Sprengkörper mit einem ohrenbetäubenden Knall und einer enormen Druckwelle. Die Zuschauer mussten mitansehen, wie der 24-jährige Deutsche regelrecht zerfetzt wurde. Die alarmierten Rettungskräfte und die Polizei stießen bei ihrem Eintreffen am Unglücksort auf einen riesigen Krater, den der Sprengkörper in die Brache gerissen hatte. Eine große Fläche wurde verbrannt.

Durchsuchung bei 19-jährigem Tatverdächtigen

Ermittlungen ergaben, dass der junge Mann die selbstgemachte Kugelbombe über die Social-Media-Plattform Snapchat gekauft hatte. Nur einen Tag nach dem tödlichen Unglück nahmen die Strafverfolger den mutmaßlichen Verkäufer am frühen Abend fest. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 19-jährigen Teenager aus Bad Lippspringe, Kreis Paderborn. Bei der Durchsuchung seine Wohnung beschlagnahmten die Ermittler nach eigenen Angaben etliche Kugelbomben, die die eine Nettoexplosivstoffmasse von 680 Gramm aufwiesen, sowie Drogen und eine große Menge Bargeld.

Auf seine Spur kam die Polizei durch einen Freund des Opfers. Der hatte den Böller bei dem Verkäufer abgeholt. Offenbar hatte der 24-jährige Käufer 45 Euro für den tödlichen Böller bezahlt.

Insgesamt kamen bundesweit fünf Männer bei Unfällen mit Feuerwerk ums Leben, zwei in Sachsen, jeweils einer in Brandenburg und in Hamburg. Zudem erlitten mehrere Menschen schwerste Verletzungen bis hin zum Verlust von Gliedmaßen. Meist spielten selbstgebaute Sprengkörper eine Rolle.

Reul: „Für die Einsatzkräfte ist der Jahreswechsel immer eine besondere Lage“

In Bonn beschossen vier Jugendliche einen Obdachlosen in seinem Schlafquartier nahe dem Hauptbahnhof mit einer Silvesterrakete. Die Bundespolizei, zuständig für das Bahnhofsareal, bemerkte die Attacke über ihre Überwachungskameras und konnte drei der Jugendlichen fassen. Bei den Beschuldigten handelt es sich nach Polizeiangaben um zwei Syrer im Alter von 18 und 15 Jahren und einen 16-jährigen Deutschen, der die Rakete gezündet haben soll. Die drei Beschuldigten wurden ihren Eltern übergeben. Das 46-jährige Opfer kam mit dem Schrecken davon.

NRW-Innenminister Herbert Reul erinnert die Gewalt und Unvernunft zum Jahresübergang an den US-Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“: „Jedes Jahr aufs Neue birgt Silvester viel Potenzial für einsatzreiche Stunden“, so der CDU-Politiker. „Ob es halbstarke Jugendliche mit zu vielen Böllern in der Tasche sind, Angriffe auf Einsatzkräfte oder Leute, die nicht wissen, wann Schluss mit Alkohol ist – für die Einsatzkräfte ist der Jahreswechsel immer eine besondere Lage.“

Eher ratlos lassen Reul „die Toten und Verletzten in dieser Nacht durch selbstgebaute Böller oder falscher Handhabung von Feuerwerkskörpern“ zurück, so der Minister. „Das Hantieren mit Knallkörpern – auch wenn sie bunt und glitzernd sind – bedarf größter Vorsicht. Warum ist das noch nicht bei jedem Menschen angekommen?“