Mit zahlreichen Aktionen wurde die Motorradsaison in der Eifel eröffnet. Es wurde kontrolliert, auch der Lärm ist weiterhin ein großes Thema.
MotorradsaisonInnenminister Herbert Reul kündigt intensive Kontrollen in der Eifel an

Das Gespräch mit den Motorradfahrern, etwa dem BVDM-Vorsitzenden Michael Lenzen (l.), suchte Innenminister Herbert Reul.
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Verlässliche Vorboten des Frühlings sind das Rufen der Kraniche, die ersten Schneeglöckchen und Krokusse – und nicht zuletzt das Heulen der Motoren, wenn die Freunde PS- und dezibelintensiver Fortbewegung ihre Gefährte aus den Garagen holen und sich wieder auf ihre Lieblingsstrecken begeben. Auf die Motorradfahrer fällt dabei besonders viel Aufmerksamkeit. Nicht nur, weil immer wieder Fans der schnellen Gangart auf den Zweirädern in der Eifel unangenehm auffallen, sondern auch wegen der hohen Unfallgefahr.
Zur Eröffnung der Motorradsaison war NRW-Innenminister Herbert Reul zur zentralen Veranstaltung am Antoniushof in Rurberg gekommen, die von der Initiative „#sicherimStraßenverkehr“ organisiert wurde. Drei neue Mitglieder stießen bei der Gelegenheit zu dem im vergangenen Jahr von der Landesregierung gestarteten Projekt: der Landesbetrieb Straßen NRW, die Gemeinde Simmerath und die Stadt Aachen.
Innenminister Herbert Reul rät dringend, eine Airbagweste zu tragen
„Das letzte Jahr war ein schlechtes für Motorradfahrer“, sagte Reul. 2024 seien so viele von ihnen bei Unfällen getötet worden wie in den vergangenen fünf Jahren nicht. „86 Mal mussten Polizeibeamte die traurige Nachricht überbringen“, sagte Reul. Für ihn sind Motorradfahrer verkehrspolitisch die größten Sorgenkinder. In der Mehrzahl seien die Unfälle selbst verursacht, so Reul.
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Ich bin kein Fan von Kontrollen, aber es gibt keine andere Möglichkeit.
Um die Einhaltung der Regeln zu überwachen, müsse die Polizei immer wieder Kontrollen durchführen. „Ich bin kein Fan von Kontrollen, aber es gibt keine andere Möglichkeit“, so Reul.
Zudem haben Motorradfahrer keine Knautschzone. Deshalb empfahl Reul dringend die Verwendung einer Airbagweste, die sich bei Unfällen aufbläst und dabei auch die Halswirbelsäule stabilisiert. Die Kosten von rund 500 Euro seien eine wertvolle Investition. Auch könne Motorradfahren verlernt werden. Deshalb sei es klug, nach der Winterpause an einem Fahrsicherheitstraining teilzunehmen.
In der Region Aachen ist 2024 auf den Eifelstrecken kein Motorradfahrer gestorben
„Ich bin kein Fachmann, aber Motorradfahren soll Riesenspaß machen“, sagte der bekennende Nicht-Motorradfahrer Reul. Einen kleinen Test konnte er im Fahrsimulator der Verkehrswacht Düren machen, die mit diesem Gerät in die Klassen der Berufsschulen geht.

Einen Eindruck von einer Fahrt auf dem Motorrad erhielt der erklärte Nicht-Motorradfahrer Herbert Reul auf dem Simulator.
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Die richtigen Handgriffe für Ersthelfer zeigten die Malteser.
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Kontrollen führt die Polizei in der Eifel regelmäßig durch.
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Daneben waren Stände einer Vielzahl weiterer Initiativen in Rurberg aufgebaut. Vertreten waren etwa das Fahrsicherheitszentrum in Weilerswist, das Institut für Zweiradsicherheit, der Malteser Hilfsdienst, die Dekra mit einer Schallmessung und die Polizei mitsamt dem Präventions- und dem Unfallaufnahmeteam. Der Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) hatte einen Parcours aufgebaut, mit dem sich die Fahrer fit für die neue Saison machen konnten.
Wie wichtig Kontrollen seien, um Leben zu schützen, betonte auch der stellvertretende Polizeipräsident von Aachen, Thomas Bollenbach. „Wir kontrollieren nahezu regelmäßig, vor allem am Wochenende“, informierte er. So sei es gelungen, dass 2023 und 2024 auf den Eifelstrecken der Städteregion Aachen keine Motorradfahrer ums Leben gekommen seien. „Früher hatten wir fast an jedem Wochenende einen“, so Hans Keulen-Stojcevski, der für die technische Überwachung an der Kontrollstelle zuständig war.
Für Polizistin Dana Krumbeck sind Kontrollen der „Schlüssel zum Glück“
An diesem Sonntag sei es am Morgen relativ ruhig gewesen, wahrscheinlich wegen der niedrigen Temperaturen, die die Motorradfahrer abgehalten haben, sagte Polizeihauptkommissarin Dana Krumbeck, stellvertretende Leiterin des Verkehrsdienstes im Polizeipräsidium Aachen.
Nur sechs Verstöße, davon vier von Motorradfahrern, seien bis zum Mittag festgestellt worden. Mittlerweile führe die Polizei an jedem Wochenende Kontrollen durch – und das gelte genauso in den Kreisen Euskirchen und Düren.
„Wir haben gesehen, dass es wirkt“, sagte sie mit Blick auf die im Raum Aachen gesunkenen Unfallzahlen. Sie sei früher in der Opferbetreuung tätig gewesen und habe dabei hautnah erfahren, welches Leid durch tödliche Unfälle verursacht werde. Mittlerweile trage die intensive Überwachung Früchte. „Sie ist der Schlüssel zum Glück“, sagte Krumbeck mit einem Augenzwinkern.
Initiativen gegen den Lärm
Während manche Motorradfahrer sich an lauten Auspuffgeräuschen ergötzen, leiden die Anwohner der beliebten Strecken unter dem Lärm. „Silent Rider“, die Initiative der Eifelkommunen, und der „Bundesverband gegen Motorradlärm“ haben dieser Belästigung den Kampf angesagt. Mit einem „Motorrad-Lärmtag“ am 12. Mai in der NRW-Landesvertretung in Berlin wollen sie auf das Problem aufmerksam machen. Mit dabei sind neben NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer zahlreiche Referenten, die über die verschiedenen Facetten des Problems informieren. Eine Online-Teilnahme über Zoom ist möglich.
Einen ersten Erfolg konnten die Initiativen verbuchen. Die Zulassungsrichtlinien für Motorräder wurden zum Jahresbeginn durch die Einführung der EU-Richtlinie Euro5+ auch in Hinblick auf den Schall überarbeitet. Seitdem reicht zum Beispiel nicht mehr die Erklärung der Hersteller, dass ihre Fahrzeuge die Richtwerte einhalten. Nun ist eine technische Überprüfung vorgeschrieben. Auch ist die Obergrenze von 77 Dezibel nun für alle Drehzahlbereiche verpflichtend, was die Verwendung von Auspuffklappen und Ähnlichem unmöglich macht und auch dafür sorgt, dass Beschleunigungsmanövern in Zukunft leiser werden.