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Italienische Filmlegende gestorbenDiese 7 Filme mit Gina Lollobrigida sollten Sie kennen

Lesezeit 6 Minuten
Gina Lollobrigida in einer Corsage, lachend an einen Baum gelehnt

Gina Lollobrigida, Mitte der 1950er Jahre (Archivbild)

Die italienische Filmlegende ist im hohen Alter von 95 Jahren gestorben. Wir erinnern an ihre besten Rollen.

Sie war neben Sophia Loren und Claudia Cardinale die letzte große Filmdiva des alten italienischen Kinos: Gina Lollobrigida, die am 16. Januar 2023 im Alter von 95 Jahren gestorben ist, war in ihrer langen Karriere in über 60 Filmen zu sehen. Von Marcello Mastroianni über Rock Hudson, Yul Brynner, Burt Lancaster, Anthony Quinn, Tony Curtis, Frank Sinatra bis hin zu Sean Connery: „Lollo“, wie die Italiener sie liebevoll nannten, war in Hollywood vor allem an der Seite starker, charismatischer Schauspieler zu sehen. Dass sie dabei nicht nur schmückendes Beiwerk war, beweisen die folgenden Filme, mit denen wir nicht nur an die große Hollywood-Zeit der Schauspielerin erinnern möchten.


Happy End im September („Come September“, USA 1961)

Rock Hudson und Gina Lollobrigida

Rock Hudson und Gina Lollobrigida liebten sich laut ihrer Aussage nicht nur in der Liebeskomödie „Happy End im September“.

Gina Lollobrigida an der Seite des seinerzeit als Sexsymbol gefeierten Rock Hudson, der einen amerikanischen Millionär spielt, der unerwartet nach Italien kommt und seine Villa als Hotel vorfindet. Seine schlagfertige italienische Geliebte besiegt schließlich seine Ehescheu. Zwischendurch müssen sich die beiden aber noch mit frechen Teenie-Stars wie Bobby Darin und Sandra Dee herumschlagen. Noch viele Jahre später schwärmte Lollobrigida von der Zusammenarbeit mit Hudson, sie seien sogar ineinander verliebt gewesen. Doch in einem entscheidenden, intimen Moment sei er einfach eingeschlafen. Vielleicht war es auch nur seine Homosexualität, die damals noch nicht öffentlich bekannt war. Vier Jahre später, Lollobrigida hatte inzwischen den Golden Globe gewonnen, drehten die beiden den weniger bekannten und leider auch weniger lustigen Film „Fremde Bettgesellen“.


Der Glöckner von Notre Dame („Notre-Dame de Paris“, Frankreich 1956)

Gina Lollobrigida und Anthony Quinn in „Der Glöckner von Notre Dame“

Gina Lollobrigida als Esmeralda in „Der Glöckner von Notre Dame“.

Weil die schöne Esmeralda den in sie verliebten Priester und Alchimisten Frollo abweist, will dieser sie an den Galgen bringen. Der Glöckner Quasimodo rettet sie und versteckt sie im Glockenturm der Kathedrale Notre Dame. Der Film, für den Gina Lollobrigida in Deutschland wohl am bekanntesten ist. Wohl auch deshalb, weil der Klassiker zu den wenigen ihrer Filme gehört, der immer noch alle Jubeljahre hervorragend restauriert im Fernsehen läuft. Die Geschichte des missgebildeten Glöckners Quasimodo, hier gespielt von Anthony Quinn, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Victor Hugo. Lollobrigida gibt eine bezaubernde Vorstellung als Esmeralda und erhielt für dieses farbenprächtige Filmepos einen ihrer sechs Bambis.

Der Film ist derzeit in der Mediathek von 3SAT kostenlos streambar (bis zum 8. Februar).


Die Strohpuppe („Woman of Straw“, Großbritannien 1964)

Gina Lollobrigida mit Sean Connery

Gina Lollobrigida gerät in die Fänge von Sean Connery in „Die Strohpuppe“.

Ein tyrannischer, aber kranker Tycoon findet Gefallen an seiner attraktiven italienischen Krankenschwester Maria. Diese wiederum verliebt sich in Charles' ebenso nichtsnutzigen wie schmierigen Neffen Anthony, der Pläne schmiedet, das Vermögen seines Onkels an sich zu reißen. Ein unterschätzter Neo-Noir, in dem Gina Lollobrigida mit Sean Connery an ihrer Seite den „perfekten Mord“ am steinreichen Tyrannen Ralph Richardson begehen will. „Die Strohpuppe“ entstand im selben Jahr wie „Marnie“ – beides Filme, in denen Connery zeigen konnte, dass er auch böse, abgründige Charaktere spielen konnte. Für Lollobrigida die perfekte Gelegenheit, eine ihrer ambivalentesten Rollen zu spielen.

Der Film kann derzeit in guter Qualität im Abo bei Amazon Prime Video angesehen werden.


Schach dem Teufel („Beat the Devil“, USA 1953)

Gina Lollobrigida neben Humphrey Bogart.

In „Schach dem Teufel“ spielte Gina Lollobrigida neben Humphrey Bogart.

Uranhaltiges Land in Afrika lockt eine Gruppe exzentrischer Abenteurer an. Unter ihnen Humphrey Bogart und seine Frau, gespielt von Gina Lollobrigida, die damit ihren ersten Triumph in Hollywood feierte. Bogart war begeistert von ihr und beschrieb sie als „die weiblichste Frau, die ich seit langem gesehen habe – sie lässt Marilyn Monroe wie Shirley Temple aussehen.“ Auch für das Drehbuch fuhr man große Namen auf: Truman Capote und John Huston, der auch Regie bei der Satire führte. Der legendäre Filmkritiker Roger Ebert nahm den Film in seine „Großartige Filme“-Liste auf – und bezeichnete ihn als ersten „Camp“-Film. Vorsicht bei deutschen DVDs und Streams, z.B. bei Amazon Prime – die Bild- und Tonqualität ist unterirdisch.


Salomon und die Königin von Saba („Solomon and Sheba“, USA 1959)

Gina Lollobrigida und Yul Brynner auf einem Sofa.

Yul Brynner und Gina Lollobrigida in „Salomon und die Königin von Saba“.

Ein Monumentalfilm, wie er Ende der 1950er Jahre in Mode war. Als Vorlage diente die biblische Geschichte von König Salomon, dem Sohn des Königs David. Gina Lollobrigida setzt als hinterhältige Königin von Saba all ihre Reize ein, um Salomo sein Reich zu entreißen. Unvergessen ist die von einem dröhnenden Chor untermalte Kussszene zwischen Yul Brynner und Gina Lollobrigida, die einen goldenen Metall-BH aus dem Fantasy-Fundus trägt. Den Zensoren war das zu sexy, und eine Tanzszene davor wurde herausgeschnitten. Das knallbunte, aufwendig inszenierte Epos, das mit der biblischen Geschichte nur am Rande zu tun hat, ist ein Fest für die Augen. Auch hinter den Kulissen spielte sich das Drama ab. Hauptdarsteller war eigentlich Tyrone Power, der während der Dreharbeiten an einem Herzinfarkt starb – Yul Brynner sprang ein. Der Film wurde nur in Europa ein Erfolg – für den legendären Regisseur King Vidor Grund genug, nie wieder einen Film zu drehen.


Wo der heiße Wind weht („La legge“, Frankreich-Italien 1959)

Seltener Film: Gina Lollobrigida in einer Szene von „Wo der heiße Wind weht“ mit Yves Montand.

Seltener Film: Gina Lollobrigida in einer Szene von „Wo der heiße Wind weht“ mit Yves Montand.

Eine seltene Perle in der Filmografie von Gina Lollobrigida, die sich als armes Mädchen in den Ingenieur Marcello Mastroianni verliebt. Auch die wunderbare Melina Mercouri und der unvergessliche Yves Montand spielen mit. Die Handlung dreht sich um Macht und Herrschaft mit sexuellen Untertönen in einer noch sehr archaischen Gemeinschaft, die von paternalistischen und machistischen Charakteren beherrscht wird. Alle Schauspieler spielen hervorragend, und Gina Lollobrigida ist mit ihrem Talent, ihrem Aussehen und ihrer Energie eine wahre Augenweide. Auf Deutsch oder Englisch ist der Film schwer zu finden. Das französische Original wurde jedoch mit englischen Untertiteln veröffentlicht.


Trapez („Trapeze“, USA 1956)

Burt Lancaster, Gina Lollobrigida und Tony Curtis

Bereit zum Sprung vom „Trapez“: Burt Lancaster, Gina Lollobrigida und Tony Curtis als Artisten.

Die Luftakrobaten Burt Lancaster und Tony Curtis buhlen in der Luft und am Boden um die Aufmerksamkeit von Gina Lollobrigida. Die ebenso launige wie dramatische Dreiecksgeschichte mit europäischem Zirkushintergrund bietet auch heute noch grandiose Luftakrobatik von diversen damaligen Top-Profis, die Lollobrigida und ihren beiden männlichen Hauptdarstellern als Double zur Seite standen. Gedreht in schönstem CinemaScope, mit hervorragender Kameraarbeit, bietet der Film neben aller Luftakrobatik aber auch drei glänzend aufgelegte Schauspieler, die in jeder Einstellung Vollgas geben. Hier beweist die Lollobrigida, dass sie neben Charakterköpfen wie Lancaster oder Curtis bestehen kann. Der Film war 1956 einer der erfolgreichsten Filme des Jahres und der größte kommerzielle Triumph der Lollobrigida.


Bonus: Gastrolle in „Falcon Crest“ (1984)

Gina Lollobrigida hatte ihre Schauspielkarriere Anfang der 1970er Jahre desillusioniert an den Nagel gehängt. Sie wurde erfolgreiche Fotografin. Erst eine Gastrolle in der Seifenoper „Falcon Crest“, neben „Dallas“ und „Denver Clan“ das Serienereignis der 80er Jahre, brachte sie zumindest auf den Fernsehbildschirm zurück.

Als Francesca Gioberti erhoffte sie sich für fünf Folgen die Liebe ihrer Familie in den USA zu gewinnen – erntete aber nichts als Intrigen und Gemeinheiten, angeführt von Angela Channing alias Jane Wyman, einer weiteren Filmgöttin Hollywoods, die in der Soap als Hauptdarstellerin ein Riesencomeback feiern konnte. Unvergessen ist die „Tarantella“ von Lollobrigida, in der sie der versammelten Sippschaft des Weinimperiums die Meinung tanzt. Was für ein Charisma!