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„Henry Valentino“ ist totDiese 11 Lieder von Hans Blum machen ihn unsterblich

Lesezeit 6 Minuten
Hans Blum in seinem Studio.

Der Schlagersänger Henry Valentino, der mit bürgerlichem Namen Hans Blum hieß, starb bereits am Freitag im Alter von 95 Jahren, wie seine Plattenfirma am Montag im Namen der Familie der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Hans Blum war mehr als eine Autofahrt hinter einem „jungen Mädchen“. Wir ehren den Komponisten mit 11 seiner schönsten Lieder.

Der Schlagersänger und Komponist Henry Valentino („Im Wagen vor mir“) ist tot. Der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Hans Blum hieß, starb bereits am Freitag (15. März) im Alter von 95 Jahren in Overath, wie seine Plattenfirma der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Dort lebte er bereits seit vielen Jahren. „Ein langes, von Glück und beeindruckender Schaffenskraft geprägtes Leben ist zu Ende gegangen“, erklärte seine Familie am Montag.

Berühmt war Valentino vor allem für seinen Hit „Im Wagen vor mir“, den er 1977 mit seiner Duett-Partnerin Uschi veröffentlicht hatte. Der Refrain mit seinem charakteristischen „Rada rada radadadada, rada rada radadadada“ avancierte schnell zum Ohrwurm. Dass der Komponist im Laufe der Jahrzehnte noch viel schönere Evergreens geschaffen hat, beweist unsere folgende Sammlung von elf Liedern, die ihn zumindest musikalisch unsterblich machen.

Wencke Myhre - „Beiß nicht gleich in jeden Apfel“ (1966)

Man mag kaum glauben, dass Hans Blum einst vom Jazz kam und in Swing-Combos spielte, wenn man diesen Schlager hört, der zu seinen ersten großen Hits in den deutschen Single-Charts gehört. Die Komposition stammt von Blum, das rasante Arrangement von keinem Geringeren als James Last.

Die kecke Wencke gewann damit die Deutschen Schlager-Festspiele 1966 und avancierte mit Lebensweisheiten wie „Beiß nicht gleich in jeden Apfel, er könnte sauer sein, denn auf rote Apfelbäckchen fällt man leicht herein“ zu einer der erfolgreichsten Schlagersängerinnen der 60er und 70er Jahre. Und wie man sich im „Kölner Treff“ im März 2024 überzeugen konnte, ist ein Ende ihrer Karriere noch lange nicht in Sicht.


Ingrid Peters - „Über die Brücke geh'n“ (1986)

Nicht weniger als viermal durfte Hans Blum als Komponist für Deutschland zum Eurovision Song Contest reisen. Fette Bläser, starke Stimme, hymnische Melodien und natürlich der fulminante Halbtonschritt am Ende: Der Höhepunkt war beim vierten Mal erreicht, als Blum bewies, dass er auch im angeschunkelten Synthi-Sound der 80er Jahre bestehen kann.

Für die favorisierte Ingrid Peters ging mit der Teilnahme am ESC nach zwei erfolglosen Vorentscheidteilnahmen ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Am Ende landete sie trotz guter Wettquoten auf dem achten Platz. Sowohl für Blum als auch für Peters war es der letzte Hit in den deutschen Single-Charts.


Howard Carpendale - „Das schöne Mädchen von Seite 1“ (1970)

Howard Carpendale, der sich zuletzt gegenüber der „Leipziger Volkszeitung“ bitter beklagte, er wolle nicht mit Combos wie den Amigos in einen Schlager-Topf geworfen werden und lehne das Etikett „Schlagersänger“ ab, feierte mit diesem Gassenhauer seinen ersten Top-Ten-Hit. Ein Klassiker, der noch heute im Oldie-Schlager-Radio rauf und runter gespielt wird.

Kein Wunder, dass sich viele Fans den nicht mehr ganz zeitgemäßen Schlager mit Titelzeilen wie „Das schöne Mädchen von Seite 1, das möcht' ich haben, und weiter keins, das Girl im Pulli mit roten Rosen“ immer noch wünschen und Carpendale das Lied noch 2020 beim „großen Schlagerjubiläum“ von Florian Silbereisen singen musste. Lachend natürlich.


Siw Malmkvist - „Primaballerina“ (1969)

Hans Blums dritter Versuch, mit einem Titel den ESC zu gewinnen, gehört zu seinen schönsten Kompositionen. Das Schicksal der kleinen Porzellanfigur, die auf ihrer Spieluhr tanzt und zur Einsamkeit verdammt ist, wird mit verspielten Jahrmarktsklängen anrührend erzählt und von Malmkvist wie immer hervorragend interpretiert.

Blum selbst hielt am ESC-Abend in Madrid den Taktstock und dirigierte das Orchester. Und Malmkvist warf sich in einen besonders eleganten, knallrosa Hosenanzug und machte sogar leichte Tanzbewegungen, was damals noch streng verboten war. Es reichte für die Top 10.


Boney M. - „El Lute“ (1979)

Einmal gelang Hans Blum auch ein internationaler Hit. Zusammen mit Frank Farian und Fred Jay schrieb er die mit Akustikgitarren, Flöten und Percussion veredelte Ballade über das Leben des spanischen Diebes und Ausbrechers Eleuterio Sánchez Rodríguez, genannt „El Lute“. Nach einem Bericht von WDR4 soll die Komposition damals bereits seit sechs Jahren in Blums Schublade Staub angesetzt haben.

Die Disco-Gruppe Boney M. landete damit ihren letzten Nummer-eins-Hit in Deutschland und erreichte in ganz Europa, darunter auch in Großbritannien, sehr hohe Chartpositionen. Auch die deutsche Version von Michael Holm war sehr erfolgreich.


Graham Bonney - „Das Girl mit dem La-La-La“ (1966)

Kaum noch bekannt ist, dass Hans Blum bereits 1959 einen ersten Hit unter eigenem Namen in den Charts hatte. Die Schlagerversion des Coasters-Klassikers „Charly Brown“ lag schon sieben Jahre zurück, als ihm als Komponist für Wencke Myhre oder Graham Bonney endlich der Anschluss und der endgültige Durchbruch in den deutschen Single-Charts gelang.

Der leichte Beatschlager mit dem hohen Mädchenchor machte Schule, und viele Schlager dieser Zeit adaptierten den Sound. Für den Engländer Graham Bonney war es übrigens die erste deutsche Schallplatte. In seiner Heimat war er mit „Super Girl“ ein One-Hit-Wonder. Hierzulande wurde der heute 80-Jährige auch mit Blums Hilfe zum Star mit vielen Hits.


France Gall - „Wassermann und Fisch“ (1970)

Kein Hit, aber umso schöner, ist dieser hippieeske Beat-Schlager. France Gall, die sich später von solchen Liedern mit Textzeilen wie „Er ist Wassermann und ich bin Fisch, darum war bei uns die Liebe immer frisch“ distanzierte, klingt herrlich naiv.

Im Hintergrund wabert die Hammondorgel und die akustischen Blubberblasen steigen auf. Man möchte am liebsten sofort sein ganzes Zimmer mit Prilblumen bekleben.


Siw Malmkvist - „Harlekin“ (1968)

Auch der Evergreen „Harlekin“, gesungen von Siw Malmkvist, Gewinner des Deutschen Schlager-Festivals '68, ist ein Werk von Hans Blum. Die schwedische Sängerin trug bei ihrem legendären Auftritt einen schrillen Hosenanzug in psychedelischen Farben wie aus dem Malkasten.

Das hatte sich Blum laut einem Interview auch für „Primaballerina“ gewünscht, aber das war dem Hessischen Rundfunk angeblich zu gewagt. Wie bei „Primaballerina“ gibt es auch hier Kirmesklänge. Das Lied zeichnet sich durch seine eingängige Melodie zum Mitklatschen aus und erreichte in Deutschland die Top 10.


Erik Silvester - „Zucker im Kaffee“ (1969)

Ein weiterer Klassiker aus der Feder von Hans Blum, der auch heute noch auf Schlagerpartys gespielt wird. Erik Silvester, der in den 70er Jahren zum Schlager-Establishment gehörte und 2008 in Köln verstarb, hatte damit seinen größten Erfolg.

Er reiste mit dem Samba-inspirierten Schlager sogar nach Rio de Janeiro zum 4. „Festival International Da Cançăo“, das er nach einigen Quellen sogar gewonnen haben soll.


Liesbeth List - „Der Herr Marquis“ (1968)

Eigentlich nur eine Fußnote im reichhaltigen Repertoire von Hans Blum, aber dass sich die holländische Chansonkönigin Liesbeth List ausgerechnet für eine seiner Kompositionen entschied, war sicher ein Ritterschlag. Ein Hit wurde es allerdings nicht, obwohl List damit im Januar 1969 in der allerersten „ZDF-Hitparade“ auftrat.

Wieder geht es musikalisch in den Zirkus oder zumindest auf den Rummelplatz, eine von Blums Kernkompetenzen jener Jahre, wie wir von „Harlekin“ oder „Primaballerina“ wissen. Nur dass hier eine Oboe und eine exzellente Gypsy-Geige dazukommen.


Alexandra - „Zigeunerjunge“ (1968)

Ein wunderbarer Klassiker ist auch „Zigeunerjunge“, der vermutlich aufgrund seines nicht mehr zeitgemäßen Titels wohl immer mehr in Vergessenheit geraten wird. Dabei begründete der zirzensische Schlager mit seinem gewaltigen Orchester-Arrangement von Arno Flor die kurze, aber große Karriere der unvergessenen Schlager- und Chansonsängerin Alexandra.

Dieses Mal stammen sowohl die Musik als auch der wehmütige Text, der sich mit einer fremden Kultur im Schlagersujet auseinandersetzt, von Blum. „Zigeunerjunge“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt, unter anderem sang Alexandra eine französische Version („Tzigane“), ebenso Dalida. Auch Lenny Kuhr (Niederländisch) oder Carola (Finnisch) nahmen Versionen auf.