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Historischer Karibik-SturmStarker Hurrikan „Beryl“ streift Jamaika

Lesezeit 3 Minuten
Palmen biegen sich im Wind am Strand. Die Sonne geht unter und Menschen spazieren an der Promenade.

Menschen halten sich am Strand auf, während die Sonne vor der erwarteten Ankunft des Hurrikans „Beryl“ untergeht.

Mehrere kleinere Inseln hat „Beryl“ verwüstet. Er ist der stärkste, je in einem Juli gemessene Atlantik-Hurrikan. Nun ist er in Jamaika.

Nach seinem zerstörerischen Durchzug über mehrere kleinere Karibikinseln hat der schwere Hurrikan „Beryl“ Jamaika erreicht. Das Sturmzentrum streifte am Mittwoch die Südküste des Landes mit rund drei Millionen Einwohnern, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte. Mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde hat sich „Beryl“ demnach inzwischen etwas abgeschwächt, bleibt aber ein Hurrikan der zweitstärksten Stufe 4. Der Sturm brachte heftigen Wind und schweren Regen. Informationen über Schäden und mögliche Opfer in Jamaika gab es bislang nicht.

Einige Straßen waren wegen umgestürzter Bäume oder Überschwemmungen unpassierbar, wie die Katastrophenschutzbehörde ODPEM meldete. Ministerpräsident Andrew Holness teilte mit, knapp 500 Menschen seien in Notunterkünften untergebracht worden. Er hatte zuvor eine landesweite Ausgangssperre bis 18.00 Uhr (Ortszeit) ausgerufen. Nicht jeder hielt sich daran - die Zeitung „Jamaica Observer“ berichtete von einigen Bewohnern der Hauptstadt Kingston, die im strömenden Regen tanzten. Holness kündigte den Einsatz von Polizei und Militär nach dem Durchzug des Hurrikans an, um bei den Sturmfolgen zu helfen und die Ordnung aufrechtzuerhalten.

Armageddon-ähnliche Zerstörung

„Beryl“, der erste Hurrikan der Anfang Juni begonnenen Saison im Atlantik, hatte sich vergangenes Wochenende innerhalb von weniger als 24 Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 entwickelt. Das Sturmzentrum traf am Montag über der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou auf Land. Dort und auf der nahegelegenen Insel Petite Martinique wurden laut Regierung 98 Prozent der Gebäude beschädigt oder zerstört. Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell sprach von Armageddon-ähnlicher Verwüstung.

Ähnlich hart traf es auch Union Island, das zum Staat St. Vincent und die Grenadinen gehört. Insgesamt wurden bisher sieben Todesfälle infolge des Sturms gemeldet: jeweils drei in Grenada und Venezuela sowie einer in St. Vincent und den Grenadinen.

03.07.2024, Mexiko, Playa del Carmen: Mitarbeiter eines Möbelhauses verschalen die Fenster zum Schutz vor dem erwarteten Hurrikan "Beryl" .

Mitarbeiter eines Möbelhauses verschalen die Fenster zum Schutz vor dem erwarteten Hurrikan „Beryl“.

So früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die ein halbes Jahr dauert, war noch nie ein so starker Sturm registriert worden - nach Angaben des Experten Philip Klotzbach von der Colorado State University ist „Beryl“ der stärkste je erfasste Atlantik-Hurrikan im Juli. Zwischenzeitlich maß das NHC Windgeschwindigkeiten um die 270 Kilometer pro Stunde - ab 252 ist die Kategorie 5 erreicht. Im Zuge des Klimawandels macht wärmeres Meereswasser starke Wirbelstürme wahrscheinlicher.

„Beryl“ als Folge der Klimakrise

Mitchell nannte den Hurrikan eine direkte Folge der Klimakrise. Er betonte, Grenada wolle nicht mehr hinnehmen, dass kleine Inselentwicklungsländer die Klimafolgen ausbaden und sich für den Wiederaufbau verschulden müssten, während die hauptsächlich verantwortlichen Staaten nichts täten. Die Europäische Union sagte Grenada und St. Vincent und den Grenadinen humanitäre Hilfe von insgesamt 450.000 Euro zu.

„Beryl“ bewegt sich weiter in westnordwestliche Richtung. Das Sturmzentrum wird nach den Prognosen des NHC in der Nacht (Ortszeit) knapp südlich an den Kaimaninseln vorbeiziehen und in der Nacht zum Freitag über der mexikanischen Halbinsel Yucatán wieder auf Land treffen. „Beryl“ werde voraussichtlich in den nächsten Tagen etwas abschwächen, aber ein Hurrikan bleiben. In Yucatáns Urlaubsorten laufen Vorkehrungen – aus Nestern am Strand Playa Delfines in Cancún brachten die Behörden etwa mehr als 10.000 Schildkröteneier in Sicherheit. (dpa)